«What else are you gonna do on a Saturday», fragte bereits Tommy Johnson im Film «Football Factory» und spielte damit auf den anstehenden Auftritt seines Klubs Chelsea im Norden Londons an. Statt einem trostlosen Wochenende mit Ehe-Streitereien, Pop Idol und Spielautomaten würde sein Wochenende eine viel bessere Beschäftigung bereithalten: «I know what I’d rather do. Tottenham away – love it!»

Zwar bin ich weder Chelsea-Hooligan, noch steigt das Heimspiel von Tottenham dieses Wochenende an einem Samstag. Trotzdem war es diese Filmszene, die mir bei Reiseantritt in den Sinn kam und die Vorfreude auf den ersten Besuch in der englischen Hauptstadt seit knapp zwei Jahren verstärkte.

Endlich sollte ich wieder in einem Pub stehen, am Pint schlürfen und zu Barry Manilows «Can’t Smile Without You» mitsummen. Während meiner Abwesenheit schossen in London gleich mehrere neue Stadien aus dem Boden, darunter jenes von Brentford und Wimbledon. Bereits im April 2019 hatte das «Tottenham Hotspur Stadium» seine Tore geöffnet, das nebst den Heimspielen der Spurs auch NFL-Partien der International Series beherbergt.

Rund eine Milliarde Pfund hatte der Neubau verschlungen, der an gleicher Stelle wie die White Hart Lane liegt. Im Gegensatz zum alten Stadion ist das neue fast doppelt so gross und gleicht der Heimstätte des Erzrivalen Arsenal. Lediglich der Stadionmantel sowie die imposante Hintertortribüne unterscheiden die Bauten. Obschon heute kein Stadtderby anstand, erwartete ich zumindest vom Gästeanhang aus Leeds einen stimmungsvollen Auftritt. Die Fans aus Yorkshire enttäuschten mich aber erstmals, sodass mir einzig ihre Jubelstürme ob dem Führungstreffer durch Daniel James kurz vor der Pause in Erinnerung bleiben werden.

Auch nach dem Seitenwechsel war es der Aussenseiter, der auf den 2. Treffer drückte. Als dieser ausblieb, schienen die Gäste den Mut zu verlieren. So kam ein lethargisches Tottenham besser ins Spiel und markierte durch Pierre Hojbjerg den Ausgleich. Damit waren auch die 58’989 Zuschauer erwacht. Wie so oft in der Premier League war Stimmung bisher nicht vorhanden, während die kurzen Gesänge nun in brachialer Lautstärke durchs Rund hallten. Dies nutzte Sergio Reguilon zu seinem erstem Tor im Trikot der «Yids». Dank dem 2:1 des Spaniers feierte auch Antonio Conte an der Seitenlinie einen erfolgreichen Einstand vor heimischem Publikum.