Das bekannte Filmzitat «Some men just want to watch the world burn» auf einer Zaunfahne vor der Heimkurve von Universitatea Cluj bringt mich zum Schmunzeln. Es beschreibt den Aufenthalt in Rumänien äusserst passend, wo dank günstigen Terminierungen im Pokal und in der Liga der Besuch vierer Derbys innert fünf Tagen möglich ist. Bereits die grosse Choreografie zum Einlauf der Teams, untermalt von der Klubhymne zur Melodie von Beethovens Ode an die Freude, liess erahnen, dass die «Freu(n)de schöner Götterfunken» auch bei diesem Lokalduell auf ihre Rechnung kommen würden.

In der städtischen Beliebtheitsskala liegt Universitatea Cluj – entgegen der internationalen Wahrnehmung – deutlich vor dem Rivalen CFR. Zwar ist der Eisenbahnerverein wesentlich erfolgreicher und regelmässig in europäischen Wettbewerben zu Gast, eine breitere Basis besitzt allerdings der 1919 von Studenten gegründete Multisportklub mit einer einzigen Trophäe (vom Cupsieg 1965) im Palmarès. 2015 wäre beinahe die zweite hinzugekommen, stattdessen folgte nach der Niederlage im Cupfinal ein sportlicher Niedergang, der bis in die Viertklassigkeit führte. Seit Sommer 2022 zählt «U Cluj» wieder zum Teilnehmerfeld der ersten Liga.

Cluj ist mit 290’000 Einwohnern das zweitgrösste Zentrum des Landes und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der Vertrag von Trianon gliederte Siebenbürgen nach dem Ersten Weltkrieg an Rumänien. Klausenburg hiess fortan Cluj, Siebenbürgen wurde zu Transsilvanien. Zwei Jahrzehnte später war es der zweite Wiener Schiedsspruch, der Nordsiebenbürgen – und damit auch die Stadt Cluj – wieder Ungarn vermachte, bis mit den Beschlüssen der Pariser Friedenskonferenz die Region 1947 endgültig an Rumänien zurückfiel.

Auch nach den beiden Weltkriegen blieb Cluj nicht von nationalistisch motiviertem Gebaren verschont. Mitte der 1970er-Jahre fügte der rumänische Herrscher Nicolae Ceaușescu der Stadt die antike Bezeichnung «Napoca» hinzu, um die gesellschaftliche Wahrnehmung einer Abstammung der Rumänen vom Volk der Daker zu etablieren. Im Volksmund hat sich der Zusatz jedoch nie etabliert.

Die Innenstadt weist zahlreiche historische Gebäude auf, die von Renaissancebauten, über prunkvolle Barocktheater bis hin zu Belegen der kommunistischen Zeit reichen. Ein Blickfang stellt auch die Cluj Arena am Ende des Stadtparks dar, besonders aufgrund der gegenversetzten Seitentribünen, die von niedrigeren Hintertortribünen ergänzt werden. Diese sind beim Stadtduell mit 25’026 Zuschauer beinahe vollständig bevölkert und bergen drei Stimmungszentren: In der «Peluza Sepcile Rosii» rund um die Gruppen Groparii, Boys und jener aus der Plattenbausiedlung Manastur, im Unterrang der Gegengerade sowie im ausverkauften Gästeblock der «Peluza Visinie». Mit einem 1:1 endet das Derby wie bereits am Vorabend in Bukarest mit einem Unentschieden, was dem Format des rumänischen Cups geschuldet keine Überraschung darstellt.