Der Verein für Bewegungsspiele Stuttgart, kurz VfB Stuttgart, wurde 1893 ins Leben gerufen. Seine erfolgreichsten Jahre hat der Verein hinter sich, wie zum Beispiel 2007, als er deutscher Meister wurde. Im Moment ist das Team davon weit entfernt und ist nach einer enttäuschenden Hinrunde auf Wiedergutmachung aus. Da kommt das Heimspiel gegen Mainz zum Rückrundenstart wie gelegen.

Rund 200 Kilometer südlich geniesse ich derzeit eine Woche Ferien. Fernab vom Schulstress haben Kollege Luigi und ich deshalb beschlossen, ein Wochenende in der Hauptstadt Baden-Württembergs zu verbringen. Unterkunft fanden wir bei einer Kollegin seiner Mutter, die etwas ausserhalb von Stuttgart über ein schönes Heim verfügt. Mit dem Zug ist Stuttgart schnell erreicht und so fahren wir bereits ziemlich früh an jenem Samstagmorgen im Bahnhof ein. Einer der berühmtesten Bahnhöfe Deutschlands, bedenkt man die langen Unstimmigkeiten zum Grossprojekt Stuttgart 21.

Vor dem Spiel blieb uns genügend Zeit, um durch die Innenstadt zu schlendern. Der Fakt, dass ich hier bereits einige Male zu Gast war, hat uns die Orientierung erleichtert. Ein paar Zeigerumdrehungen später sassen wir dann aber in der Bahn, die uns vorbei am Cannstatter Wasen zum Neckarstadion brachte. Die Mercedes Werke gegenüber des Stadions waren schon von weitem zu sehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Stadion mit einem grossen Schriftzug „Mercedes-Benz Arena“ versehen ist. Eine pikante Zusatzinfo ist, dass das Stadion einst auf den Namen „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ gehört hat. Diese Zeit ist nun jedoch glücklicherweise vorbei und wir bewegen uns hier in der Gegenwart. In dieser beginnt das Spiel in den nächsten Augenblicken und wir verfolgten das Ganze aus der ersten Reihe des Oberranges auf der Gegentribüne schön zentral zum Spielfeld.

Platz hatte es heute für alle genug, die sportliche Misere hat auch auf den Zuschauerauflauf Einfluss, denn mit 38’000 Zuschauern verzeichnet der VfB einen Saisonminusrekord. In der Anfangsphase sind es vor allem die Hausherren, der Ausgangslage wohl bewusst, die Druck auf das Tor der Mainzer ausübten. So ist die Führung in der 11. Minute für den VfB durch Mohammed Abdellaoue verdient. Abdellaoue verwertete einen Abpraller bei Goalie Karius. In der Folge zeigten sich die Gäste immer aktiver und kamen zu guten Torchancen. Die beste davon nutzte der Japaner Shinji Okazaki in der 38. Minute zum verdienten Ausgleich verwerten. Die Zuschauer, doe sich mit diesem Resultat nicht anfreunden konnten, zeigten dies mit Pfiffen bei Rückpassen. Allgemein hatte das Publikum in meinen Augen eine extrem hohe Erwartungshaltung an ihre Mannschaft.

Auf unseren Pausentee wollten wir aufgrund der Stadionkarte verzichten. Diesem Problem bewusst, hat der VfB zur nächsten Saison hin eine Konzeptänderung geplant, damit alle Karten als Zahlungsmittel angenommen werden. Damit haben sie gemerkt, dass vermehrt auch Touristen den Weg nach Stuttgart finden. In der zweiten Halbzeit boten die beiden Teams dann alles andere als Powerfussball, was das Publikum wiederum mit Pfiffen – zum Grossteil gegen die eigene Mannschaft –quittierte. Stuttgart wirkte ideenlos und Mainz stand in der Abwehr sehr sicher.

Kurz vor Schluss krönte Benedikt Saller einen seltenen Angriff der Mainzer mit dem Treffer zum 1:2. Die Zuschauer verliessen nun fast fluchtartig das Stadion. Einzig den Gästefans war es zum Feiern zumute und das taten sie ausgelassen. Stuttgart vermochte in der Folge nicht mehr zu reagieren und die Operation Aufholjagd geriet damit frühstmöglich ins Stocken.