Borussia Mönchengladbach – FC Augsburg (23.05.15)

Zu Pfingsten plante ich eine kleine Tour, da dank dem freien Montag die Möglichkeit bestand, auch am Sonntag ein Spiel zu besuchen. Um Wettbewerbsverzerrung in den letzten Runden zu verhindern, werden jene jeweils früh terminiert. Dies gab mir die Möglichkeit, bereits anfangs März ein konkretes Programm auf die Beine zu stellen. Entschieden hatte ich mich für Deutschland, genauer gesagt für Nordrhein-Westfalen. Hier bot sich neben einem Besuch bei Fortuna Düsseldorf auch die Möglichkeit an, die Augsburger im letzten Spiel auswärts in Gladbach zu unterstützen. Bereits damals war klar, dass Augsburg eine der besten Spielzeiten ihrer noch jungen Bundesliga-Geschichte spielt. Und so hatten die Fuggerstädter bereits vor dem Spiel in Gladbach einen Platz in Europa auf sicher, die Frage war einzig, ob sie sich direkt für die Gruppenphase qualifizieren oder noch in die Qualifikation mussten.

So war die Vorfreude gross, als ich mich auf den Weg zum Flughafen Zürich machte. Auf dem Weg traf ich noch auf einige St. Galler, die ebenfalls auf „Bundesliga-Tournee“ gingen. Vor dem Abflug schlossen Begleiter Sergio und ich noch Wetten bezüglich der Endtabelle ab, wobei im Nachhinein gesagt werden muss, dass Sergie das ganze Tabellenende mitsamt Absteiger auf den Rang genau voraus gesagt hatte. St. Galler Expertenrunde!

Eine knappe Stunde später landete die Maschine pünktlich in Köln, wo wir uns sich nach einem Zwischenstopp im Hotel sogleich wieder nach Mönchengladbach verabschiedete. Der Anpfiff sollte zwar erst um 15.30 Uhr erfolgen, vorher wollte wir aber noch Groundspotting betreiben, wenn wir schon einmal im Fussballmekka Deutschlands zu Gast sind.

Kurz vor der Mittagszeit trafen wir in Rheydt ein, dem Stadtteil von Mönchengladbach, der am nächsten beim Stadion liegt und dementsprechend von allen Fans angesteuert wird. Für uns ging es zuerst in Richtung Stadtzentrum, wo wir nach einer Viertelstunde vor den Toren des RSV-Stadions standen. Dieses fasst mit 20’000 Plätzen heute noch die Hälfte der ursprünglichen Kapazität, die weiterhin grösstenteils zu Lasten der imposanten Stehränge auf den drei Seiten geht. Die Anlage war wie befürchtet verschlossen, zumindest ich liess mich davon aber nicht abhalten und wenige Zeit später konnte ich meinem draussen gebliebenen Kumpanen dieses Panoramabild der wunderschönen Spielstätte unter die Nase reiben. Ganz toll die Anlage; vor allem die vor sich hin gammelnden Stehränge versprühen besonderes Flair!

Gegenüber liegt mit dem Grenzlandstadion eine weitere Spielstätte, die zwar nicht so pompös daherkommt aber in der kommenden Saison immerhin Schauplatz von Profifussball sein könnte. Dann nämlich, wenn sich die Zweitvertretung der Borussia in der Relegation gegen die Zweite von Werder Bremen durchsetzt. Der Vollständigkeit halber hier natürlich auch ein Bild dieser Spielstätte. Im Anschluss ging es zurück zum Bahnhof, wo wenig später der Sonderzug aus Süddeutschland einfuhr. Kaum in die heutzutage allgegenwärtigen Sonderbusse verfrachtet, ging es auch schon los in Richtung niederländische Grenze, wo der Neubau steht.

Auf beiden Seiten gab es als Intro eine Choreografie zu sehen, wobei jene auf Augsburger Seite von Rauch in den Vereinsfarben untermalt wurde. In der Nordkurve erstrahlte ein grosses Transparent mit einem Fahnenmeer. Allgemein hatten stimmungstechnisch beide Anhängerschaften schon schlechtere Auftritte, wobei neben einer lautstarken Heimkurve bei den Gästen vor allem nach dem genialen Spielverlauf der Lärmpegel im mit 54’010 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park deutlich stieg. Aus dem Augsburger Kollektiv ist besonders Endloskämpfer Tobias Werner herauszuheben, Abdul Rahman Baba sowie Bayern-Leihgabe Pierre-Emile Hojbjerg.

Letzterer war es dann auch, der den FCA nach der Heimführung durch Ex-Zürcher Raffael mit seinem Traumtor eine Viertelstunde vor Schluss wieder zurück ins Spiel brachte. Sein Weitschuss bedeutete für die Hausherren der Anfang vom Ende, für die Rot-Grün-Weissen der Beginn einer eindrucksvollen Kür zum Saisonende. Mit einem Unentschieden waren alle Augsburger vor Ort zufrieden ausser die elf Akteure auf dem Platz. Und so kam die 77. Minute, in der Tim Matavz nach einer Flanke per Kopf präzise ins weite Eck zum 1:2 traft. Doch damit war es noch nicht vorbei. Bange Minuten folgten, ehe der eingewechselte Routinier Sascha Mölders in der Nachspielzeit einen Konter mit einem herrlichen Lob ins Glück zum 1:3 alles klar machte. Kollektive Ekstase im Gästeblock und kurz darauf folgte der Schlusspfiff. Dann folgte ein letzter Paukenschlag. Der HSV spielt in der Relegation, nachdem sie Schalke geschlagen haben. Damit klettern die Augsburger auf Platz fünf, was die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League bedeutet.

„In Europa kennt uns keine Sau“ hallte es im Anschluss in den Momenten durch den Borussia-Park, in welchen die Heimkurve nicht lautstark die Champions-League-Qualifikation oder ihre Abgänge feierte. Ein gelungener Tag mit einem Spiel und einer Saison, die aus Sicht der Augsburger kaum besser hätte laufen können. Mögen die Puppen siegreich durch Europa tanzen…


FC Lengnau II - FC Iberico Biel

Nach einem langen Arbeitstag fehlte mir die Lust, den Feierabend für einen Ausflug ins eineinhalb Stunden entfernte Lengnau zu opfern. Schlussendlich habe ich mich dann aber doch zu einem Besuch durchgerungen, zumal ich in Lengnau beim letzten Versuch vor zwei Wochen eine Spielabsage zu verkraften hatte. Heute war ich erleichtert, als ich die Spieler beim Aufwärmen sah. Austragungsort ist der Sportplatz Moos, der neben dem Vereinsheim auch eine kleine Tribüne vorzuweisen hat. Diese war beim Spiel der tiefsten Spielklasse mit 35 Zuschauern nur spärlich gefüllt.

Die Partie verlief wenig überraschend nicht grossartig und so kam es mir vor, dass ich hinter dem Tor stehend in der ersten Halbzeit gleich viele Ballkontakte hatte wie der dickliche Goalie. Dieser musste wie sein Gegenüber einmal hinter sich greifen, was zu einem gerechten 1:1 führt. Zu erwähnen gilt es die Tatsache, dass die Hausherren in der Nachkriegszeit einige Saisons in der zweitklassigen Nationalliga B verbrachte. Diese „glorreichen Zeiten“ liegen lange zurück die erste Mannschaft des FC Lengnau spielt heute in der 7. Spielklasse des Landes.

Lengnau selbst liegt übrigens nur ein paar Minuten entfernt vom neuen Stadion des FC Biel. Die Freude über die imposante Spielstätte wird bei den Seeländern aber verhalten sein, da just auf die Einweihung hin der Abstieg in den Amateurfussball droht.


Bray Wanderers – St. Patrick's Athletic

Nach einer erholsamer Nacht ziehe ich beim Frühstück das französische Gebäck den Spezialitäten aus Irland vor mache und mich anschliessend auf den Weg zur Luas-Haltestelle. Luas heissen hier die Trams, von denen mich eines in knapp 40 Minuten zum Kilmainham Gaol bringt, ein ehemaliges Gefängnis und heute eine beliebte Touristenattraktion.

Nach dem Besuch hier laufe ich zur Heuston Station, wo mich ein Tram zum Bahnhof bringt. Hier fährt der Zug nach Bray, einem Küstenstädtchen, in dem der kriselnde Erstligist Bray Wanderers zuhause ist. In Bray angekommen, nehme ich umgehend den Weg nach Greystones in Angriff. Dieser trägt den Namen „The Cliff Walk“ und ist laut TripAdvisor das Beste, was es in der Region zu machen gibt. Wer zügigen Schrittes unterwegs ist, braucht mit einigen Fotopausen für die acht Kilometer gut eineinhalb Stunden – gutes Schuhwerk ist dabei von Vorteil. Greystones kommt verschlafen daher und an jeder Ecke riecht es nach Fish-and-Chips. Nach einiger Zeit kehre ich zum kleinen Bahnhof und fahre – wieder an der Küste entlang – zurück nach Bray. Diese Zuglinie ist übrigens der Grund dafür, dass der Cliff Walk überhaupt existiert: Er diente den Bauarbeitern als Weg durch das felsige Gebiet.

Bevor es um kurz vor sechs Uhr im Carlisle Grounds losgeht, bleibt mir Zeit für eine Besichtigung des Stadtzentrums und für die Nahrungsaufnahme, ehe ich mich zu Fuss zum Stadion aufmache. Hier wird mir für sieben Euro Einlass gewährt. Unter den 700 Zuschauern drücken etwa die Hälfte den Gästen die Daumen. Auf dem Papier sollte ein Sieg für die Pats keine allzu schwere Aufgabe darstellen, liegt Bray doch auf dem vorletzten Platz. Doch die Hauptstädter verpassen nicht nur drei Punkte, sondern auch den einen, nachdem den Gastgebern in der Schlussphase mit dem 1:0 der Lucky Punch gelingt. Trotz der überraschenden Niederlage bleibt die Stimmung friedlich. Dass es hier kollegial zu und her geht, zeigt sich auch bei den Auswechselspielern, die sich lieber mit verschränkten Armen miteinander unterhalten, anstatt sich aufzuwärmen.

Nach diesem wichtigen Sieg für die Hausherren im Kampf gegen den Abstieg laufe ich zum nahegelegenen Bahnhof und nehme den Zug zurück nach Dublin, ehe mich der Flieger am nächsten Morgen wieder sicher in die Schweiz bringt.


Shamrock Rovers – Longford Town

Was macht man, wenn die Heimat erstmals von einer Hitzewelle und Temperaturen um die Dreissig-Grad-Marke heimgesucht wird? Mit der Badehose an den nächsten Strand rennen? «Grillbieren» unter Freuden? Oder doch den wohl einzigen Ort in Europa besuchen, an dem es trotzdem regnet? Definitiv letzteres! In einer kleinen Tour sollte nämlich der Länderpunkt Irland fallen. Dieser wurde zwar bereits im letzten Jahre während des Aufenthalts in Newcastle angepeilt, die Reise fiel dann aber kurzfristig ins Wasser.

Da Irland glücklicherweise bereits zu Beginn der Saison einen Grossteil der Runden terminiert, konnte im Voraus bereits ein erstes Rahmenprogramm erstellt werden, welches neben viel Sightseeing auch ein Spiel in der Hauptstadt und im Küstenstädtchen Bray vorsah. Und so wurde am Freitagmorgen rechtzeitig der Flughafen Genf aufgesucht. Für einmal wieder alleine, was auf der Tatsache gründete, dass allfällige Interessenten solange auf eine Zusage warteten bis die Flugpreise derart in die Höhe schnellten und man schlussendlich passen musste. Aber alleine ist ja auch wieder einmal interessant. Obwohl so oft alleine war man rückblickend eigentlich gar nicht. Im Hinflug sass man nämlich neben dem kleinen Louis und seinen jungen Eltern, die ebenfalls aus Lausanne stammten. Während der acht Monate alte Jüngling mich offenbar sofort als neues Familienmitglied akzeptierte und auch sonst ein ganz cooler war (abgesehen davon, dass er mir alle zwei Minuten sein Spielzeug „liebevoll“ anschmiss) kam man mit den Eltern ins Gespräch, die mir prompt noch ein Sandwich offerierten. Dieses hatte ich auch bitter nötig. Denn eigentlich rechnete ich mit kostenlosen Bordservice, aber dem war nicht so und so konnten lediglich die bequemen Sitze überzeugen. Zwei Stunden ruhigen Fluges später, mein neuer Freund hatte überraschenderweise übrigens nicht einmal geschrien oder geweint, erreichte man Dublin. Da waren die Jungs eine Reihe vor mir schon eher nervig, die die Flugangst ihres Kollegen mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen und anschliessendem Gelächter absichtlich noch förderten. Gute Kumpelwahl haste da getroffen…

Wenig überraschend regnete es tatsächlich auf der Insel und so hastete ich zum nächsten Busanbieter, der einem in einer guten Viertelstunde ins Stadtzentrum bringt. Im Voraus nur sporadisch nach allfälligen Sehenswürdigkeiten geforscht und dabei auch auf „The Spine“ gestossen, eine etwas sinnlose Konstruktion, den es handelt sich hierbei um eine Art Turm, der auf eine Höhe von 150 Metern von einem Durchmesser von drei Metern am Boden auf wenige Zentimeter an der Nadelspitze schrumpft. Kurz ein Foto gemacht und sich dann dem nebenanliegenden GPO-Gebäude gewidmet. Das General Post Office spielte eine bedeutende Rolle in den blutigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Irländer. Danach ging es weiter in Richtung River Liffey, über den bereits die nächste Sehenswürdigkeit führt. Die „Half Penny Bridge“ trägt ihren Namen weil man früher jeweils eben einen gewissen Betrag zu berappen hatte um die mit weissem Geländer verzierten Brücke zu überqueren. Heute ist das aber nicht mehr so und erreichte man ohne Liquiditätsverlust den Stadtteil Temple Bar. Hier wimmelt es nur so von Pubs und entsprechendem Publikum. Da es (zumindest für meine Ansprüche) aber noch etwas früh für ein Pint war ging es nach einem Rundgang weiter zum nächsten Statussymbol Dublins. Die Molly-Malone-Statue liegt ebenfalls in Reichweite und hat einen festen Platz in jedem Reiseführer inne. Als schöne Fischhändlerin Dublins, die jung an einem unbekannten Fieber starb, mauserte sie sich irgendwie zur städtischen Bekanntheit und es gibt sogar ein Lied von ihr. Zumindest sagt es die Legende so. Jene sagt auch, dass ein Griff an ihre Brüste Glück bringen soll und so ist die metallene Stelle rund um das pralle Dekolleté der Dame dann auch recht abgenutzt. Ich selber bin aber bereits rundum glücklich und so ging es ohne „körperlichen Übergriff“ weiter in Richtung St. Patricks Cathedral. Insgesamt eine ziemlich imposante Kirche, die aber auch nur besucht wurde, weil sie auf dem Weg in Richtung Hauptattraktion des Tages war. Das Guinness Storehouse. Zugegeben, die hier hergestellte braune Brühe gehört nicht zu meinem Lieblingsgetränk aber ein Besuch drängt sich ja beinahe auf wenn man schon hier ist und für einmal den Pauschaltouristen mimt.

Und so stellte man sich vor dem Gebäude angekommen artig in die Schlange, wo man um die Wartezeit zu verkürzen mit einem jungen Schweden ins Gespräch kam. Später stellte sich heraus, dass Jonas aus Stockholm stammt, Djurgarden-Fan ist und zurzeit als angehender Kapitän auf einem Frachtschiff arbeitet. Da man sich uns auf Anhieb gut verstand entschied man die anschliessende Besichtigung gemeinsam zu absolvieren. Wer auch mal vor Ort ist sollte ab dem happigen Eintrittspreis nicht zu fest erschrecken, zumal immerhin noch ein Pint Guinness in der Gravity Bar inbegriffen ist. Jene Bar steuerte man nach einem mehr oder weniger genauem Besuch der wirklichen Braustätte und deren Geschichte auch an. Mit etwas Glück noch einen Fensterplatz ergattert, von dem man einen guten Blick über die ganze Stadt hat, ehe schliesslich der erste braune Götternektar die Kehle hinunterfloss. Hatte ich definitiv weniger appetitlich in Erinnerung.

So vergingen die Stunden und mein schwedisches Gegenüber erzählte von seiner bisherigen Reise auf See, welche ihn über Holland, Belgien, Spanien schlussendlich nach Dublin führte. Irgendwann musste man dann aber leider Schluss machen, da die Crew von Jonas noch am selben Abend in Richtung Nantes weitertuckern wollte. Da hat sich jemand bei seinem Kurzbesuch in Dublin aber Prioritäten gesetzt. Also verabschiedete man sich und Jonas sagte mir ich sollte mich melden, wenn ich mal Bock auf ein Derby in Stockholm hätte. Djurgarden – AIK, ja das wäre doch mal was…

Um nicht zu spät zu kommen (und auch aus anderen Gründen) setzte ich mich in das erstbeste Taxi, welches mich mit Halt am naheliegenden Zuhause der Pats, wie Landon, mein Taxi-Fahrer seinen Herzensclub nannte in Richtung Tallaght fuhr. Da ich ihm von meiner Leidenschaft erzählte durfte er mir sein bevorzugtes Zuhause nicht vorenthalten und fuhr mit seinem Auto sogar so hin, dass ich vom Taxidach aus ins verschlossene Stadion sehen konnte. Man stelle sich einmal vor, da steige einem ein wildfremder, angeheiterter Tourist auf das Dach der eigenen Kutsche. Wer ähnlich nette Taxifahrer kennt, bitte in die Kommentaren-Sparte unten am Beitrag. Ganz sympathisch!

Eine beachtliche Fahrtstrecke später erreichte ich endlich auch Tallaght, der Stadtteil in dem die Shamrock Rovers beheimatet sind. Gegenüber vom gleichnamigen Stadion reckte sich mein Hotel in die Höhe, was ein absoluter Glücksgriff war. So konnte ich mich nicht nur über ein sehr geräumiges und modernes Zimmer freuen sondern verfügte auch noch über einen der grössten Hotelbalkons, den ich je gesehen habe. Da hätte man ohne Probleme mit dreissig Leuten eine Grillparty schmeissen können. Und das Beste kommt noch. Mit meinem Zimmer im 5. Stock hatte ich geniale Sicht ins gegenüberliegende Stadion (Panoramabild unten) und kurze Zeit lang überlegte ich tatsächlich, mir die Partie vom Balkon aus anzusehen. Zwei Tatsachen entschieden aber dagegen. Erstens war ich mir nicht sicher ob ein Stadionbesuch und der damit verbundene Länderpunkt denn überhaupt als ein solcher „anerkannt“ wird, wenn man nicht mal die Spielstätte betreten hat. Zweiter Punkt war die Tatsache, dass ich seit dem morgendlichen Sandwich nichts mehr gegessen hatte. Ich wusste doch irgendwas hatte ich vergessen…

Also nach dem Bezahlen von zehn Euro Eintritt die Heimstätte der Rovers mit freier Platzwahl betreten und als allererstes einen Imbissstand aufgesucht, wo man sich für die Mahlzeit mit dem klangvollsten Namen entschied. „Garlic Cheese Chips“ direkt aus der vorörtlichen Gourmetküche. Oder auch nicht. So staunte ich dann nämlich nicht schlecht, als ich weniger Zeit später lediglich eine Portion Pommes getränkt in Knoblauchsauce bekam, über jene kalten Reibkäse gestreut war. Die Inseln und ihre Esskulturen wieder einmal. War aber übrigens gar nicht so schlecht wie es aussah. Danach setzte man sich auf die kleinere der beiden Tribünen, welche einem mit ihren Farben irgendwie an die Legosteine aus der Kindheit erinnern. Vor Ort an diesem windigen Abend gut 2‘100 Zuschauer, davon wohl knapp dreisteillig die Zahl der Supporter aus Longford. Auf meiner Tribüne gab es eine kleine Gruppe Heimfans mit einer „Ultras“ Zaunfahne, die neben einem Intro mit kleinen Schwenkfahnen aber eher blass blieb. Das Spiel dann von Anfang an sehr unterhaltsam und zur Halbzeit führten die Kleeblätter mit 2:1, nachdem man früh in Führung ging, sich danach aber in einer starken Phase der Gäste den Ausgleich fing, ehe man den 1-Tore-Vorsprung noch vor dem Seitenwechsel wiederherstellen könnte. Die Pausenunterhaltung ebenfalls sehr erfrischend, so gab es nicht irgendein Sinnlos-Gewinnspiel vom Hauptsponsor sondern vielmehr unterhaltsamen und lebensfreudigen Kleinfeldfussball von zwei eingeladenen Teams mit Spielern, die geistig behindert waren. Sehr sympathisch und gelungen die Aktion!

Nachdem die Jungs das Feld räumen mussten, waren die Profis wieder an der Reihe mit Abschnitt zwei. Optisch durch die beiden Trikots hätte man meinen können hier spiele Fürth gegen die Eintracht aus Frankfurt, spielerisch war es aber eher so Wattenscheid – Lotte Niveau. Tore gab es jedoch immerhin nochmals zwei zu bestaunen, jeweils auf jeder Seite eines, was zu einem knappen 3:2 Heimsieg für die Rovers gegen die sich aufopfernden Gäste führte.

Mit dem Schlusspfiff und den wenigen Schritten ins gegenüberliegende Hotel ging für mich ein Tag im Zeichen von schlechtem Wetter, rothaarigen Mädchen, Kleeblätter und ganz vielen Pubs zu Ende.


Urania Genève Sport - FC Saxon-Sports

Mit knapp siebzig Fussballplätzen in der Schweiz behaupte ich, bereits eine beträchtlicher Menge einheimischer Stadien besucht zu haben. Trotzdem ist die To-Do-Liste noch immer von stattlicher Länge, wobei ich dem Stadion an erster Stelle, jenem von Urania Genève Sport, heute endlich einen Besuch abstatten sollte.

Gelegen in einem ruhigen Quartier in Genf kann das Stade de Frontenex auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurückblicken. Erbaut kurz nach dem ersten Weltkrieg war es nicht nur Schauplatz der Cupspiele, die Urania Genève Sport 1929 allesamt gewann und schliesslich im Final auch noch die Berner Young Boys besiegte und somit den ersten und einzigen Cupsieg feierte. Nein, einige Jahre später kam gar eine Vizemeisterschaft hinzu, in der sich UGS lediglich den Grasshoppers aus Zürich geschlagen geben musste. Nebenbei fanden im Vélodrome um das Spielfeld auch nationale Wettkämpfe im Radsport statt.

Seit Jahren ist es aber ruhig geworden um den Verein und dessen altehrwürdige Spielstätte. Die Radbahn wird nicht mehr genutzt und das Stadion ist jeweils nur noch spärlich gefüllt, wenn Urania jeweils ihre Heimspiele der 2. Liga interregional hier austrägt. Diese Saison macht das UGS aber ausserordentlich gut, sodass sie als Tabellenführer gute Chancen auf einen Aufstieg in die 1. Liga classic haben. Dafür ist aber auch heute ein Sieg gegen den Gast aus dem Wallis von Vorteil, der zumindest auf dem Papier her den Kürzeren zieht.

Als ich wegen des Feierabendverkehrs erst knapp vor der geplanten Anpfiffszeit das Stadion erreichte, sassen die Spieler nur lässig auf der Treppe vor der Tribüne. Was war der Grund dafür? Ich fragte beim Trainer nach, wobei dieser statt einer Antwort schlicht eine Gegenfrage auf der Zunge liegen hatte. Ob ich denn der Verantwortlicher von Saxon-Sport sei? Mit der Geschichte über meiner Leidenschaft habe ich ihn verschont und es bei einem kurzen „Non, Monsieur, je suis désolé“ belassen. Kurze Zeit hatte es mich aber gereizt, dem Trainer ein skurriles Schauermärchen aufzutischen, zumal ein bescheidener Fussballer wie ich nicht oft die Chance hat, eine Partie der fünften Spielklasse mitzuentscheiden.

Kurz vor Ablauf der „Wartefrist“ tauchten endlich erste Spieler von Saxon auf, die den Anwesenden wie artige Primarschüler sogleich den Grund für ihr verspätetes Erscheinen mitteilten: Ihr Mannschaftscar war aufgrund des Feierabendverkehrs rund um Genf im Stau stecken geblieben. So konnte es mit 45 Minuten Verspätung doch noch losgehen. Bis dahin blieb mir Zeit für ein paar Fotos sowie einen Becher kühles und appetitliches Bier – der Spezialist tippt auf das belgische Leffe.

In einem kampfbetonten Spiel erzielte der Aussenseiten aus dem Wallis in der Mitte der ersten Halbzeit per Volley die Führung. Unter den 60 Zuschauern waren auch einige ältere Herren, die den Gästen die Daumen drückten, denn anders ist die witzige Aussage „L’arbi c’est l’heure“ (Schiedsrichter, es ist Zeit abzupfeifen) eines solchen unmittelbar nach dem Führungstreffer nicht zu erklären. Dieser hörte natürlich nicht auf den ironisch gemeinten Ratschlag des Seniors hören und liess das Spiel weiterlaufen. Zehn Minuten später folgte der verdiente Ausgleich, ehe die Mannschaften für eine verkürzte Pause den Gang in die Katakomben antraten. In der zweiten Halbzeit drohte das gehässige Spiel dem Schiedsrichter langsam aber sicher aus den Händen zu gleiten. Es regnete gelbe Kartons auf beiden Seiten während Torchancen Mangelware blieben. Schlussendlich fand der Ball aber doch noch einmal hinter die Linie. Unerwartet beim Leader UGS, der nach dem 1:2 nicht nur mit dem Schiedsrichter, sondern auch mit dem Auftritt der Gäste haderte.

Höchste Zeit, mich aus dem Staub zu machen, um als vermeintlicher Saxon-Verantwortlicher nicht noch für das zu späte Erscheinen sowie den unverdienten Punkteklau geradestehen zu müssen.


Pully Football - Stade Nyonnais II

Der abendliche Ausflug von Lausanne ins Nachbardorf Pully stellt einen Bruch im Regelbuch für einen Spielbesuch dar. Der dort vorhandene Sportplatz verfügt nämlich über keinen nennenswerten Ausbau, was normalerweise zu meinen Grundvoraussetzungen zählt. Er liegt jedoch wunderschön unter einer Brücke am abfallenden Gelände hin zum Genfersee und ist deshalb schon einen Besuch wert.

Heute schien sogar die Sonne, was die Brücke in ein malerische Licht tauchte. Aufgrund jüngster Vorkommnisse verzichtete ich heute einmal ganz auf den Zug als Transportmittel und erreichte das Sportzentrum Rochettaz stattdessen mit dem Bus. Leider verstrichen auch hier die Minuten zu schnell, sodass meine Verbindung nicht zu realisieren war und ich die letzten zwei Kilometer zu Fuss zurücklegte. So erreichte ich doch noch rechtzeitig das Spielfeld, wo mich ein Spiel der sechsten Spielklasse gegen die Zweitvertretung aus Nyon erwartete. Die Gäste liegen abgeschlagen am Tabellenende und ihre Hoffnungen auf einen Punktgewinn schienen sich bereits in der Mitte der ersten Halbzeit zu zerschlagen, als das besser rangierte Heimteam vor 40 Zuschauern in Führung ging. Dass es zur Pause trotzdem Unentschieden stand, war einem Fehler in der Hintermannschaft von Pully zu verdanken.

Im zweiten Abschnitt kam es noch schlimmer für den Favoriten, als ihr wenig stilsichere Goalie einen ungefährlichen Schuss nicht festhalten konnte und der Tabellenletzte durch Mehmet Begzadic prompt zur Führung einschob. Sein Name findet Erwähnung hier, weil Begzadic noch zwei Treffer nachlegte und so mit einem lupenreinen Hattrick grossen Anteil am Schlussresultat von 1:4 hatte. Wer weiss, vielleicht bringt dieser unerwartete Sieg den Gästen die Hoffnung zurück im Abstiegskampf.


FC Dornbirn - FC Wacker Innsbruck II

Bei einem der mittlerweile raren Wochenenden in der Ostschweiz fand sich Zeit für einen Abstecher mit einem Kollegen ins nahegelegene Vorarlberg zum FC Dornbirn. Auf der Birkenwiese empfängt der Drittligist heute die Zweitvertretung von Wacker Innsbruck. Unsere Anreise gestaltet sich per Zug via Heerbrugg kurz und unkompliziert, sodass wir eine Stunde vor Anpfiff vor den Eingangstoren der Sportanlage stand. Fussball in Österreich mag ich einfach. Sei es wegen der tiefen Preise für Essen und Getränke, oder wegen der familiären Atmosphäre. Zudem sind die Spiele auf österreichischem Boden meistens auch torreich und unterhaltsam.

So auch heute beim verdienten 3:0 für das Heimteam, das nach einem Eckball in der Mitte der ersten Hälfte in Führung ging, ehe es sich bis tief in die zweite Halbzeit Zeit liess, um die 700 Zuschauer mit zwei weiteren Treffern zu erlösen. Wenige Runden vor Saisonende geht es für die Messestädter wie auch für die Tiroler um nicht mehr viel. Zu den Abstiegsplätzen hin haben sich beide ein komfortables Polster erarbeitet, aber auch die Spitzenplätze sind nicht mehr zu erreichen. Dort thront erfreulicherweise die Austria aus Salzburg und wird aller Aussicht nach auf die nächste Saison hin in den Profifussball aufsteigen.

Wie in Salzburg findet sich auch hier auch hier aktiver Support. Es ist dies ein kleines Grüppchen von Fans, das auf der Gegengerade unter einem Pavillon steht und über einen Trommler verfügt, der sein Handwerk doch gut beherrscht.


FC Martigny-Sports - FC Monthey

Nach ein paar spielfreien Tagen ergab sich mit der Verschiebung einer Partie der 1. Liga Classic die Möglichkeit für einen Spielbesuch in Martigny. Hier im Unterwallis empfängt der lokale Fussballclub im Abstiegskampf den direkten Konkurrenten aus dem nahegelegenen Monthey.

Die Zugfahrt von Lausanne ins Wallis gehört meiner Meinung nach zu den schönsten der ganzen Schweiz. Dank der Streckenführung entlang dem Ufer des Genfersees sieht der Fahrgast neben denBergen unter anderem auch das Schloss Chillon und die Weingegend in der Waadt ideal. Heute sogar eine halbe Stunde länger als üblich, da die Bundesbahn wieder einmal einen ihrer Aussetzer hatte. Laut ihrer eigenen Statistik liegt die Wahrscheinlichkeit solcher Pannen bei unter einem Prozent. Entweder sind die Statistiker der Bahn Hochstapler oder ich habe einfach grosses Pech. Manchmal bin ich nahe, es diesem älteren Herrn gleichzutun.

Kurz vor Anpfiff erreichte ich dann schliesslich Martigny, dem Geburtsort erstaunlich vieler Schweizer Persönlichkeiten. So stammt nicht nur Eiskunstläufer Stéphane Lambiel oder Skifahrer Justin Murisier von hier, sondern auch Ex-Bundesrat Pascale Couchepin sowie der nicht weniger umstrittene FC-Sion-Präsident Christian Constantin.

Nach der unfreiwilligen Pause während der Anreise, erreichte ich das Stade d’Octodure zu Fuss gerade noch rechtzeitig zum Einlauf der Mannschaften. Den Kern der Anlage bildet eine massive Tribüne mit grünen Sitzschalen, während gegenüber davon erhöhte Stehstufen zu finden sind. Auf dem Dach des Vereinsheimes gibt es ebenfalls noch Plätze, um sich das Spiel – für das die Verantwortlichen keinen Eintritt verlangten – anzusehen.

Und dies lohnte sich, schliesslich gab es für die 250 Zuschauer dank dreier Tore ein verdientes 3:0 zugunsten der Gastgeber zu bestaunen. Die Gäste wirkten über die ganze Spieldauer gesehen unsicher und lagen bereits nach wenigen Minuten in Rückstand. Mit dieser Niederlage werden sie wohl zum Ende der Saison den Gang in die 5. Spielklasse antreten müssen. Martigny konnte dank diesem Sieg hingegen die hintersten Plätze vorübergehend verlassen, schwebt jedoch weiterhin ebenfalls in akuter Abstiegsgefahr.


Stuttgarter Kickers – Dynamo Dresden (02.05.15)

Es gibt wohl kaum einen Nicht-Fan der Stuttgarter Kickers, der so auf die Wiedereröffnung des Stadions auf der Waldau hingefiebert hat wie ich. Der Umbau bietet nämlich die mittlerweile rare Möglichkeit für einen Besuch in einem neuen Stadion unweit der St. Galler Heimat.

Vor wenigen Monaten war es dann soweit und schnell hatte ich mit dem Gastspiel von Dynamo Dresden anfangs Mai ein passendes Spiel für den Besuch am Degerloch gefunden. Mit vier Kollegen hatte ich die Reisegruppe ebenfalls in Rekordzeit beisammen. Neben Lukas, der bereits im letzten Herbst beim Gastspiel von Dynamo Dresden in Grossaspach dabei war, sind auch die anderen Mitfahrer ebenfalls gut über Fussball informiert und nicht zum ersten Mal mit mir unterwegs. Somit hatten wir eine flotte Reisegruppe zusammen und konnten uns schrittweise den restlichen Punkte auf der „To-Do-Liste“ einer solchen samstäglichen Kaffeefahrt (Bierfahrt?!) ins Schwabenland widmen.

Als Transportmittel wählten wir den Zug aus, wobei wir Glück hatten, dass der grosse Streik der Gewerkschaft deutscher Lokführer erst für nächste Woche eine vollständige Lahmlegung des Schienenverkehrs vorgesehen hatte. Da uns dieser Machtstreit aber nicht betraf, finde ich hier nur lobende Worte für die Deutsche Bahn, die uns sicher und vor allem kostengünstig nach Stuttgart und zurück brachte. Nur die Routenplanung erlebte kurzfristig eine Änderung und so ging es nicht via Konstanz, sondern früher über Lindau nach Stuttgart, um auf dem Frühlingsfest in Stuttgart ja nicht zu kurz zu kommen.

Nächster Punkt auf der Liste: Fünf Tickets kaufen! Deren Beschaffung gestaltete sich nicht wegen überdurchschnittlich grossem Andrang, sondern aufgrund unnötiger Auflagen und einem altmodischen System der Kickers ziemlich aufwendig. So können Tickets lediglich im Voraus gekauft werden, wenn der Käufer dafür ein Bestellformular auf der Webseite herunterlädt, dieses ausdruckt und ausfüllt, wieder einscannt und dann den Verantwortlichen wieder zusendet. Da geht’s ja in Omas Dorfladen moderner zu und her. Nachdem ich mir das Ganze schlussendlich doch angetan habe, um im Fall eines ausverkauften Hauses nicht mit leeren Händen dazustehen, kam einige Tage später eine Mail vom Ticketing-Team der Kickers. Der „werte Kunde aus der Schweiz“ solle ihnen doch bitte fünf Lichtbildausweise per Mail zukommen lassen, damit auch tatsächlich nur derjenige ein Ticket erhält, der dazu berechtigt ist. Einen Moment lang dachte ich daran, hier den Verantwortlichen mit einem Mail den Tarif durchzugeben, entschied mich dann aber aber mit einer höflichen aber bestimmten Nachfrage zufrieden zu geben. Die Antwort blieb wage und nicht nachvollziehbar und so blieb nichts anderes übrig als die Ausweise einzusammeln, zu scannen und schlussendlich einzuschicken, ehe das Einverständnis seitens der Kickers-Verantwortlichen kam und die Karten zwei Wochen später im heimischen Briefkasten zu finden waren.

Kaum hatte ich am Freitagabend die Augen geschlossen, klingelte auch schon wieder der Wecker und es ging zur Bushaltestelle, wo bereits Nachbar Claudio (der jüngerer Bruder von Flavio, der ebenfalls oft mit mir auf Tour geht) mit einem breiten Grinsen auf mich wartete. Zusammen bestiegen wir den ersten Bus des Tages, gabelten am Bahnhof den dritten Kumpel auf und versorgten uns am Bahnhofskiosk. Beim ersten Halt stieg Mitfahrer Nummer vier hinzu, ehe Lukas die Truppe zwanzig Minuten später kurz vor Lindau komplettierte.

Dort stiegen wir auf den Interregio um und die Fahrt verlief feuchtfröhlich mit einem improvisierten Boxenstopp in Friedrichshafen. Um zehn Uhr morgens erreichten wir schliesslich pünktlich den Bahnhof in Stuttgart, von wo aus es nach einem bierbedingten Zwischenfall direkt weiter zum Cannstatter Wasen ging. Kurz nach dem Mittag ging es für uns zurück zum Bahnhof und weiter in Richtung Fernsehturm, wo auch das Stadion liegt. Die servierte Pfütze vor Ort und auch andere Umstände führten dazu, dass wir uns nun mit dem Konsum etwas zurückhielten und stattdessen das Treiben auf dem Platz verfolgten. Dieses war zwar nicht auf sonderlich hohem Niveau aber sehr unterhaltsam und kurzweilig. Schlussendlich durften die rund zweitausend mitgereisten Sachsen über einen Last-Minute-Treffer und einen daraus resultierenden 3:4-Auswärtssieg für die Sportgemeinschaft aus Dresden jubeln.

Das Spiel war mit 8’000 Zuschauer gut besucht, wobei knapp ein Viertel davon Platz auf der neuen Haupttribüne Unterschlupf finden. Gegenüber liegt ein Teil des ungünstig positionierten Gästeblock sowie den Stimmungskern der Kickers. Das Polizeiaufkommen vor Ort war einmal mehr sehr gross, wobei es am ganzen Nachmittag nur zu einem kleinen Zwischenfall kam, nämlich als Unbekannte im Dresden-Block eine Zaunfahne zu entwenden versuchten. Gibt sicher bessere Ideen als eine solche Kamikaze-Aktion…

Für die Gastgeber ist mit der Niederlage der Aufstieg in weite Ferne gerückt, sodass sich vor Ort allgemeine Ernüchterung bereitmacht. Wir machten uns zurück ins Stadtzentrum und bestiegen gegen 18 Uhr wieder den Zug in Richtung Heimat. Dort angekommen, warteten bereits die nächsten Kumpanen grinsend auf uns und ein feuchtfröhlicher sowie ziemlich langer und anstrengender Tag nahm früh am nächsten Morgen in der Innenstadt sein Ende. Danke Jungs; gerne wieder!


Paris Saint-Germain – LOSC Lille (25.04.15)

Keine Woche ist vergangen, seit ich PSG auswärts in Barcelona auf dem Rasen des Camp Nou zugeschaut habe. Nun sollte ich mit Flavio, meinem Nachbar in St. Gallen, anlässlich seines Geburtstag in Paris zugegen sein und auch hier einem Spiel von PSG beiwohnen.

Als Transportmittel wählten wir den Zug, der uns direkt ins Stadtzentrum brachte und mit gut drei Stunden Fahrtzeit auch schneller war als eine Anreise mit dem Flieger. Am Samstagmorgen schrieb ich Flavio, ob er sich im Zeitplan befinde. Unglaublich, was dieser wieder einmal auf sich nimmt. So arbeitete er doch tatsächlich am Abend zuvor noch bis spät in die Nacht, sodass die einzig rechtzeitige Verbindung nach Genf aufgrund eines verunglückten Güterzugs sieben – statt vier – Stunden beanspruchte, drei Umstiege beinhaltete und um Mitternacht in St. Gallen begonnen hatte.

Schlussendlich wendete sich aber einmal mehr alles zum Guten und gegen zehn Uhr fuhren wir im Pariser Gare de Lyon ein. Da sich das Hotel ebenfalls in Bahnhofsnähe befinden sollte, ging es für uns zuerst dahin, ehe wir uns für einen Stadtrundgang rüsteten.

Für mich ist Paris nicht Neues, aber nach diesem Besuch muss ich eingestehen, dass mir die französische Hauptstadt immer besser gefällt. Mit der wunderschönen Aussicht von der pompösen Sacré-Cœur, dem Louvre und der bekannten Notre-Dame beweisen die Franzosen neben dem Eiffelturm und dem Triumphbogen doch Stil und künstlerisches Feingefühl.

Weniger Kunstverständnis bewiesen die Architekten des Parc des Princes, der von aussen wahrlich kein Prunkstück ist. Da überzeugt das nebenanliegende Rugbystadion schon eher. Nach pingeliger Einlasskontrolle, bei der wir mit einer Quittung noch mal ein zweites Ticket in die Hand gedrückt bekam, ging es ins Stadion zu unseren Plätze im Oberrang hinter dem Tor. Wir setzten uns schön mittig auf zwei alte Stühle und wunderten uns, wie wenig die Spielstätte an Glanz und Glamour besitzt, wie man es sich sonst bei PSG gewöhnt ist. Ob es sich in unserem Bereich tatsächlich um freie Platzwahl handelte, kann ich nicht beantworten, da zumindest uns niemand von den Sitzen gescheucht hat. Das Stadion war mit 45’001 Zuschauer zwar gut besucht, allerdings nicht ganz ausverkauft.

Und dann ging es bei Sonnenschein auch schon los – und wie. Noch in der ersten Spielminute traf der Brasilianer Maxwell mit einem satten Schuss zur Führung für die Hausherren und eröffnete damit die PSG-Gala. Denn nur drei Minuten später traf Edinson Cavani mit einem wunderschönen Heber aus beachtlicher Distanz zum 2:0. Rückblickend war das Spiel wohl eines der besten und unterhaltsamsten, die ich je gesehen habe. Noch vor der Pause war dann „Erzengel“ Ezequiel Lavezzi an der Reihe, der mit seinem Doppelpack für das eindeutige Verdikt zur Pause besorgt war. Dass Zlatan Ibrahimovic nach einem verbalen Aussetzer eine Strafe absitzen musste, schien hier niemanden zu stören. Im zweiten Durchgang machte PSG nämlich dort weiter, wo es vor der Seitenwechsel aufgehört hatte. Vorher schlug der Ball aber im Tor der Gastgeber ein. Diese liessen sich dadurch aber nicht beunruhigen und kamen eine Viertelstunde vor Schluss, erneut durch Cavani, zum fünften Treffer. Den Schlusspunkt in dieser Partie setzte erneut Lavezzi mit seinem dritten Tor zum 6:1.

Noch immer euphorisch gestimmt von diesem Spektakel machten wir uns auf in die Innenstadt, wo wir den lauen Abend in der Gegend rund um den Eiffelturm ausklingen liessen.