Obwohl Maastricht und Sint-Truiden nur 40 Kilometer voneinander trennen, dauert die Zugfahrt zwei Stunden. Diese Tatsache ist dem Umweg über Lüttich und Hasselt geschuldet, der so gefahren wird, weil sich die Strecke ansonsten von der Anzahl Fahrgästen kaum lohnen würde. Für uns ist dies aber kein Problem, denn mit der neusten Ausgabe der 11 Freunde vergeht die Zeit wie im Flug. Einen Artikel, den ich lese, handelt vom ersten Akteur, der mittels eine Crowdfunding finanziert wurde. Das junge Spielertalent heisst Panagiotis Kynigopoulos und 516 Kleinanleger lotsten ihn zu seinem ersten Verein im Profifussball: der VV Sint-Truiden.
Zwar stand der Grieche heute nicht im Aufgebot, die Idee finde ich aber interessant und könnte der FC St. Gallen ruhig einmal adaptieren. Ich bin nämlich überzeugt, dass 500 Fussballfanatiker mehr Sachverstand aufbringen wie unser „Team-Manager“ Christian Stübi.
Wunschdenken, zu dem heute auch die Hoffnung auf ein Zimmer mit Blick auf das Spielfeld gehört. Bei der kleinen Anzahl Hotels in St. Truiden haben Jonathan und ich uns für das Stayen entschieden, das im Stadionkomplex liegt ist und einigen Hotelgästen einen exquisiten Blick auf den Rasen bietet. Die Dame an der Rezeption hatte für meinen Wunsch Verständnis und buchte uns kurzerhand um, sodass wir diese geniale Aussicht genossen.
Nachdem wir uns lange an der einmaligen Aussicht ergötzt hatten, statteten wir der Innenstadt einen Besuch ab, die etwas weniger imposant als die lokale Spielstätte daherkommt. Pech, dass genau bei unserem Besuch das Stadtzentrum einem grossen Sandkasten gleicht.
Die ganzen Abläufe vor oder nach dem Spiel aus dem Bett mitzuverfolgen ist wirklich speziell und interessant. Vom zügigen Wind in Mitleidenschaft gezogen, vergrub ich mich unter der Decke und wir nahmen unsere Plätze auf der Haupttribüne erst kurz vor Anpfiff ein. Von dort aus sahen wir zusammen mit 12’101 Zuschauern im ausverkauften Stadion eine unterhaltsame Partie, bei der die Gäste früh in Führung gingen. Der junge Ausnahmekönner Youri Tielemans war vom Punkt aus erfolgreich und liess die vielen Gästefans jubeln. Eine ganze Hintertortribüne war in den Händen der Hauptstädter. St. Truiden gelang noch vor dem Seitenwechsel der überraschende Ausgleich, der bis in die Schlussphase Bestand hatte. Dann folgte der Treffer von Anderlecht zum 1:2 und dabei blieb es. Auf den Rängen zeigten die Heimfans eine Blockfahne mit der Aufschrift „Willkommen zur Apokalypse“ und zündeten etwas Rauch und diverse Böller, die zum Teil auch auf dem Feld landeten und für einen kurzen Unterbruch sorgten.
Ich meinerseits verzog mich in der Pause ins Zimmer und war von da an Zuschauer aus der Privatloge. Ein nicht alltäglicher Anblick, der ein wenig über die Erkältung hinwegtröstete, die sich langsam in mir einnistete.