Ein umstrittener Investor sowie ein Exil-Dasein in der Heimat des einstigen Stadtrivalen Inter hatte viele Jahre an Slovan Bratislava und dessen Fanbasis gezehrt. So auch 2016, als bei meinem ersten Aufenthalt in der Slowakei nicht einmal 1700 Zuschauer das Heimspiel des Rekordmeisters besuchten. Mit der Rückkehr ins neu errichtete Tehelné pole (Ziegelfeld) hat das Interesse am Hauptstadtklub wieder zugenommen, dennoch zählt Slovan aus fantechnischer Sicht weiterhin eher zu den schwächeren Adressen Osteuropas.

Nichtsdestotrotz war ich überrascht, dass die vom «Sektor C» vorab angepriesene Choregrafie ohne Erklärung ausblieb und die Stimmung nur selten auf die Mehrheit der 19’870 Zuschauer überschwappte. Zu den Heimfans gesellten sich auch Einzelpersonen aus den Reihen von Wisla Krakau und Austria Wien, wobei sich im letzteren Fall noch zeigen wird, ob Vertreter aus Bratislava nach den Auseinandersetzungen mit der neuen Führungsgruppe «KAI2000» rund um das 342. Wiener Derby auch in Zukunft im Fanblock der Austria willkommen sind.

Nach dem eindeutigen Sieg der Grazer im Playoff-Hinspiel der Conference League war die Luft für das zweite Duell innert Wochenfrist auf Rang und Rasen vorzeitig draussen. Die Gäste beschränkten sich auf die Verwaltung des Drei-Tore-Vorsprungs, während Slovan nebst einem Lattenschuss kein Ausrufezeichen gelang. Trotz grösserer Spielanteile und einem Durchschnittsalter von über 31 Jahren trat stattdessen Sturm Graz abgeklärter auf und raubte dem Gastgeber mit einen Konter zum 0:1 kurz nach dem Wiederanpfiff die letzten Hoffnungen. Die über zweitausend Anhänger aus der Steiermark, darunter auch befreundete KSC- und Werder-Fans, zogen trotz des historischen Weiterkommens einen eher schwachen Tag ein.