England – Schweiz (08.09.15)

Wer träumt schon nicht davon, eines schönen Tages einmal sein Team im Wembley unterstützen zu dürfen? Da dieses Unterfangen mit dem FC St. Gallen wohl höchstens irgendwann mal der Nachwelt vorenthalten sein könnte, hiess es, die rare Möglichkeit zu nutzen und dem Herkunftsland bei einem Ernstkampf auf der Insel beizustehen. Um dann tatsächlich beim Stichtag vor Ort sein zu dürfen musste aber bereits mehr als ein halbes Jahr im Voraus eine der begehrten Eintrittskarten gekauft werden. Obwohl ich damals weder wusste, ob ich für die kurze Zeitspanne im September vom Arbeitgeber die Erlaubnis für eine Absenz bekomme noch mit wem ich vor Ort sein werde, wurde also so ein Ticketantrag beim Verband eingereicht. Nach Informierung der Kameradschaft zeigte sich Cedric vom Unterfangen angetan und mit der positiver Mitteilung des SFV zum Kartenantrag in der Hand, konnte Mitte Mai noch ein halbwegs günstiger Flug für einen ultimativen Kurzurlaub in der englischen Metropole gebucht werden. Die Zustimmung seitens der Arbeitsstelle kam auch und das Risiko hatte sich schliesslich ausbezahlt.

Nachdem Cedric bereits am Vorabend zu mir nach Lausanne reiste ging es am Folgetag gegen Mittag auf in Richtung Genfer Flughafen, wo man in einer guten Stunde mit reichlich Fussballfans an Bord zum Londoner City Airport geflogen wurde. Bis zum vorab vereinbarten Treffpunkt aller Schweizer-Fans und dem damit verbundenen Start des Fanmarsches blieb nicht allzu viel Zeit und man begab sich mehr oder weniger direkt zum Swiss Court. Dieser Platz trägt tatsächlich diesen Namen und ist nahe der bekannten Einkaufsläden rund um den Piccadilly Circus zu finden. Was dort vorzufinden war verdiente dann schon eher die Überschrift Zirkus. Dass man bei der Schweiz auswärts kaum eine schlagkräftige Truppe Fussballfans zusammenbringt, die für Stimmung sorgen und gut gekleidet sind war mir klar. Dass sich der Haufen von knapp 10’000 Leuten aber ausschliesslich (!) aus irgendwelchen verkleideten Modefans, zurückgebliebenen Hinterwäldlern oder verwöhnten Vorstadtzürchern zusammensetzen würde, war mir persönlich dann aber definitiv zu viel des Schlechten.

Also schnell noch ein Pint gestemmt und gleich noch ein paar, um wenigstens halbwegs all die peinlichen Landsmänner ausblenden zu können. Der Marsch an sich war dann allerdings schon sehr eindrücklich, auch wenn sich das Liedgut auf einige wenige „Hits“ beschränkte, bei denen die Lautstärke jeweils gut anschwoll. Zumindest aber mal ein nettes Gefühl, wenn man mit x-tausenden Fussballfans die Innenstadt einer europäischen Metropole lahmlegt und mitten auf der Oxford Street neben den japanischen Touris singend und trinkend durch die Gassen zieht. Ab der Station „Bond Street“ war aber die Metro das Fortbewegungsmittel, ehe man sich am Wembley Park nochmals sammelte und gemeinsam die letzten Meter bis hin zum Stadion zurücklegte. Trotz Vermischung beider Fanlager kam es zu keinerlei Ausschreitungen. Schade, da hätte ich es einigen Exemplaren durchaus gegönnt, wenn sie von einer älteren Fraktion Engländer umgeboxt worden wären.

Wir hielten noch für einen kurzen Essensstopp inne, ehe man pompöse Spielstätte betrat, die ich bereits einmal leer begutachten konnte, sowie diverse Male im Fernsehen. Schon eine eindrückliche Baute mit historischen Charakter, man erinnere sich zum Beispiel an das legändere Tor (oder eben Nicht-Tor?) im Jahre 1966, was England zum WM-Titel verhalf und nun den Namen des Austragungsortes trägt. Für späte aber ausgleichende Gerechtigkeit sorgte übrigens der Schuss von Frank Lampard im Jahre 2010, als der Ball hinter Manuel Neuer ganz klar im Tor war, der Treffer aber im Gegensatz zur Wembley-Tor nicht gegeben wurde.

Wie in England und bei Auswärtsspielen des jeweiligen Landes üblich, wollte man vor Spielbeginn noch neben all den anderen Sinnlosbannern eine Zaunfahne im Zusammenhang mit der Herkunft und dem Herzensclub aufhängen, wurde dabei aber unglücklicherweise von GC-Leuten entdeckt und darauf angesprochen. Der Kerl faselte etwas von Präsentieren bei der nächsten Auswärtsfahrt. Na dann mach dich mal selbst zum Deppen, zumal die Fahne keinerlei Gruppierung angehört und nicht einmal in Vereinsfarbe gehalten war. Grund war, dass man heute schliesslich nicht für den FCSG hier sei, sondern (O-Ton der Zecke) für die Schweizer Nati. Bei einer richtigen Mannschaft und Anhängerschaft hätte dies als Argument auch durchaus gezogen, aber wenn ich sehe was hier für Volk aufkreuzt und wie schweizerisch unsere Nati dann auch wirklich ist, find ich derartige Wichtigtuerei äusserst lächerlich. Aufgrund der klaren nummerischen Unterlegenheit wurde das Unterfangen dennoch abgebrochen, nicht aber ohne noch etwas gegen die Zecken zu pöblen. Nervt schon gewaltig der Haufen. Da reist man 1400 Kilometer und die einzigen Kälber, die dir während der ganzen Tour auf den Geist gehen sind irgendwelche Zürcher Deppen. Da fange ich langsam an die Aktion der Rumänen im Auswärtsblock beim Gastspiel in Ungarn zu verstehen.

Was es zum eigentlich Grund der Reise, dem Spiel zu sagen gibt? Ehrlich gesagt nicht viel. Meiner Meinung war das Gezeigte trotz absolut eindrücklicher Kulisse von 75’751 Zuschauer äusserst mager. Die Gäste, ich hüte mich davor, den Begriff „Schweizer“ in den Mund zu nehmen, hatten hier anscheinend bereits vor dem Anpfiff einen allfälligen Punktgewinn abgeschrieben. England tat seinerseits nur das Nötigste was dennoch mehr als reichte und gewann dank Tore von Einwechselspieler Harry Kane und einen späten Treffer von Wayne Rooney schlussendlich verdient mit 2:0. Letzterer ist nun somit auch alleiniger Rekordtorschütze der Three Lions und spülte dank seinem von mir prophezeiten Treffer noch etwas Geld in die Wettkasse.

Rückblickend sicherlich ein etwas komischer Ausflug, was nicht an Begleiter Cedric lag sondern einfach am Gesamtpaket von Kutten, unmotivierten Spielern mit Schweizer Staatsbürgerschaft, fehlender Stimmung und einigen bildungsresistenten GC-Anhängern.


FC Kosova Zürich - FC Locarno

Während sich mein Namensvetter nach dem Legendenspiel für den direkten Heimweg entschied, gingen Sergio und ich zu zweit noch weiter in Richtung Sportanlage Buchlern im Zürcher Vorort Altstetten. Hier lief bereits seit einer Weile das viertklassige Duell zwischen dem FC Kosova Zürich und den Akteuren aus Locarno. Da bis zum Erscheinen aber noch keine Tore fielen und auch wegen der tiefen Spielklasse war diese kleine Verspätung unsererseits aber nicht weiter tragisch. Da lässt sich die Tatsache, dass man hier einen wucherhaften Eintrittspreis von 10 Franken verlangt doch schon eher dem oben genannten Prädikat zuordnen.

Das Gezeigte bei mittlerweile leichtem Nieselregen konnte den Preis zumindest nicht rechtfertigen. Die Partie wurde zwar hart geführt und die Herren aus dem Tessin, vor zwei Jahren noch in der Challenge League aktiv, lockten gut 250 Zuschauer an den Spielfeldrand und auf die kleine Tribüne vor Ort. Trotzdem habe ich mich schon willkommener gefühlt als beim Klub, der von Einwanderern aus Albanien und dem Kosovo gegründet wurde und auf die aktuelle Saison hin den Sprung in die höchste Liga im Schweizer Regionalfussball geschafft hatte. Schlussendlich waren es erwartungsgemäss die Gäste vom Nordufer des Lago Maggiore, die mit einem ungefährdeten 1:4 Auswärtssieg die drei Punkte in die Heimat entführten.

Nachdem man am Vorabend im Ausgang etwas gar fest über den Durst getrunken hatte, nahm man heute die Rolle des Fernsehzuschauers beim Schweizer Last-Minute-Sieg gegen Slowenien ein. Scheint so als ob der heutige Doppler in Zürich noch nicht für die nötige Dosis zur Suchtstillung gereicht hätte.


GC Zürich - Neuchâtel Xamax

„In der Fremde spürt man, was Heimat wert ist und liebt & vermisst sie umso mehr!“ Dies steht auf dem Spruchband im Titelbild dieses Beitrages geschrieben. Fotografiert wurde der Text, dem auch ich als neutraler Betrachter absolut zustimmen kann anlässlich des Legendenspieles im Zürcher Hardturm. Genau, richtig gelesen. Nicht etwa im Letzigrund fand oben genannte Partie statt, sondern in „ihrem“ Revier, dem altehrwürdigen Hardturmstadion zu Zürich. Und da so ein Spiel wohl die letzte Möglichkeit bietet, dem Hardturmareal bei einem Fussballspiel einen Besuch abzustatten, wollte auch mir zusammen mit meinem Namensvetter und Kollege Sergio die Möglichkeit nicht entgehen lassen, dem Legendenspiel beizuwohnen. Gespielt wurde zwar lediglich auf einem verkleinerten Feld und nur jeweils zweimal 25 Minuten, da ich aber solche von der Fanseite auf die Beine gestellte Aktionen würdigen will, konnte man darüber getrost hinweg sehen. Diese Tatsachen rufen natürlich zwangsläufig Teile der Hopperpolizei auf den Plan, ich will mich aber jetzt gar nicht gross für einen solchen speziellen Spielbesuch rechtfertigen müssen.

Zumal vor Ort noch einige weitere Gleichgesinnte ausgemacht werden konnten. Tendenziell galt es heute aber unauffällig zu bleiben, sei dies nun wegen der nicht überall beliebten Leidenschaft meinerseits viel eher aber wegen meiner Liebe zum FC St. Gallen, auf den man hier äusserst schlecht zu sprechen ist. Bei diesem besonderen Anlass konnte man aber auch dem Erzfeind einmal einen Besuch abstatten, da sich der Eintrittspreis sehr loyal ausrichtete und keiner von uns dreien wirklich wusste, wie viele Leute das ganze Spektakel dann überhaupt anlocken würde. Schlussendlich waren es bemerkenswerte 2’500 Zuschauer, die für einen offiziell ausverkauften Hardturm sorgten.

Und auch wenn man dem Gegner nur ungerne Lob eingesteht, muss ich sagen, dass die heutige Partie sowie der ganze Anlass sehr gelungen war. Ein Volksfest für alle Beteiligten, auf dem nicht nur die Pyromanen mehr als auf ihre Kosten kamen sondern auch jung und alt, wobei letztere sicherlich noch einige der Akteure besser kennen sollten. So spielten neben nationalen Grössen wie Stéphane Chapuisat und Ruedi Elsener auch ein gewisser Mats Gren, der extra aus Schweden anreiste, sowie Goalie Engel, den ich nach ein paar Minuten mit einem ähnlich schnell reagierenden GC-Fan davor bewahrte, zusammen mit dem Tor nach hinten zu fallen. Während der Partie, die übrigens durchaus sehr ansehnlich war und aufgrund des verkleinerten Spielfeldes mit 10:8 äusserst torreich endete, wurde vom Heimanhang gut supportet, der sich auf den noch bestehenden Estraden des abgerissenen Stadions niederliss. Allgemein war die Gegend ziemlich verlassen und daher nett anzusehen, so konnte man zum Beispiel auf einem gegenüberliegenden Parkhaus einige Bäume entdecken, die sich die Gegend wieder langsam zurückerobern.

Nach den 50 Minuten war Schluss und die Herren ausser Puste und es gilt beiden Zürcher Anhängerschaften ein Kompliment auszusprechen, da man bei GCZ für ein einmaliges Volksfest sorgte und bei den FCZ-Hooligans sowie ihrer Entourage bewusst auf einen Angriff verzichtete. Es wäre selten ein so leichtes Unterfangen gewesen die Hüpfer anzugreifen aber ich finde es schön, dass man hier aufgrund der Familien und der ganzen Thematik dem Anlass Respekt zollte und den Hass für einmal auf der Seite liegen liess. Apropos Hass, den ich trotz allem weiterhin beim Kürzel GCZ verspüre gebe ich ihnen bei einem Anliegen Recht: Es braucht ein neues Stadion, und zwar jetzt!


Nottingham Forest – Cardiff City (29.08.15)

Trotz knappem Zeitpolster klappte die Überfahrt nach Nottingham problemlos und nur dank einem inkompetenten Ordner verlor man kurz die Nerven und verpasste so die ersten Spielminuten. Für Lukas wohl noch immer unverständlich, wie ich mich ab jenem Szenario derart aufregen konnte, schliesslich hatte man noch kein Tor verpasst und die Situation präsentierte sich ebenfalls deutlich angenehmer als bei diesem bemitleidenswerten Herrn. Da fuhr der arme Kerl doch tatsächlich frühmorgens nach Wales, nur um dort festzustellen, dass seine Lieblinge heute im heimischen City Ground auflaufen werden. Dieser gefällt mir persönlich ziemlich gut. Neben der typisch alten Haupttribüne gibt es auf der Gegenseite und hinter dem einen Tor grosse freistehende Tribünen, während hinter dem anderem Tor das Stadion durch eine skurrile Konstruktion in seiner nicht alltäglichen Form abgerundet wird. Mitunter skurril gilt es dann auch den lieben Ebby aus Duisburg zu bezeichnen, der Superfan von Forest schlechthin und in etwa das Pendant zum falschgefahrenen Forest-Lad. Seit einigen Jahren ist der in Duisburg (Ja, richtig gehört in Deutschland) bei den Eltern wohnhafte Herr an jedem Spiel der Reds anzutreffen und hat sich so mittlerweile nicht nur einen gewissen Grad an Bekanntheit sondern auch seine eigene Zaunfahne erarbeitet.

Gebracht hat ihm diese heute allerdings nicht viel, denn die Rot-Weissen mussten sich nach einer schwachen Vorstellung den Walisern mit 1:2 geschlagen geben. Trotz dem Auswärtssieg zeigte sich der Gästeanhang erstaunlich verhalten. Schon ein gewisser Kontrast vorhanden zum guten Auftritt zwei Wochen vorher bei den Hoops in London, wo man ebenfalls vor Ort war. Der heimische Anteil unter den 18’762 Zuschauer versuchten dann auch nur wenige Male auf sich aufmerksam zu machen, sodass die Stimmung allgemein relativ auf der Strecke blieb. Nach Spielschluss und dem Unterfangen, der nahegelegenen Spielstätte des anderen Stadtclubs Notts County einen Besuch abzustatten, wurden wir in einer Seitengasse noch von einigen Casuals aufgegriffen.

Insgesamt eine ziemlich heikle Situation gewesen. Vor allem in dem Moment als sie uns fragten, für wer wir den hier seien, zumal ich keine Clubfarben erkennen konnte. Damit bestand eine 50%-Chance, ohne Prügel aus der Situation herauszukommen. Obschon der sportlichen Kleidung zog aber glücklicherweise die ahnungslose Touristennummer und wenig später standen wir doch noch im Meadow Park, der Heimstätte des ältesten Profivereins der Insel. Und dies glücklicherweise ohne Abreibung. Nach dem Nachtessen wurde ein weiteres Male der Bahnhof angepeilt und knapp zwei Stunden später war man bereits in einem Pub in Luton anzutreffen, wo man den Abend und damit auch die Tour angemessen ausklingen liess. Spätestens als uns irgendein älterer Herr für Brüder aus Irland hielt war es aber an der Zeit zu gehen. Am darauffolgenden Morgen zeigte sich die Dame an der Rezeption dann gütig mit den beiden jungen „Lads“ aus der Schweiz und verlangte trotz klar verpassten Checkout-Termin keinen Aufpreis.


Derby County – Leeds United (29.08.15)

Nach einem verhältnismässig eher schwachen Derby sind wir in Derby nun auf Besserung aus. Während bei der ersten Erwähnung noch das gestrige Aufeinandertreffen zwischen Blackburn und Bolton gemeint war, geht es beim zweiten Derby um die gleichnamige Stadt, welche rund 120 Kilometer südlich von Blackburn im Zentrum Englands zu finden ist. Mit diversen Umstiegen und dank unterhaltsamem Volk auf dem Weg ans Leeds Festival verging die Zugfahrt schlussendlich wie im Fluge. Sightseeing blieb bei dieser Tour bereits am Vorabend weitgehend  auf der Strecke und so machten wir uns auch hier wieder direkt auf in Richtung Stadion. Das Gepäck durften wir freundlicherweise bei einem naheliegenden Hotel deponieren, ehe sich nach kurzem Fussmarsch auch schon das iPro Stadium vor uns auftat. Die Spielstätte hat vermeintlich aber etwa so viel mit Apple am Hut, wie ich mit dem Grasshopper Club Zürich. Der Name kommt nämlich vom Sportgetränkehersteller iPro. Auch wir führten vor dem Betreten noch einige „Sportgetränke“ zu uns, allerdings solche ohne irgendwelche isotonische Zusatzstoffe.

Die Rams (zu Deutsch Widder, siehe Clubwappen) aus Derby gelten bekanntlich jedes Jahr als heisser Aufstiegskandidat, verpassen es aber immer wieder auf Ende Saison hin, die gute Ausgangslage zu nutzen und nach einer Durststrecke von acht Jahren, vielleicht auch darum der Stadionname 🙂 wieder in die Premier League zurückzukehren. Trotz der Zweitklassigkeit kann man hier auf sein Publikum zählen und es kamen am heutigen Samstagmittag beachtliche 29’386 Zuschauer ins Stadion. Davon gehen allerdings knapp dreitausend auf das Konto von Leeds United. Der Club aus der Universitätsstadt ist für seine Fans über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In England sind sie, unabhängig von der Spielklasse, zahlenmässig der Krösus und über diesen inoffiziellen Titel ist man natürlich auch dementsprechend stolz.

Dies zeigt sich im Stadion durch Äusserungen wie „We are Leeds United, we don’t give a fuck“ und auf einer jeder halbwegs fussballinteressierten Internetplattform mit den Worten „Leeds would have taken more“. Bei ihrer Hymne und somit auch dem bekanntesten Lied „Marching on Together“ wurden sie vom Heimanhang aber jeweils derart ausgebuht, dass die gewünschte Wirkung grösstenteils ausblieb.

Trotzdem natürlich insgesamt ein Haufen der in Ordnung geht und sich auch das eine oder andere Male durch brachiale aber kurze Gesänge Gehör zu verschaffen wusste. Für die Insel ebenfalls sehr erfrischend gilt es den Heimsupport einzustufen, wo anfangs nicht nur im Fanblock Fahnen geschwungen und durchgehend gestanden wurde, sondern auch überdurchschnittlich viel und laut gesungen wurde. Nichtsdestotrotz aber auch hier die englische Krankheit sichtbar, durch immer schneller werdendes Klatschen jeden Rhythmus und jedes längere Lied nach kurzer Zeit in seinem Keim zu ersticken. Persönlich finde ich diese Angewohnheit sehr schade, da ich nach wie vor der Meinung bin, dass man hier in England durchaus das Potenzial hätte, europaweit von der Lautstärke her eine ganz grosse Rolle zu spielen.

Diese Lautstärke wird dann halt aber immer noch vom Geschehen auf dem Platz beeinflusst und dort hatte Leeds etwas überraschend zu Beginn mehr davon. Somit auch wenig verwunderlich, dass die Gäste trotz mittlerweile etwas abgeflachtem Spiel noch vor der Pause zur Führung kamen. Im zweiten Abschnitt dann aber das eigentlich erwartete Bild und Derby schnürte United richtiggehend ein, was nach wenigen Minuten bereits für den Ausgleich reichte. In der Folge verpassten es die Schwarz-Weissen allerdings, das Spiel endgültig in die richtigen Bahnen zu lenken und so kam es wie so oft wenn man die Tore nicht macht, denn kurz vor Schluss hämmerte Chris Wood den Ball via Pfosten zum 1:2 Auswärtssieg ins Netz. Derby vermochte auf diesen späten Schock nicht mehr zu reagieren und somit gehen die drei Punkte etwas überraschend an das Team von der Elland Road.

Und um den Beitrag mit einem ähnlich einfallslosen Wortspiel wie am Beitragsanfang zu beenden, war es für uns nun höchste Eisenbahn, um nach Nottingham aufzubrechen.


Blackburn Rovers – Bolton Wanderers (28.08.15)

Seit der Einführung der Premier League im Jahre 1992 konnten genau fünf verschiedene Vereine die, von der Champions League abgesehen, wohl begehrteste Trophäe im Clubfussball für sich gewinnen. Neben den beiden Vereinen aus Manchester kommen mit Chelsea und Arsenal zwei Titelträger aus der Hauptstadt London hinzu. Doch wer ist der fünfte Verein im Bunde? Genau, die Blackburn Rovers. Nicht etwa Tottenham oder Liverpool, nein, die Rovers aus der Industriestadt waren in der Saison 94/95 das tonangebende Team und sicherten sich mit dieser Meisterschaft einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Von diesen glorreichen Zeiten sind sie in der Gegenwart aber weit entfernt und müssen sich nun eher mit einem Abstieg in die dritte Liga als mit einer Rückkehr ins englische Oberhaus befassen.

Trotzdem sollte das Heimspiel bei den Rovers unbedingt mitgenommen werden, als man sich konkret mit der Planung einer weiteren Tour in den englischen Gefilden auseinandersetzte. Denn der Spieltag bot eine Kombination, wie sie ansonsten nur ganz selten möglich ist. Am Samstag wurde nämlich die Partie in Derby vorgezogen, was mit einer raschen Weiterfahrt nach Spielschluss in Richtung Nottingham ziemlich genau für die zweite Partie des Tages reichen könnte/müsste. Schlussendlich entschied man sich für eine reine „Zweitliga-Tour“ mit drei Partien der Championship. Die hiesige sollte am Freitagabend den Auftakt darstellen, ehe es am Folgetag eben den Doppler Derby – Leeds und Nottingham – Cardiff in die Tat umzusetzen galt. Am Sonntag dann der Rückflug, welcher leider mit keinem weiteren sinnvollen Kick mehr verbunden werden konnte.

So passend wie die Spieltermine waren, so unpassend präsentierten sich die Flugpreise. Der Hinflug nach Manchester fiel aufgrund dreistelliger Summe schon mal weg und auch mit der Destination Liverpool liessen sich die Flugpreise nicht wie gewohnt in die gewünschte Preisklasse drücken. Umdisponieren war also angesagt und wenige Zeit später wurde man mit zwei Flügen jeweils mit Ziel- beziehungsweise Startpunkt in der englischen Hauptstadt fündig. Definitiv eine Notlösung, die allerdings mit den Zugtickets inbegriffen preislich weiterhin viel unter der Variante Manchester blieb. Als Begleiter hatte sich bereits früh der Lukas gemeldet und so galt es für ihn eine ähnliche Flugverbindung zu finden. Hinflug ab Basel und der Rückflug gemeinsam nach Zürich. Geht in Ordnung. Tickets für die Partien waren ebenfalls ohne grosse Probleme allerdings für gewohnt grosse Preise zu erweben und so konnte man am Vorabend der Reise noch unbeschwert das Ausscheiden der Schlachthofkühe aus Salzburg mitverfolgen. Herrlich und amüsant zugleich, wie der Kommerzverein jedes Jahr aufs Neue in der Qualifikation für die Königsklasse scheitert. Das absolut unverdiente und darum umso schönere Weiterkommen der Gäste aus Minsk sorgte nun also für einen zufriedenen Schlaf.

Dieser währte aber lediglich gefühlte zwei Minuten, ehe ich mich bereits wieder aus dem Bett quälen musste. Gerade noch erreichte man zu Fuss den am Bahnhof Lausanne bereitstehenden Zug in Richtung Genfer Flughafen. Im Abteil noch etwas Schlaf nachgeholt und beinahe den Ausstieg verpasst. Dem Kollegen ging es auf dem Hinweg übrigens auch nicht sonderlich viel besser, denn nach einem Stromausfall im Zug schaffte er es nur noch mit viel Glück auf den Flieger in die englische Metropole. Wenn das mal alles gut gehen sollte.

Ging es! Und so traf man dann so um die Mittagszeit aufeinander. Während ich meinerseits am Vormittag noch gut die Shoppinglust stillte, musste der arme Kerl zuerst den Weg von Stansted bis ins Stadtzentrum hinter sich bringen. Nach der Verpflegung sammelte man noch etwas Proviant und schon ging es auf den Zug in Richtung Manchester. Für Unterhaltung während der knapp dreistündigen Fahrt sorgte der Streifen Jurassic Park, den ich bereits eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. In Manchester war eine kleine Pause einkalkuliert, ehe mit Jurassic Park 2 der nächste Teil bis an das Tagesziel Blackburn bewältigt wurde. Ab Bolton hatte sich dann auch gut Fussballvolk unter die Reisenden gemischt, was bei mir natürlich immer gern gesehen wird. In Blackburn angekommen drängte dann etwas die Zeit sodass wir nach dem Beziehen des Hotels auf die Dienste eines Taxis angewiesen waren. Wird ja in meinem „Genre“ nicht so gerne gesehen, aber lieber verstosse ich gegen irgendwelche moralischen Vorschriften als ein paar kostbare Spielminuten zu verpassen.

So kostbar waren diese dann allerdings gar nicht wie sich herausstellen sollte, denn das Gezeigte im Ewood Park war nicht nur schwer anzusehen sondern auch noch äusserst chancenarm. Immerhin sorgte Bolton mit einem vollen Gästeblock für etwas Unterhaltung bei diesem Derby. Die Wanderers-Anhänger waren aber eher mit dem Umherschlagen von Plastikbällen beschäftigt als sich in gutem Support zu messen. Zu den aufblasbaren Spielzeugen in den englischen Fanblöcken gilt es übrigens diese amüsante Anekdote aus dem heimischen Tagesanzeiger zu lesen.

Auch von der Heimseite konnte, wie auf der Insel in akustischer Hinsicht so oft, nichts Weltbewegendes vermeldet werden und so gab es hier wohl auch schon stimmungsvollere Abende als der heutige vor 14’632 Zuschauer. Wie gesagt gab es spielerisch kaum Zählbares, aber auch wenig verwunderlich, da beide Teams in den ersten fünf Spielen zusammen (!) gerade einmal mickrige vier Tore erzielt haben. Bei den Gästen kam noch Altmeister Emile Heskey zum Einsatz, der war aber ähnlich erfolgreich wie das Kick-and-Rush-System welches die Rovers praktizierten. „Arte et labore“, frag mich da ja schon was die jeweils im Training machen. Kunstvolles Arbeiten ist dies jedenfalls nicht. Und so endete die Partie logischerweise mit dem Ergebnis welches man als Groundhopper stets am meisten fürchtet. Ein 0:0 Unentschieden. Gar nicht meisterlich!

Darauf musste man sich auf dem Nachhauseweg einfach bei einem Off-Licence-Store bedienen, ehe man den Heimweg, diesmal wohlbemerkt zu Fuss, in Angriff nahm.


FC Rapid-Montreux - FC Montreux-Sports

Der Regionalcup hier am Genfer See beschenkte mich mit einem Stadtderby in Montreux, dass es natürlich nicht verpassen galt. Und so machte man sich am besagten Abend auf in Richtung Jazzstadt, wobei der Austragungsort etwas oberhalb vom Stadtzentrum liegt und darum lediglich mit einem Umstieg auf den Bus zu erreichen ist. Pünktlich stand ich vor dem Stadion, wo man anscheinend nicht auf einen finanziellen Entgelt angewiesen zu sein scheint. Freier Eintritt am heutigen Abend also, was einerseits als nette Geste angesehen werden kann, andererseits aber auch als ökonomischen Lapsus, zumal vor allem für einen Amateurverein solche Einnahmen durchaus einen essenziellen Beitrag darstellen. Na gut, etwas Geld spülte ich ihnen durch die Konsumation von Bier und Pommes Frites trotzdem in die Vereinskasse, wobei es zum Cateringangebot eine Anekdote gibt, die hier definitiv Erwähnung finden sollte.

Insgesamt relativ interessant und wenig tragisch aber halt doch lustig, wenn der Bierpreis während der Partie ändert und ausserdem die Fritteuse noch vor Spielbeginn ihren Geist aufgibt. Irgendwann in der Halbzeitpause wurden mir vom Koch persönlich dann doch noch die versalzesten (existiert dieser Superlativ?) Pommes Frites meines bisherigen Lebens in die Hände gedrückt. Ketchup hätten sie nicht, er könne mir aber etwas Kräutersauce anbieten. Na dann mal „Bon Appetit“.

Spielerisch hatte ich mir trotz dem Klassenunterschied (Gäste in 6. Spielklasse, Heimteam in 8. Spielklasse) ein engeres Spiel vor rund 100 Zuschauer vorgestellt. Obwohl Rapid zu Beginn vor allem dank schlechter Chancenauswertung der Kontrahenten hinten die Null halten konnten, hatten sie während der ganzen Partie keine wirkliche Offensivaktion zu verzeichnen. Irgendwann brach dann der viel besagte Bann vor der bescheidenen Zuschauerkullisse und die Favoriten gingen noch vor dem Seitenwechsel mit drei Toren klar in Führung. Nun hatte man auf der Heimseite auch mental die Sache wohl abgehakt, denn anders lässt sich die zum Schluss resultierende Klatsche von 0:9 Toren nicht erklären. Immerhin etwas für die Statistik, denn mit dem haushohen Sieg von Montreux-Sports habe ich ein neues Rekord-Spiel bezüglich erzielter Tore.

Ferner zu erwähnen gilt es die neben Sylvie van der Vaart wohl schönste Spielerfrau, die man je gesehen hatte. Leider hat sie ihr Herz aber bereits einem Akteur der Heimmannschaft verschenkt. Wenn es ihr wirklich um den fussballerischen Aspekt gehen würde, wäre sie jetzt ein paar Ligen höher aktiv, denn ihr Freund hatte etwa so viel drauf wie ein Sandwich im Flugzeug. Bekanntlich zählen aber ja die inneren Werte. Ich persönlich warte ja noch auf den Tag, an dem sich eine Dame solcher Kategorie neben mich setzt und sagt: „Na, und wie viele Länderpunkte hast denn du?“

Normalerweise würde hier jeweils über eine problemlose Heimreise berichtet werden, doch diesmal wäre die Sache beinahe ins Auge gegangen. Für den Rückweg musste man sich kurz vor 22 Uhr an einem kleinen Provinzbahnhof einfinden, der mit der Durchquerung eines Waldes auch problemlos zu erreichen ist, allerdings gab in der Mitte des Waldes mein Handy tatsächlich den Geist auf. Dieses diente einerseits als Taschenlampe ferner aber auch als Oriertierungshilfe. Und so kann es als persönliche Meisterleistung abgetan werden, dass ich schlussendlich doch noch rechtzeitig aus dem stockfinsteren Dickicht gefunden hatte und auf den letzten Zug des Tages aufspringen konnte. Mögen mir Orientierungsprobleme, steigende Bierpreise, versalzene Pommes Frites und sonstige Eskapaden in Zukunft erspart bleiben!


Hamburger SV – VfB Stuttgart (22.08.15)

Vor ziemlich genau einem Jahr ging es bereits einmal mit dem Kumpanen Flavio nach Deutschland, wo man neben einer Drittligapartie noch das Rencontre zwischen Ingolstadt und Darmstadt mitverfolgte. Notabene also die beiden späteren Erstligaaufsteiger. Und da jenes Wochenende als durchaus gelungen angesehen werden konnte, äusserte man bereits früh den Wunsch, dies im nächsten August zu wiederholen. Wiederum mit der Wunsch auf zwei Spiele bei unseren nördlichen Nachbarn, wobei mir nach diversen Überlegungen das Abendspiel der Hamburger ins Auge stach. Generell sind ja solche Kicks am späten Nachmittag gut mit einer zweiten Partie zu verbinden, was sich dann dank der Partie Werder Bremen II – FC Magdeburg auch prompt so bestätigen sollte. Und hatte man die Spielplanmacher vor ein paar Beiträgen noch gelobt, stand man nach der Umterminierung der Partie auf den Freitagabend wieder einmal mit leeren Händen da.

Die Alternativen sollten tatsächlich so rar gestreut sein, dass aufgrund der tiefen Spielklasse entweder die Motivation fehlte oder bei einem lukrativen Kick die Distanz etwas zu gross war. Soll heissen, ein Oberligaspiel im Norden Hamburgs wie auch die Partie Osnabrück – Rostock wurden links liegengelassen. Um doch noch eine zweite Spielstätte von Innen betrachten zu dürfen schlug ich dem Flavio eine Führung bei St. Pauli vor, was bei ihm glücklichweise ebenfalls Anklang fand. Somit dürfte am Samstag dann etwas mehr Zeit für Sightseeing in der Hansestadt bereitstehen. Getroffen hatte man sich allerdings bereits am Vorabend, da die Maschine bereits früh am Morgen ab Genf in die Lüfte stieg. Dadurch vorher noch die Arbeitswoche am Seeufer in Lausanne ausklingen lassen und einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen dürfen. Muss ja nicht immer gleich die Karibik sein.

Pünktlich in Norddeutschland nach einem Flug über das Bremer Weserstadion gelandet und sogleich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten abgeklappert, wobei einige davon auf den Fotos in der Galerie am Beitragsende zu sehen sind. Obwohl ich schon viel Gutes über die Hafenstadt gehört hatte vermochte mich das „Tor zur Welt“ irgendwie nicht vom Sockel zu reissen. Der Hafen ist aber sicherlich sehr eindrücklich und allemal einen Besuch wert. Von dort aus erreicht man dann auch relativ schnell das Millerntor, wo der FC St. Pauli sein Zuhause hat und in knapp einer Stunde zur Führung lud.

Über die Landesgrenzen hinaus erfreut sich der Verein ja über grossen Zuspruch, wobei der Club zumindest bei mir und Begleitung Flavio gar keinen Anklang fand. Zu übertrieben grenzt das Ganze meiner Meinung nach eher einer Vereinigung von Revoluzzer und sonstigen Bevölkerungsgruppen, die irgendwann einmal zu kurz gekommen sind. Darauf vermarktet sich auch das ganze St. Pauli, welches von den Grundzügen her zwar einige gute Ansätze zeigt, meiner Meinung nach aber für einen Fussballverein viel zu überhöht in andere Sparten einzugreifen versucht. Der Vollständigkeit halber aber dennoch ein Panoramabild des Piratennestes.

Vielleicht ist meine Einschätzung ja etwas gar tendenziell und man hatte den Verein einfach etwas auf dem falschen Fuss erwischt. Spätestens bei einem Spielbesuch wird sich dies irgendwann dann mal zeigen, vielleicht schon im nächsten Jahr, sollte es zu einem Stadtderby kommen. Bisher scheint dies ja sogar in beiden Ligen durchaus in Bereich des Möglichen zu liegen. Nach der Führung bot sich ein Besuch auf dem Dom an, dem grössten Volksfest im norddeutschen Raum. Somit auch viel dementsprechendes Volk und nachdem man sein Selbstwertgefühl etwas nach der Betrachtung einiger besonderer Exemplare wieder aufgebessert hatte ging es bereits langsam in Richtung (Zitat von Frank, unserem „Führer“ bei Pauli) Vorstadtclub. Diese Bezeichnung trifft zumindest stadiontechnisch ziemlich genau zu. Von der Zughaltestelle läuft man nämlich noch ein gutes Stück ins Waldesinnere, ehe sich ähnlich wie in Frankfurt, der mächtige Stadionkomplex vor einem auftut.

Das eine Sorgenkind der letzten Saison begrüsst heute das andere aus Stuttgart, wobei man aber beim Dino auf ein treues Publikum zählen kann und so verliefen sich trotz klarer Auftaktniederlage bei den Bayern 54’618 Zuschauer im Volksparkstadion. Sicherlich ein richtiger Schritt und eine erfreuliche Entwicklung, dass die Spielstätte nicht mehr auf einen Sponsorennamen hören muss. Zumindest in der Anfangsphase fanden sich die Hamburger in der neu-alten Heimat aber nicht sonderlich gut zurecht lagen nach 20 Minuten bereits mit einem Treffer in Rückstand. Die Antwort folgte aber beinahe postwendend und als bereits alle mit einem Unentschieden zur Spielhälfte rechneten erzielte der auffällige Ginczek die neuerliche Führung für die Gäste. Dieser Treffer wurde dann auch erstmals so richtig gefeiert, zumal man vorher nicht koordiniert supportete und auch keine Fahnen im Block sah, was mich auf eine verspätete Ankunft der aktiven Fanszene schliessen lässt. Beim Heimanhang gibt es auch Supportbemühungen, nach der Auflösung der „Chosen Few“ ist dies aber meiner Meinung nur noch BuLi-Durchschnitt, was da in den Hamburger Nachthimmel geträllert wird. Aber die Partie animierte auch nicht sonderlich zum lautstarken Support denn 56 beziehungsweise 57 Prozent Fehlpässe sind doch eine erschreckend hohe Quote für zwei langjährige Bundesligisten.

Im zweiten Abschnitt drehten die Gastgeber dann etwas auf und kamen vor allem dank der Einwechslung von Edel-Joker Lasogga noch zu einem Punktgewinn. Wieso man den Herrn nicht jeweils von Anfang an bringt bleibt mir definitiv ein Rätsel. Er erzielte nämlich nicht nur den späten 2:2 Ausgleich sondern spielte in der Nachspielzeit uneigennützig auf den Captain der Rothosen, Johan Djourou, welcher im Stile eines Goalgetters abgeklärt zum mehr als glücklichen 3:2 Siegtreffer einschob. Die Schweizer mussten es wieder einmal richten! 😉

Zumindest spieltechnisch war das Gezeigte magere Kost, immerhin sah man die torreichste Partie der Runde. Anders als letztes Jahr in Ingolstadt hatten wir am heutigen Abend aber wohl eher nicht die beiden Überflieger der laufenden Spielzeit zu Gesicht bekommen.


SC Freiburg II – KSV Hessen Kassel (19.08.15)

Spontan hatte ich alle Pläne überworfen und stand an diesem Abend stattdessen am Spielfeldrand des Freiburger Möslestadions. Der Namensvetter assistierte mich dabei ebenso wie Lokalmatador Lars. Pünktlich standen wir also mit diversen anderen Hoppern, die einen Doppler mit dem Champions-League-Spiel in Basel realisieren wollten, auf den Stehstufen im Osten Freiburgs.

Die frühe Anspielzeit sollte dieses Vorhaben möglich machen, bei uns würde es allerdings bei dieser einen Partie bleiben. Zu Gast vor 400 Zuschauern war der Kasseler Sportverein, ein Insolvenzverein schlechthin, der letzte Woche dem Bundesligisten aus Hannover mächtig Paroli bot und nur knapp aus dem Pokal ausschied. Bester Torschütze in den Reihen der Gäste ist Shqipon Bektasi, der in drei Partien sagenhafte sechs Treffer auf seinem Konto hat. Auch heute traf er nach einer guten Viertelstunde zum 0:2, nachdem der KSV nur zwei Zeigerumdrehungen vorher durch einen Eckball bereits früh in Führung gegangen war. Dabei blieb es und Kassel ist damit Tabellenführer der Regionalliga Südwest.

Das Stadion verfügt über weitläufige Stehstufen und eine kleine Tribüne. Die Anlage konnte ich allerdings nur gerade in der Anfangsviertelstunde genauer unter die Lupe nehmen, ehe wir nach Differenzen mit dem Sicherheitschef aus dem Stadion flogen. Grund dafür war das Betreten eines abgesperrten Blocks, wobei meiner Meinung nach ein offenes Tor und Leute, die den Sektor ebenfalls durchqueren normalerweise nicht auf eine striktes Verbot schliessen lassen. Der Herr liess aber nicht mit sich diskutieren und bevor es zu einer Reiberei kam, zottelten wir ab. Immerhin konnten wir zusammen mit der Sektion Stadionverbot vom Clubhaus des anliegenden Tennisvereins bei einem Teller Spaghetti die Partie weiter mitverfolgen.


Queens Park Rangers - Cardiff City

Von der Haltestelle Seven Sisters dauert es zwanzig Minuten, um mit Umstieg zur White City zu gelangen. Von hier aus führen einem die zahlreichen Fans der Rangers zielsicher zur Loftus Road. Im Gegensatz zum Stadion von Tottenham hier ist der Strassenname mit jenem des Stadions kongruent. Für Verwirrung sorgen kann allerdings die Haltestelle Queens Park im Londoner Tube-Netz, wo der Fussballfan kein Stadion finden wird. Über die Jahre hatte sich der Verein nämlich aus der einstigen Heimat verabschiedet und sich einige Kilometer weiter westlich niedergelassen.

Die 1882 gegründeten Rangers sind eine typische Fahrstuhlmannschaft. Einen Vorteil birgt die aktuelle Zweitklassigkeit immerhin für den Zuschauer, der damit für weniger als die Hälfte des Preises vom Vorjahr Zeuge einer Partie zweier Ex-Erstligisten werden kann.

Während ich meine Tribüne sowie deren Einlass suche, werde ich Zeuge eines Schlagabtauschs zweier Gruppen älterer Casuals. Rund ein Dutzend adrett gekleideter Herren aus dem Lager der Waliser probiert das Pub der Queens Park Fans zu entern, was misslingt und den „Anführer“ des Cardiff-Trupps zu einem „It’s okay, we didn’t know it is a gay bar“ animiert. Ehe ich mich versehe, läuft auch schon eine ähnlich grosse Meute QPR-Lads aus dem Pub, die auf die Provokation anspringt. Es kommt zur Reiberei, ehe Old Bill die Meute trennt. Good old days!

Zufrieden nehme ich im Anschluss meinen Platz im Unterrang des School Ends ein, in dessen Oberrang sich rund tausend Gästefans eingefunden haben. Diese treten aufgrund des Spielverlaufes vor allem gegen Ende hin in Erscheinung. Auch auf der Heimseite gibt es wider Erwarten teilweise ansehnlichen Support. So widersetzt sich etwa ein kleiner Teil in der Ecke in unmittelbarer Nähe des Gästeblocks den Regeln und steht die ganze Spieldauer über. Gepöbelt wird hier vor allem mit Hassbotschaften an das „fremde“ Land, einmal glaube ich gar ein Swansea-Lied zu vernehmen.

Grund zum Singen haben die QPR-Fans allemal, denn die Rangers gehen noch vor der Pause in Führung, ehe auch Charlie Austin seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellt und zum 2:0 trifft. Wie bereits bei der vorherigen Partie ist es nach dem zweiten Treffer aber vorbei mit der Herrlichkeit aus Sicht der Heimfans und wenig später markiert der Captain der Waliser nach einer Ecke freistehend per Kopf den Anschlusstreffer.

Für das spielerische Highlight sorgt Scott Malone mit seinem Treffer in der 90. Minute, der die bemühten Bluebirds mit einem wunderschönem Volley-Treffer zum 2:2 ins späte Glück schiesst. Die Gäste freut es, während die Mehrheit der 14’927 Zuschauer die Nachspielzeit nicht mehr abwarten und enttäuscht das Stadion verlassen.

Insgesamt ist dies dennoch ein erfrischender Besuch bei den Hoopes gewesen, dessen Übernamen (die Reifen) nicht auf Besitzer Bernie Ecclestone, sondern auf die gestreiften Trikots zurückzuführen ist. „In the air“ war ich nicht wie von QPR-Fan Phil Collins angenommen bereits „tonight“, sondern erst am nächsten Morgen, mit Erinnerungen an einen gelungenen Kurzausflug im Gepäck.