Young Boys Bern – AS Monaco (28.07.15)

Ohne Fussball wäre das Leben doch langweilig, nicht? Darum am freien Nachmittag einmal kurz den Namensvetter aus der Arbeit geklingelt und gefragt ob er mächtig zu tun habe, ansonsten würde ich ihn nach Bern zum Champions-League-Qualispiel einladen. Prompt kam die Zusage seinerseits und ich verliess verfrüht die Badeanstalt und machte mich auf den Weg in Richtung Hauptstadt, da man wieder einmal so richtig Bock auf eine Partie hatte. Das letzte Spiel ist nun immerhin schon zwei Tage her. Spontane Ausflüge mag ich ja besonders und bereits beim letzten Mal ging es nach Bern. Damals bei eiskalten Verhältnissen zum FC Breitenrain, wiederum mit dem zweiten Andrin im Gepäck. Heute also wieder so eine Aktion. Der Vorteil bei den Young Boys ist ja der, dass man sich, wenn nicht gerade Liverpool zu Gast ist, keine Sorgen bezüglich der Kartenfrage machen muss. Sogar der lokale Eishockeyclub erhält grösseren Zuspruch und vom fantechnischen Auftritt der Schweizer war ich richtig enttäuscht heute, um dies vorweg zu nehmen.

In dieser Qualifikationsrunde gelten die Monegassen als klarer Favorit. Auf dem Feld wurde dies allerdings erst im zweiten Abschnitt eindrücklich aufgezeigt mit drei Toren von französischen Youngstern, während die Gastgeber im ersten Durchgang mehrmals fahrlässig mit Möglichkeiten umgingen und in zweiten Abschnitt lediglich den Ehrentreffer zum 1:3 erzielen konnten. Da wäre definitiv mehr drin gelegen, die Franzosen spielten trotz Spielergrössen in ihren Reihen wie Carvalho oder Toulalan relativ schwach, schlussendlich sollte es trotzdem für eine vorzügliche Ausgangslage reichen.

Der Support wie anfangs erwähnt richtig schwach, wobei man zumindest von den hundert Gästen nicht gross etwas erwarten durfte. Dass man es aber auf Heimseite nicht ein einziges Mal fertigbrachte, die gesamte Kurve zu animieren ist dann doch schon ziemlich erschreckend. Man möge sich vorstellen was in St. Gallen bei so einem Spiel los wäre. Volle Hütte und Hexenkessel-Atmosphäre. Hier aber Tristesse und nur 16'079 Zuschauer, was ziemlich genau heisst, dass jeder zweite Sitz an diesem Dienstagabend leer geblieben ist. Vielleicht wird die Europa-League in Bern ja tatsächlich bereits als Alltag abgetan. Nein, definitiv kein sympathisches Pflaster, auch durch die extrem laut eingestellten Lautsprecheranlagen. Zudem ist es ja auch der Ort, an dem ich mir meine gravierende Knieverletzung zuzog. Und doch versprüht jener Ort immer noch genug Anziehungskraft, um zwei fussballverrückte Jungs an einem Wochentag an sich zu reissen. Das magische an Fussball eben. Wie die Sterne der Champions League.


Pogon Szczecin - Slask Wroclaw

Pogon was? Zugegeben mir ging es zu Beginn nicht anders, als ich das erste Mal vom polnischen Erstligisten gehört hatte, der unweit der deutschen Grenze im Nordwesten des Landes beheimatet ist. Der deutsche Name für die Stadt, die man „Schchechin“ ausspricht ist mit Stettin übrigens etwas leichter und kürzer anzuhören. Die Seehafenstadt liegt an der Oder und der vergessene russische Reformer Nikita Chruschtschow ist Ehrenbürger des heutigen Austragungsortes. So viel erfuhr ich bei der kleinen Recherche, bevor man aus dem Hotel in Poznan auscheckte und sich in Richtung Zungenbrecher-Stadt verabschiedete. An die etwas mehr als drei Stunden lange Fahrt habe ich keine Erinnerungen mehr, soll heissen, dass ich die ganze Fahrt aufgrund einer langen Nacht verschlafen hatte und auch sonst unterwegs nichts Erwähnenswertes geschah, was mich aus dem Träumen hätte reissen können.

Bei der Ankunft sticht einem jedem Besucher wenn er aus dem Bahnhof tritt erstmal ein imposantes Graffiti des örtlichen Fussballvereins in die Augen. Für uns ging es aber zunächst in die andere Richtung zur Innenstadt, wo eine Art Flohmarkt im gange war. Für die Liebsten zuhause noch kurz ein Souvenir gesichert, ehe man nach weiteren Sehenswürdigkeiten Ausschau hielt. Da diese hier offenbar aber relativ rar gesäht sind, fand man sich schon bald zur Nahrungsaufnahme in einem bekannten Schuppen mit dem Kürzel KFC wieder, der vor allem für uns Schweizer beinahe schon als kulinarische Sehenswürdigkeit abgetan werden darf, zumal man es uns in der Heimat vorenthält, einer dieser Ketten für gebratene Hühnchen finanziell unter die Arme greifen zu dürfen.

Die Stadt zusammen mit ihren Ballungsraum doch von ordentlicher Grösse, was jedoch auch nicht weiterhelfen konnte, dass sie vom Sehenheitswert her auf dem letzten Platz bezüglich den besuchten polnischen Städten landete. Nach dem Essen drängte Mirko schon bald darauf, zu Fuss den Weg zum Stadion in Angriff zu nehmen, wobei mir das Ganze bei einer Anspielzeit von 15:30 Uhr doch noch etwas früh vorkam. Im Nachhinein ist man aber immer gescheiter und so gilt es dem deutschen Kollegen rückwirkend meinen Dank auszusprechen. Vorbei an rauchenden Kaminen mitten auf der Strasse (ehrlich!) lief man also in gut 45 Minuten einmal quer durch die Stadt zum Stadion Florian Krygier, einem polnischen Trainer der lange Zeit selber im Verein aktiv war und hier auch sein irdisches Dasein beendet hatte. Mit der nach ihm benannten Spielstätte wird ihm nun also auf beliebtem Wege Tribut gezollt.

Und bevor man diese wirklich sehenswerte Anlage betreten durfte, musste man erneut das Karta-Kibica-Prozedere über sich ergehen lassen, was zu allem Überfluss noch deutlich länger dauerte als zwei Tage zuvor in Krakau. Dies auch der Grund, dass ich Mirko für das Drängen am frühen Nachmittag dankbar war.

Aber auch kein Wunder, dass sich die Abfertigung derart in die Länge zieht, wenn irgendwelche Module zusammen mit ihren Kraftsportlerkollegen nach vorne drängeln. Da sagt man halt besser nichts. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, oder in dem Falle wohl eher Goldzahn. Irgendwann kam man dann aber doch noch an die Reihe und staunte nicht schlecht, als man den Eintrittspreis von einem polnischen Zloty auf dem Ticket stehen sah. Zur Erinnerung; vier Zloty entsprechen ziemlich genau einem Franken, wobei wir hier also von 30 Cent/Rappen Eintrittsentgelt sprechen und dies in der höchsten Spielklasse. Eine willkommene Abwechslung zu den überrissenen Preisen, die man zum Beispiel auf der Insel für den gleichen Sport zahlt.

Das Beste kommt aber noch! Für diesen Preis sassen wir nämlich nicht irgendwo, sondern schön mittig auf der Haupttribüne. Und kaum hatte man ein ebenso billiges Bier und eine sogenannte Kielbasa (Krakauer Wurst) in den Händen, wurde auch schon angepfiffen. Nach einigen Minuten stupste mich dann einer von unserem Trio zurückhaltend an und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Reihe hinter uns, wo doch tatsächlich die Kerle vom Ticketstand sitzen mussten. Na toll, da sind offiziell 8’658 Zuschauer vor Ort (hätte aber klar auf mehr getippt) und genau diese Schurken müssen sich hierhin setzen. Will ja gar nicht wissen, wie das restliche Publikum aussieht, wenn diese Freunde der dritten Halbzeit auf der Haupttribüne sitzen. Der eine von denen sah mit seinem vernarbten Gesicht und seinen äusserst weissen, wohl künstlichen Zähnen wirklich aus wie ein Serienmörder, wie mir auch Kollege Jonathan beipflichtete. Also ich hätte meinen Favoriten für die neue Joker-Rolle im Filmklassiker Batman ja gefunden.

Aus Breslau waren knapp 200 Leute dabei, kann mir gut vorstellen, dass da nur ein kleines Kontingent an Karten für die reisefreundigen Fans zur Verfügung stand, zumal die Herren ja auch im viel weiter entfernten Slowien zum Europacup-Match gegen Celje mit einem vierstelligen Aufgebot an „Fussballinteressierten“ aufkreuzten. Zu sehen bekamen sie eine ausgeglichene Partie, die wie bereits die beiden vorherigen Spiele auf äusserst überschaubaren Niveau ausgetragen wurde und deutlich unter demjenigen der heimischen Super League anzusiedeln war. Hätte indes nicht gedacht, dass man in einer ersten Spielklasse eines anderen europäischen Landes noch schlechter als bei uns spielen würde. Aber man lernt ja immer was dazu. Tore gab es wie bereits beim Krakau-Derby auf beiden Seiten eines zu verzeichnen, was zum logischen Unentschieden und dem gerechten 1:1 Schlussstand führt. Support bei beiden Supportergruppen durchaus in Ordnung.

Eigentlicher Star neben dem idealen Wetter und den tiefen Preisen war aber diskussionslos die Spielstätte. In einer Mulde als U-Form angelegt, verfügt sie über mächtige Kurven und einer nur sehr kleinen überdachten Haupttribüne. Hinter einem Tor gab es überhaupt keinen Ausbau. Erinnerte mich persönlich etwas an das Stadion im tschechischen Brno. Und deshalb ganz charmant. Vor einem allfälligen Abriss/Umbau in ein paar Jahren vielleicht ist ein Besuch wirklich zu empfehlen, allenfalls kann man das Unterfangen sogar mit einem Spiel in der deutschen Hauptstadt kombinieren, die ja nur knapp 120 Kilometer von hier entfernt liegt. In Richtung Deutschland ging es auch für Mirko, der verfrüht aufbrechen musste und schliesslich per Zug und Bus die ganze Nacht durchfuhr, nur um am nächsten Morgen wieder pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen. Teufelskerl!

Die anderen beiden „Teufelskerle“ konnten es da nach Spielschluss etwas gemächlicher angehen und so nahm man die Strassenbahn zurück ins Stadtzentrum und von da an weiter zu Fuss ans Oderufer, wo man noch etwas den schönen Sonnenuntergang mit ein paar Getränken genoss. Zumindest bis die Polizei auftauchte und mir und Kumpane Jonathan wieder die mahnenden Worte unseres deutschen Mitstreiters durch den Kopf gingen, dass in diesem Lande öffentliches Trinken von Alkohol eben verboten sei. Bereits mit meiner ersten Schmiergeldzahlung an die Staatsmacht rechnend blieb es schlussendlich doch bei einer Ermahnung und dies obwohl der eine Polizist uns am liebsten noch den Fluss geworfen hätte, derart feindlich gesinnt war er gegenüber „Eindringlingen“. So aber durfte man trocken den Zug in Richtung Berlin Gesundheitsbrunnen besteigen, wo man nach gut zwei Stunden heiterer Fahrt (das Trinken musste ja nachgeholt werden) auch eintraf. In der deutschen Hauptstadt angekommen wollte ich für das obligate Touristenfoto unbedingt noch schnell am Brandenburger Tor vorbei, was erfreulicherweise auch klappte.

Danach folgte ein unterhaltsamer Abend, bei dem sich vor allem ein gewisser Herr M. aus St. G. als unterhaltsamer Genosse in Bezug mit dem Verzehr von alkoholischen Getränken hervortat. Am frühen Morgen trennten sich dann die Wege von uns zwei, weil ich ab Schönefeld mit Easyjet zurück nach Genf flog, während mein Gefährte etwas später in Richtung Zürich abheben sollte. Kaum geschlafen erreichte man dann nach unbequemen Flug gegen 10 Uhr endlich wieder heimischen Boden und tauchte wie geplant für eine Nachmittagsschicht wieder am Arbeitsplatz auf. Groundhopping muss eben richtig weh tun.

Wie zweimal Gästeverbot auf einer sonst erfreulich verlaufenden Polentour. Einen Dank nochmals an die beiden Mitfahrer, hat Spass gemacht. Na zdrowie!


Lech Poznan - Lechia Gdansk

Kurze Nacht und lange Fahrt. Das Programm kurz zusammengefasst nach dem Derby vom Vortag. Tatsächlich sollte uns die polnische Bahn heute in etwas mehr als sechs Stunden Fahrt von Krakau nach Posen bringen, wo man dann sein Tagesziel erreicht hätte. Zu Beginn dem Unterfangen bezüglich der langen Zugfahrt noch etwas kritisch gegenüber gestanden, wurde mir das Gegenteil bewiesen. Das Gefährt war in gutem Zustand und pünktlich war man im ehemaligen Kriegsgebiet auch unterwegs. Für einen Spottpreis von umgerechnet zehn Franken darf man da definitiv nicht meckern. Hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Lediglich das triste Landschaftsbild mit teilweise kilometerlangen Stücken verwilderter Natur und verlassenen Häusern drückte da etwas auf das Gemüt. Zumindest drei Herren mit ihrem weiblichen Gefolge ein paar Abteile nebenan liessen sich davon aber nicht beirren und begossen den Morgen bereits mit reichlich Hochprozentigem. Einen Verein konnte ich sie auf die Schnelle nicht zuordnen, zumindest am fussballerischen Rahmenprogramm sollten diese Kampfsportler jedoch durchaus interessiert sein. 😉

Kurz nach dem Mittag erreichten wir schliesslich den Hauptbahnhof „Poznan Glowny“, von wo aus es per Tram und zu Fuss bis zum Nachtquartier ging. Auf dem Weg lag noch ein sogenannter Lost Ground, also eine nicht mehr benutzte Spielstätte, die jedoch bereits so in die Hände der Natur übergegangen war, dass man keinen begehbaren Eingang mehr in die Anlage fand. Wäre von innen sicherlich nett gewesen. So erleichterte man sich im Hotel vom Gepäck und begab sich in die Innenstadt. Dort dann erst einmal kollektives Staunen. Die Altstadt mit diversen Prachtbauten tatsächlich eine der schönsten Stadtzentren, die ich bisher je gesehen habe. So verweilte unser Trio ein wenig und machte diverse Fotos, ehe man sich in einer Lokalität neben einem halben Liter Gerstensaft eine polnische Spezialität gönnte. Auch hier gewohnt tiefe Preise für umgerechnet viel Leistung.

Eilig hatte man es ja nicht, zumal man für dieses Spiel bereits im Voraus über den Onlineauftritt von Lech Poznan problemlos drei Karten für die Gegentribüne erwerben konnte. Ziemliche Diskrepanz die bei dieser Fankarten-Thematik herrscht, zumal man sich auf die neue Saison hin (nach abermaligem Zuschauerschwund) eigentlich auf eine Aufhebung geeinigt hatte. Nach dem gestrigen Spielbesuch dachte ich, dass zumindest bei Risikospielen die Karte noch im Betrieb sei, wobei das heutige Duell ja auch als solches angesehen werden kann, was meine Theorie widerlegen würde. Fest stand zumindest, dass Lechia Gdansk ziemlich wenig für Lech übrig hat, zumal Lech mit Lechia’s geografischem Nachbarn Arka aus Gdynia (Gdingen) Kontakte pflegt sowie zu Cracovia, während man in Gdansk (Danzig) wie auch in Wroclaw (Breslau) Kontakte zu Wisla pflegt. Bekanntlich der Erzfeind von Cracovia. Die ziemlich komplizierte Sache hier mit den zwei wichtigsten Dreieckverbindungen nochmals erklärt:

Lech Poznan – Arka Gdynia – Cracovia Krakow

Slask Wroclaw – Lechia Gdansk – Wisla Krakow

Somit bietet das heutige Duell indirekt auch wieder mächtig Zündstoff, zumal in Polen Fanfreundschaften richtig gross geschrieben werden. Da kann der Glubb mit seinem Turteltäubchen aus Gelsenkirchen erst einmal einpacken. Ziemlicher Zufall, dass wir bei unseren drei Partien gleich die ganze Fraktion der zweiten wichtigen Fanfreundschaft Polens allesamt als Gästeteam gesehen haben. Bei der ersten fehlte auch nur noch Arka Gdynia. Die werden dann wohl eines schönen Tages im Derby gegen Lechia Gdansk gemacht.

Aber zurück nach Posen, wo wir drei uns nach der Stärkung langsam per Strassenbahn in Richtung INEA Stadion aufmachen (nein, nicht IKEA) zum zumindest äusserlichen Pendant der Allianz Arena. Die moderne Spielstätte der Blau-Weissen wurde im Zuge der EM 2008 an den Stadtrand von Posen gepflastert und fasst ein Zuschauervermögen von über 40’000. Dies ist natürlich masslos überdimensioniert, wenn nicht gerade Legia Warschau hier zu Gast ist oder die Meisterschaft in ihre entscheidende Phase übergeht. Lech darf sich ja momentan polnischer Meister nennen. Der Zusatz Lech ist übrigens auf den Gründervater Polens zurückzuführen, was den hier stark ausgeprägten Patriotismus einmal mehr unter Beweis stellt. So verwundert es auch nicht, dass wir auf unserer ganzen Polenreise die Anzahl Dunkelhäutige die uns über den Weg liefen an einer Hand abzählen konnten. Verständlich, da gibt es sicherlich sympathischere Pflaster für jene Volksgruppe.

Vor dem Stadion dann kaum einer der nicht in blau oder weiss gekleidet war und so hatten auch wir im Vorneherein darauf geachtet, nicht unbedingt in einem grünen Outfit aufzukreuzen. In Polen fährt es sich ja grob gesagt am Sichersten, wenn man einfach ein Trikot der Nationalmannschaft trägt; damit ist man quasi überall vor Übergriffen „geschützt“.

Im Gegensatz zum Spielerischen hört man über die Fans des polnischen Meisters ja so einiges. Gewaltbereit und äusserst gefährlich seien sie. Scheint aber zumindest bei Heimspielen nicht der Fall zu sein und vor allem nicht wenn erneut keine Gästefans anreisen dürfen. Da hat die Polizei wohl weiche Knie bekommen und mir somit eine Traumquote von 2 Spielen mit genau 0 Gästefans beschert. Herrlich!

Somit war leider ein weiteres Mal die Stimmung bei uns etwas mies, spätestens als die in blau-weiss geteilte Heimkurve aber zu singen begann war diese Lethargie unsererseits aber wieder abgelegt und man ergötzte sich an den rauen Klängen polnischer Kampfsportler. Dies guten Grundes, denn was da auf dem Rasen gezeigt wurde war vor allem von den Gästen ziemlich schwach. Und so verwunderte es nicht, als Posen noch vor der Halbzeit dank einem Schuss via Innenpfosten mit einer Länge in Front ging. Damit begnügten sich die lieben Herren und Gdansk kam nach dem Seitenwechsel zum eigentlich nicht möglich gehaltenen Ausgleichstreffer.

In der Folge war wieder Poznan am Drücker, dass der Favoritenrolle gerecht werden musste und die 13’821 Zuschauer schlussendlich in der 90. Minute mit dem 2:1 erlöste. Somit war man auch wieder mit den Anhänger in Butter, die die Spieler noch lange nach Spielschluss feierten. Fantechnisch sicher ein guter Auftritt, das letzte Quäntchen Pöbel von den Gästen her hätte die Partie von der Stimmung her aber wohl auf ein noch höheres Niveau gehoben. Aber was solls, besser als der ganze Alltagssupport in der Heimat und in weiten Teilen Deutschland war es sowieso. Etwas vom Spielverlauf abgekoppelt aber richtig laut und konstant. Nach Schlusspfiff war aufgrund des Gästeverbotes keine Aktivitäten der dritten Halbzeit zu erwarten, sodass wir lediglich im Tram zurück in die Innenstadt auf unsere Kosten kamen. Es wurde gesungen und gesprungen, wobei man die Lieder entweder den Freunden aus Gdingen und Krakau widmeten oder halt dem heutigen Gegner aus Danzig.

Da man das Krakauer Nachtleben verpasst hatte, galt es heute noch einiges nachzuholen, wobei bei mir „ungewohnte Schwächen“ bezüglich dem Trinkverhalten zum Vorschein kamen, das Ganze kann aber zumindest teilweise dadurch erklärt werden, dass die beiden Herren Mirko und Jonathan beim Vortrinken im Hotel mit meinem Glas bezüglich dem Wässerchen etwas grosszügiger umgingen, als ich kurz auf die Toilette musste. Höhöhö Kindergarten. Und so entwickelte sich ein recht heiterer Abend, an dem uns irgendein Jüngling noch die nächste Diskothek zeigte, wo man bis in die frühen Morgenstunden blieb, ehe wir uns noch für zwei Stunden hinlegten. Gross etwas gerissen hatte niemand von uns, wenn dann am ehesten noch ich. Ist aber auch ein relativ heikles Pflaster, wenn man praktisch nur polnische Rüppel und Glatzköpfe als Mitstreiter hat, bleibt man da für einmal gerne etwas zurückhaltender. 😉

Der Beitrag endet hier jetzt wie er angefangen hatte, nämlich mit dem Einsteigen in den Zug und der Fahrt weiter quer durch Polen. Ziel war der Norden des Landes mit der Stadt Szczecin, wo noch mehr Fussball, Bier und schöne Stadien auf uns warteten…


KS Cracovia - Wisla Krakow

Es ist als eines der gefährlichsten Spiele Europas bekannt und die Anhängerschafter der beiden Mannschaften hassen sich auf den Tod – das Krakauer Derby zwischen Wisla und Cracovia. Es war nur eine Frage der Zeit, bis mich der Fussball das erste Mal nach Polen führt. Meinen Länderpunkt aber gleich mit dem „Swieta Wojna“ (Heiliger Krieg) im Stadtderby von Krakau zu machen, ist dann doch eine grosse Nummer.

Um das Stadtderby sollte sich eine nette kleine Tour basteln lassen, die mir zwei weitere Spiele der polnischen Ekstraklasa bescheren sollte. Der Hopperkollege Mirko aus Aachen war von den Ansetzungen der Spiele ebenfalls sehr angetan und mit Jonathan hatte ich alsbald auch meine heimische Begleitung gefunden. Treffpunkt am Freitagmorgen war der Flughafen in Basel, wo ich den Kollegen aus der St. Galler Heimat in Empfang nahm. Dabei begleitete mich ein stechender Schmerz im Rücken, da mir morgens um sechs Uhr im Flughafengebäude (!) eine Hornisse unter das T-Shirt gekrochen war und mich gleich zweimal in den Rücken stach. Auf Rat der anwesenden Sanität sollte ich nun auf jeden Fall kurz das Spital aufsuchen, da erst vor Kurzem eine Frau an den Stichen einer solchen «Killerwespe» gestorben sei – könnt ihr vergessen meine Herren; für mich geht’s jetzt nach Polen.

In Krakau trafen wir auf den via Katowice angereisten Mirko. Wir machten uns sogleich zu Fuss auf zum Stadion, wo es die Kartenfrage für das Derby heute Abend zu klären galt. Bis zur Spielstätte sind es bei gemächlichem Tempo knapp zwanzig Minuten Fussmarsch, die einem quer durch die Altstadt an das Stadion von Cracovia führen. Schnell war eine offene Kasse gefunden, wo wir uns in die Schlange stellten, um in einer kleinen Kammer unser Konterfei für die Karta Kibica zu präsentieren. Diese Fankarte ist ab der neuen Saison zum Glück nur noch bei gewissen Vereinen obligatorisch.

Die Heimstätte des Stadtrivalen Wisla liegt nur ein Steinwurf von derjenigen von Cracovia entfernt, sodass wir der Vollständigkeit halber natürlich auch noch das grössere Stadion der Stadt für ein Foto aufsuchten. Der Namenzusatz Wisla entspringt übrigen dem Fluss, der durch die Stadt fliesst und in deutschsprachigen Gefilden unter dem Namen Weichsel bekannt ist.

Somit hatten wir die Pflichtaufgabe bereits früh erledigt und konnten sorgenfrei den Rückweg in die Altstadt zum bekannten Hauptplatz antreten, wo wir uns in ein Restaurant setzten und währschaft speisten. Das Essen und die Preise duellierten sich dabei um den Tagessieg.

So furchterregend über das Krakauer Derby in den Medien jeweils berichtet wird, so entspannt laufen die Stadtduelle offenbar am Spieltag und rund um das Stadion selbst ab – zumindest wenn wie heute wieder einmal kurzfristig keine Gästefans erlaubt waren. Ein wenig hatte ich es bereits geahnt, als ich Fotos der Wisla Sharks sah, die ihre Freunde aus Wroclaw am Vortag zahlreich im schwedischen Göteborg unterstützten. Dies drückte natürlich nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auch jene im Stadion. Nichtsdestotrotz war die Heimseite zu Beginn brachial laut, ehe Wisla nach zwei Minuten in Führung ging. Die Spieler feierten ihr Tor übrigens absichtlich vor dem leeren Gästeblick. Aus spielerischer Sicht war das Gezeigte unteres Niveau, jedoch hatten wir unsere Augen sowieso zu 90% Prozent auf die Heimkurve und die Gegentribüne gerichtet. Die 12’933 Zuschauer durften sich dann auch noch vor der Pause über den Ausgleich freuen, was die Lautstärke ein weiteres Mal in die Höhe trieb.

Im zweiten Abschnitt hatte Cracovia mehr vom Spiel, scheiterte aber am eigenen Unvermögen oder am Wisla-Goalie, sodass es beim 1:1 blieb. Insgesamt war dies wohl eines der schwächeren Kraukauer Derbys, auch aufgrund des spontanen Gästeverbots seitens der Polizei. So ging es nach Spielschluss ohne Strassensperren und Auseinandersetzungen zurück ins Stadtzentrum und alsbald auch schon in die Horizontale. Am nächsten morgen sollten wir nämlich zeitig weiter nach Poznan reisen, wo Lech, die Freunde Cracovias, Lechia Gdansk, die Freunde Wislas, empfangen sollten.


Differdange 03 – Trabzonspor (23.07.15)

Definitiv gilt es noch den einen oder anderen Länderpunkt einzufahren, will man das Jahresziel von insgesamt 20 Länderpunkten erreichen. Richtig Druck machen tue ich mir da persönlich aber nicht. Trotzdem musste nicht lange überlegt werden, als sich mit einer Nachricht von Lars, einem deutschen Groundhopper und Freiburg-Anhänger die Möglichkeit eröffnete, spontan vor der Reise durch die polnischen Gefilden noch den dritten und letzten Benelux-Staat mit meiner Anwesenheit zu beehren. Somit also am frühen Nachmittag in Richtung Breisgau aufgemacht, wo mich Lars mit seinem netten Schlitten bereits erwartete. Die Fahrt auf der deutschen Autobahn wie gewohnt problemlos und zügig, nach dem Länderwechsel in Strasbourg dann erstmals stockender Verkehr, der allerdings in der Zeitplanung bereits einkalkuliert war. Ach die Franzosen und das Auto fahren. Eine tolle Geschichte. Abgesehen von den Schotterpisten, älteren Damen die eine Autobahnausfahrt blinkend im Retourgang wieder zurückfahren und Doppelspuren, welche auf der einen Seite plötzlich abrupt mit einer Betonwand enden. Naja, da hast dann wohl Pech gehabt. Zudem Strassenschilder die mit Paris beschriftet sind und irgendwie schräg in den Himmel zeigen. Herrlich und übrigens tatsächlich alles von uns gesichtet!

Trotz genügend oben genanntem „Unfallpotenzial“ erreichten wir Luxemburg sicher und mussten unterwegs nur an den lästigen Mautstellen kurze Pausen einlegen. Pünktlich nach etwas mehr als drei Stunden Fahrt die man mit Fussballgesprächen schön verquatschte, sah man die Flutlichter in die Höhe ragen. Der fahrbare Untersatz wurde wie von allen anderen kostenneutral direkt auf dem Trottoir vor dem Stadion parkiert und nach kurzer Erkundigung meinerseits, ob man denn hier so nicht abgeschleppt wird ging es für 15 Euro ins Rund des Nationalsstadions. Dieses wird eigentlich wie der Name bereits sagt nur vom Nationalteam bespielt, es sei denn, die luxemburgischen Provinzfussballer dürfen sich wieder einmal in der EL-Qualifikation mit internationalen Grössen messen, die auch noch gut Leute mitbringen.

Dazu gehört auch der heutige Gegner Trabzonspor, wenn auch nicht der ganz grosse Name aus der Türkei wie die Hauptstadtclubs Fenerbahce, Besiktas oder Galatasaray. Trotzdem mit gut 1000 Gästen im Gepäck, wobei ein Teil davon sicher auch Osmanen aus dem Umland waren. Der Support zu Beginn recht ansprechend, während sich die türkische Überlegenheit auf dem Rasen in Grenzen hielt. Die Gastgeber konnten wie bei der knappen Niederlage im Hinspiel (0:1) erstaunlich gut mithalten und erspielten sich durchaus Chancen. Der Treffer von Trabzonspor nahm dann leider etwas die Spannung aus der Partie, da nun aufgrund der Auswärtstorregel nun drei Treffer nötig gewesen wären, um auf Luxemburger Seite das Unterfangen Europa League am Leben zu halten. Dies wäre natürlich eine Sensation gewesen, die jedoch nicht eintrat, denn mehr als den einen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 vermochten die Feierabendfussballer den Blau-Roten nicht entgegenzusetzen, im Gegenteil, in der Nachspielzeit konnten die Gäste mit dem Treffer zum 1:2 sogar auch noch das Rückspiel für sich entscheiden. Schlussendlich wird keiner der 3’455 Zuschauer gross über das Resultat überrascht sein, dennoch soll gesagt werden, dass ich mir den Klassenunterschied um einiges grösser vorgestellt habe. Ob Trabzonspor einen schlechten Tag hatte oder die Luxemburger besonders gut spielten kann ich jedoch nicht sagen.

Die Anlage mit dem Namen eines luxemburgischen Leichtathleten übrigens recht nett, wobei nur der Haupttrakt überdacht ist während man die restlichen Sitze rund um die blaue Tartanbahn dem Wetter vollständig ausgesetzt sind, was bei heutigen wetterlichen Begebenheiten allerdings kein Problem war.

Für den Rückweg entschied man sich dann nur auf den mautfreien Strassen zu bewegen, da man schliesslich an keine fixe Ankunftszeit gebunden war. Ein abenteuerlicher Entscheid, wie sich herausstellen sollte. Bis nach Nancy ging auch alles problemlos, ehe uns das GPS eine Route durch die Vogesen aussuchte. Wie sich herausstellte handelt es sich hierbei um ein Gebirge mit wenig bis gar keiner Zivilisation, was bei Nacht durchaus relativ unheimlich erscheinen kann. Dazu kamen die vielen Passstrassen, anfangs noch recht unterhaltsam ist spätestens dann Schluss, wenn man eine 180-Grad-Kurve erst im letzten Moment als solche erkannt und nicht gerade aus fährt, womit man zu höchster Wahrscheinlichkeit das irdische Dasein beendet hätte.

Zum Glück aber für uns griff der Pneu und Lars reagierte schnell, sodass man gerade noch so um die Ecke schlitterte. Die nächste Kurve wäre dann übrigens mit Backsteinen gepflastert gewesen, da hätte jede noch so schnelle Reaktion aufgrund fehlendem Grip „Game Over“ bedeutet. So aber ging es weiter und zumindest ich war froh als man endlich aus dem Kurvenlabyrinth wieder in die Gerade kam und mich der Kollege kurz vor ein Uhr morgens am Flughafen Basel absetzte. Hier standen einige Stunden Schlaf an, ehe es nach Polen ging.


AS Monaco - FSV Mainz 05

Für die heutige Partie sollte mir erstmals ein auf dem Handy gespeicherter QR-Code als Eintrittskarte dienen. Momentan wirkt dieser Umstand noch speziell, in zwanzig Jahren werde ich neben meinem Roboter im Auto aber darüber lachen, wenn ich auf meiner Sonnenbrille nochmals diesen Beitrag durchlese. Back to the Future! Dies gilt auch für den FSV Mainz, den ich vor zwei Jahren unweit von hier bereits einmal bei einem Testspiel spielen sehen durfte. Wie damals spielt auch der heutige Gegner in der Ligue 1, doch die Monegassen sind stärker einzuschätzen als die Jungs aus Évian.

Im Gegensatz zu den 35 Grad gestern, regnete es heute in Strömen, sodass der Schiedsrichter die Partie vor 1’000 Zuschauern wetterbedingt gar später anpfiff. Der Austragungsort liegt nahe dem Kernforschungszentrum (CERN), verfügt über eine moderne Holztribüne und ist die Heimat des viertklassigen FC Meyrin.

Auf der nassen Unterlagen fand sich die Mainzer zu Beginn besser zurecht und gingen prompt in Führung, ehe die AS Monaco die Partie in der Folge eindrücklich drehte und nach dem Fehlstart vor allem dank ihrer jungen Talente zum einem hohen 5:1-Sieg kam. Sicherlich ist es eine erfreuliche Entwicklung, die sich bei den Franzosen erkennen lässt. Nachdem der milliardenschwere russische Investor Dmitri Rybolowlew den Geldhahn offenbar etwas zugedreht hat, fokussieren sie sich fortan auf die Förderung von eigenen Talenten. Ich bin mir sicher, dass dies längerfristig der richtige Weg ist!


FC Fribourg - FC Köniz

Die Saisonvorbereitung nimmt kein Ende! Überall werden Spieler getestet, Benefizspiele ausgetragen oder Stadien eingeweiht. Auch heute wieder, wo der FC Köniz in der Hitzehölle Fribourg zu Gast sein sollte. „Pinguine“, der Spitznamen der Gastgeber, ist bei den heutigen Temperaturen gänzlich unpassend.

Das starke Heimteam brauchte eine gute halbe Stunde, ehe sie die spielerische Überlegenheit in ein erstes Tor ummünzten. Bei dieser knappen Führung blieb es bis zum Pausenpfiff, nachdem die Gäste gar vom Penaltypunkt aus gesündigt hatten. Auch im zweiten Durchgang blieb der viertklassige Gastgeber das tonangebende Team und dominierte die zweitbeste Amateurmannschaft der letzten Saison nach Belieben. Es folgten zwei weitere Tore, ehe der Höllenritt mit dem 3:0 aus Sicht der Berner endlich ein Ende nahm.

Da hat der FC Köniz noch mächtig Aufholbedarf, will er bis zum Saisonstart auf Augenhöhe mit Servette und Co. um den Aufstieg in den Profifussball spielen. Heute gilt ausnahmsweise die Ausrede, das die 35 Grad nicht die Bestleistung abgerufen werden. Die 100 Zuschauer vor Ort können dies ebenfalls attestieren, da habe ich tatsächlich schon angenehmere Fussballabende verlebt.


FC Sochaux – Dijon FCO (18.07.15)

Im Osten Frankreichs, unweit der Schweizer Grenze, liegt Besançon. Eine kleine Stadt mit einer wahren Stadionperle, die allerdings nur von Feierabendkickern bespielt wird und daher wartete ich sehnlichst auf eine Möglichkeit, das Stadion einst bei einem würdigen Spiel besuchen zu können. Mitte Juli dieses Jahres sollte sich eine dieser raren Gelegenheiten bieten, die es nicht zu verpassen galt. Für das Vorbereitungsspiel zwischen Sochaux und Dijon fädelte ich ein Wochenende mit dem Namensvetter ein. Kurzfristig liess sich sogar noch Nachbar Flavio überzeugen, unser vorab gebuchtes Dreierzimmer zu komplettieren.

Am Samstagmorgen erfolgte die Hinfahrt über das Jura mit Umstieg in der Uhrenstadt Le Locle, ehe wir gegen zehn Uhr unser Ziel erreichten. Während der Fahrt holten alle drei noch ihren Schlaf nach, schliesslich waren wir noch bis in die Morgenstunden am Montreux Jazz Festival aktiv gewesen. Der Stadtrundgang durfte nun aber nicht fehlen, wobei wir das Städtchen als tauglich für ein „Weekend-Break“ einstuften. Zum Mittag durften lokale Spezialitäten wie Flammenkuchen nicht fehlen, ehe wir am Nachmittag dem Freibad einen Besuch abstatteten, da sich das Thermometer souverän über der 30-Grad-Marke hielt.

Dort folgte nach wenigen Minuten der Rauswurf, Grund dafür waren keine Lausbubenstreiche, sondern vielmehr unsere Badehosen, denn hier ist der Eintritt den Personen vorenthalten, die hautenge Badehosen tragen. Mit ziemlichem Unverständnis verliessen wir die Anlage, fanden aber im direkt anliegenden Fluss Doubs doch noch die gewünschte Abkühlung.

Für den Weg zum Stadion wählten wir das Taxi, das uns direkt vor die Stadionkasse fuhr. Hier wechselten fünf Hilfsdrachmen den Besitzer, ehe wir die Anlage betreten durften. Dabei musste ich ernüchtert feststellen, dass einzig die Haupttribüne geöffnet war. Damit bot sich uns eine überfüllte Haupttribüne mit 1’450 Zuschauern statt vier halbvolle Tribünen. Schade aus dem fototechnischen Aspekt, der ein Geisterspiel vortäuschte. Dabei war der Support gar nicht schlecht, immer wieder gab es Rufe von beiden Seiten, wobei aus Dijon gar eine Sektion sportlicher Typen vor Ort war. Diese zündeten gleich mehrmals Böller. Daran zu stören schienen sich aber weder die Spieler noch die Zuschauer, abgesehen vom Namensvetter, der einige Male unschön aus seinen Träumen gerissen wurde. Nicht das erste Mal, dass der liebe Herr sich während einer Partie in die Traumwelt verabschiedet hatte.

Zurück zu den Böllern: Von offizieller Seite blieb es bei den obligaten „Unterlassen Sie bitte“-Sprüchen, ehe einer älteren Dame von der Einlasskontrolle schliesslich der Kragen platzte und sie aufgebracht auf die Jungs einredete. Tatsächlich trotteten diese wenig später aus dem Stadion. Mütterchens Standpauke zeigt also immer noch mehr Wirkung als die Sicherheits-Hohlbirnen in den heimischen Gefilden.

Fortan sorgten die Akteure auf dem Platz für die Glanzlichter, wobei der Peugeot-Werksclub aus Sochaux klar die bessere Equipe stellte. Vor allem Stürmer Moussa Sao vermochte mich zu überzeugen. Seinen guten Auftritt krönte er mit dem letzten Tor zum 3:1 für die Gelb-Blauen. Insgesamt war dies ein wirklicher unterhaltsamer Testkick bei sommerlichen Bedingungen in einem netten Stadion.


FC Schweinfurt – FC Nürnberg (11.07.15)

Tag zwei der Tour durch Bayern stand an. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg und erreichten drei Stunden nach Abfahrt in Regensburg das Tagesziel Schweinfurt. Besonders sehenswert ist die Stadt nicht, so schlimm wie der Name es erahnen lässt, ist das Ganze aber auch nicht. Von unserem Hotel aus genossen wir zudem eine schöne Aussicht über das städtische Zentrum des Regionalligisten. Diesem statteten wir am Nachmittag einen Besuch ab, da zum 110-jährigen Vereinsjubiläum der Glubb zu Gast im Willy-Sachs-Stadion sein sollte.

Der Stadionname ist in Schweinfurt umstritten, da der aus Schweinfurt stammende Industrille Willy Sachs im Dritten Reich die Positionen eines SS-Obersturmbann- und Wehrwirtschaftsführers inne hatte. Die weitläufige Anlage besteht zu grossen Teilen aus Stehtraversen, von denen ein Grossteil im Schatten liegt und von wo aus auch wir das Spiel mitverfolgten. Der Schatten stammt vom Blätterdach, das die Anlage mit ihren Bäumen rund ums Spielfeld sehenswert macht. Spielerisch konnten die beiden Mannschaften heute der Hitze die Schuld geben, trotzdem war das Gezeigte vor 2’612 Zuschauern äusserst mager. Immerhin endete das Ganze nicht torlos, denn Rurik Gislason traf zum 0:1 für die Gäste und damit auch zum späteren Schlussstand.


SSV Jahn Regensburg - FC Augsburg

Als Groundhopper informiere ich mich stets über anstehende Stadionprojekte. Deshalb war auch die Eröffnung des neuen Stadions in Regensburg in meinem Terminkalender eingetragen. Als bekannt wurde, dass der Absteiger in die 3. Liga seine neue Heimat mit einem Spiel gegen den FC Augsburg einweihen sollte, war meine Freude gleich nochmals grösser. So baute ich rund um das Spiel in der Regensburger Arena eine kleine Tour in Niederbayern und Unterfranken, auf die mich Nachbar Marty an diesem Wochenende begleiten sollte.

Mit Umstiegen in Lindau und München erreichten wir Regensburg um die Mittagszeit. Die Idee, der „alten“ Heimat des SSV einen Besuch abzustatten, verwarfen wir aus geografischen Gründen und setzten uns stattdessen in ein Café in der Innenstadt, ehe wir mit dem Bus den Weg zum Stadion auf uns nahmen. Dieser braucht vom Bahnhof zum Stadion nur wenige Minuten, es sei denn, ganz Regensburg hat das gleiche Ziel.

Das Stadion erinnert mich von der Blockaufteilung, den Farben und den Flutlichtern an das Exemplar in Ingolstadt. Vier Jahre nach Baubeginn waren an diesem Sommertag 14’780 Zuschauer zugegen, die das Stadion einweihten. Der FC Augsburg ging die Aufgabe diszipliniert an und bereits nach zwei Minuten lag der Ball hinter dem Jahn-Goalie. Ein Fehlstart nach Mass für die Regensburger. Stimmung gab es von beiden Seiten nur sehr sporadisch. Die Regensburger Fanszene sprach sich stattdessen für eine fanfreundliche Sektorengestaltung aus. Auf dem Platz fing sich der Viertligist und kam in der Folge gar zu einem Elfmeter, den der Regensburger Captain aber zu lässig über das Tor setzte.

In Abschnitt zwei präsentierte sich das Spielgeschehen ausgeglichener, wobei der nächste Treffer wiederum auf das Konto der Fuggerstädter ging: Fan-Liebling Sascha Mölders traf sehenswert. Zehn Minuten vor Schluss gelang den Regensburgern nach dem zweiten Penalty schliesslich der erste Treffer im neuen Wohnzimmer. Die leisen Hoffnungen auf einen Achtungserfolg zerstörte Routinier Tobias Werner, der nach schönem Sololauf trocken zum 1:3 aus Sicht der Gastgeber in die Ecke traf.

Panoramabild der Drittliga-Partie zwischen Jahn Regensburg und Rot-Weiss Essen (1:3) vor 8'889 Zuschauern am 10. Februar 2024.