«Steaua inseamna CSA», steht an einer Hauswand in der rumänischen Hauptstadt Bukarest gesprüht. Übersetzt lesen sich die drei Worte als «Steaua bedeutet CSA» und sollen zum Ausdruck bringen, dass der aktuelle Zweitligist CSA Steaua Bucuresti der rechtmässige Nachfolger des erfolgreichsten Klubs Rumäniens ist. Dieser wurde 1947 als Armee-Sportklub gegründet und erlebte seine Sternstunden in den 1980er-Jahren. Nebst zahlreichen nationalen Titeln gewann der Klub 1986 auch den Europapokal der Landesmeister und stellte das Lieblingsteam der Diktatorenfamilie um Oberhaupt Nicolae Ceaușescu dar.
Umkämpfter kommunistischer Scherbenhaufen
Mit der Hinrichtung der Ceaușescus endete 1989 das kommunistische Regime in Rumänien, was auch die nationale Sportlandschaft veränderte. Profiklubs wurden in langwierigen und intransparenten Prozessen privatisiert und von ihren staatlichen Trägern entkoppelt, was im Fall des Armeeklubs «CSA Steaua Bucuresti» auch mit einer Namensänderung hin zu «FC Steaua Bucuresti» einherging. 2003 gelangte der niedergewirtschaftete Verein schliesslich in den Besitz von George «Gigi» Becali, einem der zwielichtigsten Geschäftsleuten des Landes.
Becali kam – wie praktisch jeder Klubpräsident in Rumänien – mehrere Male mit dem Gesetz in Konflikt und trat 2013 wegen unrechtmässiger Übertragung von Grundbesitz und Korruption eine mehrjährige Haftstrafe an. Dies forcierte die Bestrebungen des Verteidigungsministeriums, die einst staatliche Marke «Steaua Bucuresti» aus der Versenkung zu hieven. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, bei dem Becali unter anderem die Namensrechte verlor und seit 2017 sein Team offiziell nur noch unter der sperrigen Bezeichnung «SC Fotbal Club FCSB SA» und mit adaptiertem Wappen auflaufen lassen darf.
Geteilte Fanszene und fehlende Basis
Seine finanzielle Schlagkraft und den Platz in der höchsten Spielklasse konnte der umbenannte Hauptstadtklub hingegen behaupten, verlor aber einen Teil der Anhängerschaft: Die Gruppen Banda Ultra‘, Glas, Hunters, Outlaws, Shadows, South Boys, Stil Ostil und Vacarm aus der Peluza Sud zogen ob den Eskapaden des Mäzens die Konsequenzen und unterstützen seither – in einer optischen Mischung aus Basler Muttenzerkurve und ZSKA Moskaus Sektor A – das Bukarester Armeeteam in der – damaligen – vierten Spielklasse. Die Peluza Nord rund um ihren dubiosen Anführer Gheorghe Mustata blieb Besitzer Becali und seinem FCSB hingegen treu.
Trotz der Teilung auf den Rängen ist es ein äusserst stimmungsvoller Abend, den die 13’678 Zuschauer beim Cup-Heimspiel zwischen dem unterklassigen CSA und Erstligist Rapid Bukarest erleben. Da der rumänische Pokal zu Beginn in einer Gruppenphase ausgespielt wird, ehe es in die K.o.-Phase geht, ist auch das Resultat in Form eines 0:0 in diesem für beide Seiten wichtigen Spiel keine Überraschung. Obschon die Kurven voll und die Affiche klangvoll sind, bleiben im neugebauten Ghencea-Stadion zahlreiche Sitzschalen leer – und untermauern damit: Dem Armeeklub fehlt die breite Basis.
Der Multisportverein – so spielt etwa die Wasserball-Abteilung wenige Stunden vor den Fussballern in der Champions League gegen Novi Belgrad – ist noch immer Teil des rumänischen Verteidigungsministeriums und kann sich damit laut dem nationalen Sportgesetz nicht für die höchste (und einzige Profi-)Liga des Landes qualifizieren. Statt in emotionalen Stadtderbies tritt CSA im Wochenturnus gegen Dorfklubs aus Selimbar oder Tunari an. Nebst unattraktiven Gegnern gibt es aber noch einen triftigeren Grund, der potenzielle Anhänger argwöhnisch bleiben lässt: Der Verein verschlingt Gelder aus dem Staatshaushalt eines Landes, in dem ein wesentlicher Teil der Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt.