«Wenn du guten Fussball sehen willst, bist du hier am falschen Ort», warnt mich mein Kontaktmann Geert-Jan verschmitzt vor. Dabei sorgt der idyllische Waldweg zum nach einem Teich benannten Stadion «De Vijverberg» (gesprochen De Faiferberch) bei mir bereits für erhöhten Pulsschlag. Aus architektonischer Sicht stellt die Spielstätte eine Mischung aus Loftus Road und Mendizorrotza dar und imponiert mir mit zahlreichen Malereien zur Klub- und Fangeschichte sowie einem selbstgestalteten Klubheim bereits von aussen.
Zurecht sind die Menschen in Doetinchem (Du-tin-chem), der mit 60’000 Einwohnern grössten Gemeinde im Achterhoek, stolz auf ihren Klub. Die ländlich geprägte Region begründet nicht nur den Klubnamen De Graafschap, sondern ist auch für den Übernamen «Superboeren» (Superbauern) verantwortlich. Einst als Schmähgesang vom Rivalen aus der nahegelegenen Grossstadt Arnhem initiiert, haben ihn die blau-weissen Fans mittlerweile zum eigenen Markenzeichen adaptiert.
Mit der Brigata Tifosi geniesst beim niederländischen Zweitligisten der Kern der Anhängerschaft denn auch über die Landesgrenzen hinaus einen ansehnlichen Ruf und pflegt Kontakte nach Duisburg (Proud Generation) und Palermo (Curva Nord Inferiore). Wie viele nationale Fanszenen kämpft auch die Brigata Tifosi gegen stetig wachsende Repressionen, die bei Auswärtsspielen nebst verpflichtenden Bus-Match-Ticketkombinationen teils in einem Vouchersystem mit der einzigen Eintauschmöglichkeit an einem dezentralen Treffpunkt am Spieltag selbst gipfeln. Im Gegensatz zu Deutschland wird in den Niederlanden seitens der Exekutive eher auf eine Prophylaxe-Strategie gesetzt, während am Spieltag selbst nur selten ein derartiges Aufgebot an Bereitschaftspolizisten wie jeweils beim östlichen Nachbarn im Einsatz steht.
Auf dem Rasen gelingt den Gästen aus Den Haag kurz vor Spielende mit der ersten grossen Torchance der einzige Treffer der Partie. Das 0:1 vor 10’129 Zuschauern, darunter eine Abordnung an verspätet eingetroffenen Gästefans, markiert für De Graafschap endgültig eine weitere Übergangssaison.