Crystal Palace FC – Everton FC (31.01.15)

Eigentlich könnte ich alle meine Berichte mit dem Wort „eigentlich“ beginnen. Denn eigentlich war geplant, an diesem Wochenende das Spitzenspiel der Premier League zu besuchen, da ein Kumpel von mir Member bei Chelsea ist und eigentlich für jedes Spiel an Tickets kommt.

Daraus ist nichts geworden doch die Suche nach Alternativen fällt in London zum Glück nicht schwer. Schlussendlich entschieden sich Flavio und ich für die Partie Crystal Palace gegen Everton, zumal ich so auch meinen Lieblingsspieler zu Gesicht bekomme. Lieblingsspieler mag kitschig klingen, aber Everton-Verteidiger Leighton Baines – optisch eine Mischung aus Bradley Wiggins und Ringo Starr – hat es mir angetan. Ohne Starallüren strahlt er Sicherheit auf dem Platz aus und ist in meinen Augen einer der wenigen Charaktertypen im englischen Fussball.

Mitfahrer Flavio kam bereits am frühen Nachmittag in die Romandie, da er aus beruflichen Gründen jeweils am Freitagmorgen sein Wochenende starten kann. Wir trafen uns bei mir in der Wohnung und nach einer kurzen Stärkung ging es auch schon wieder raus. Ziel war die „Patinoire de Malley“, wo der HC Lausanne seine Heimspiele austrägt. Im Derby gegen Fribourg zogen die Gastgeber knapp den Kürzeren, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Am Samstagmorgen erreichten wir zeitig den Flughafen. Billigflüge ziehen dementsprechendes Publikum an und so muss man sich nicht über die Gestalten wundern, die bei einem Flug für 21 Franken neben einem sitzen. Nach pünktlicher Landung ging es für uns ins Stadtzentrum und weiter zur Victoria Station. Inzwischen zeigte die Uhr bereits kurz vor Mittag und wir verstauten das Gepäck, assen etwas und bestiegen den Zug nach Selhurst. Von dort sind es noch einige Fussminuten durch englische Quartiere, ehe sich das mächtige Home End vor einem auftut. Unsere Plätze befanden sich mittig auf der Gegentribüne, vierte Reihe, praktisch auf Ballhöhe.

Wer Crystal Palace kennt, weiss, dass sich hier die einzigen Ultras der Insel mit Fahnen und Trommeln eingenistet haben. Die 2005 gegründete Gruppierung nennt sich „Holmesdale Fanatics“ und zeigte heute – unterstützt durch Freunde aus Basel – ordentlichen und durchgehenden Support. Chapeau! Eine schöne Ausnahme in der von restriktiver Fanpolitik geprägten englischen Stadionlandschaft. So verweist man denn auch hier darauf, dass es sich beim Selhurst Park um einen All-Seater-Ground. Klatschen und zahlen geht in Ordnung, aber bitte nicht mehr!

Das Spiel selbst beginnt ebenfalls ansprechend und nach nur zwei Minuten gehen die Gäste aus Liverpool bereits in Führung. Romelo Lukaku nutzt einen Stellungsfehler in der Palace-Abwehr und trifft für seine Farben. Diesem Schock folgt eine Druckphase der Gastgeber, die innert kürzester Zeit mehrere hochkarätige Chancen auslassen. Vor allem Arsenal-Leihgabe Yaya Sanogo sündigt gleich mehrmals. Dafür zeigte Leighton Baines trotz lädiertem Knie eine souveräne Partie und vermochte mit seinen Angriffen über die Flügel die eine oder andere gefährliche Aktion der Gäste einleiten. Bis zum Schluss blieb es beim 0:1 vor einer Saisonrekordkulisse von 25’197 Zuschauern, darunter dreitausend aus Liverpool.


FC Stade Lausanne-Ouchy – FC Le Mont (28.01.15)

Nach der Arbeit ergab sich die Möglichkeit, meinen fünftklassigen Quartierverein erstmals live in Aktion zu sehen. Lausanne-Ouchy traf bei einem Testspiel auf einen der Stadtrivalen, nämlich auf den zweitklassigen FC Le Mont. Die Partie war gratis und darum fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Das Spiel war dann auch nur zwei Minuten alt, als Le Mont bereits das erste Mal einnetzen konnte. Insgesamt war es ein Testspiel der besseren Sorte mit einem Gästeteam, welches mit Johnny Leoni auf einen Prominenten im Team zählen kann. Der Ex-Zürcher sah den ungefährdeten 0:2 Sieg seiner Teamkollegen aber nur von der Bank aus.

Vor Ort waren 20 Zuschauer, die weit mehr froren als die Akteure auf dem Kunstrasen. Das Spiel fand nicht auf dem Hauptplatz statt, um diesen zu schonen. Kurz vor 22 Uhr pfiff der Schiedsrichter die Partie ab und zu Fuss ging es wieder zurück an die Wärme.


FCV Dender – KRC Gent-Zeehaven (25.01.15)

Nach einer kurzen Nacht erreichten Simon und ich am nächsten Morgen wieder Brüssel, wo Sightseeing auf dem Programm stand. Nebst diversen Palästen und Kirchen besuchten wir auch das Atomium und das daneben liegende Heyselstadion, wo sich vor 30 Jahren bei einer Massenpanik mit 39 Toten eine der grössten Katastrophen im Fussball ereignete.

Danach standen wir vor einer Entscheidung: Sollten wir bei Union St. Gillis, einem traditionsreichen Drittligisten aus der Innenstadt oder in Denderleeuw, ebenfalls in der dritten Liga aber etwas ausserhalb von Belgiens Hauptstadt, ein Spiel besuchen. Da wir genügend Zeit hatten entschieden wir uns für die zweite Variante und somit für das grössere der beiden Stadien. So ging es vom imposanten Atomium zurück zum Bahnhof und auf ins weniger imposante Denderleeuw, wo der Fussballclub mit dem längsten Namen der Welt beheimatet ist. Das behaupte ich zumindest, lautet der vollständige Name des Vereins doch: „Koninklijke Football Club Verbroedering Dender Eendracht Hekelgem“. Schwer zu toppen, nicht?

Zu Gast beim Sorgenkind der Liga war an diesem Sonntag der Königliche Racing Club aus Gent, der heute, zumindest wenn man der Tabelle Glauben schenkt, als Favorit antrat. Anstatt einem Auswärtssieg sahen wir allerdings einen ungefährdeten 3:0-Heimsieg gegen extrem abschlussschwache Gäste. Ein schmerzhaftes Novum brachte die Partie auch noch mit sich: In der vierten Minute musste der Schiedsrichter verarztet werden, nachdem ihn ein Befreiungsschlag eines Spielers genau an der Stelle traf, wo es uns Männern immer besonders weh tut.

Spielerisch war das Niveau etwa so, wie man es sich für eine dritte Liga in einem relativ wenig fussballbegeisterten Land vorstellt. Demnach die relativ tiefe Zuschauerzahl von nur 300 Zuschauern nicht weiter verwunderlich. Der Schauplatz der Partie ist das Florent Beeckmanstadion, ein modernes Stadion mit Platz für mehr als sechstausend Zuschauer. Und ja, die Frage, wer in der dritten Liga ein solches Stadion braucht, ist absolut berechtigt. Die Antwort darauf aber ebenso simpel: Seit der Einführung der „Youth League“, der Champions League für die Jugendmannschaften der jeweiligen Teilnehmer, trägt die Mannschaft vom RSC Anderlecht hier in UEFA-konformen Umgebung jene Spiele aus.

Zurück zum FCV Dender, wie der Verein in seiner gekürzten Form heisst. Support gab es überraschenderweise von ein paar älteren Fans, die ihre Schlachtrufe auf Englisch in die kalte Januarluft posaunten und gelegentlich die eine oder andere WC-Rolle auf das Spielfeld schmissen. Irgendwann war der gesamte 5-Meter-Raum des Gästetorhüters mit weissen Papierrollen zugedeckt, was jedoch niemand zu stören schien. Man möge sich den Wortwechsel nach einem Spiel zwischen Mutter und Tochter zu Gemüte führen. Das könnte in etwa so tönen:

Tochter: Du Mama, wo hat es denn noch WC-Rollen?

Mutter: Da musst du deinen Vater fragen, der schmeisst die doch sonntags jeweils den Gästetorhütern nach, nicht?

Sehr amüsant. Im Grossen und Ganzen ist es aber ein gelungener Ausflug mit einem neuen Länderpunkt und einem sympathischen Club, der für ein Bier sage und schreibe 5.50 Euro weniger als am Vorabend (7 Euro) in Lille verlangt. Unglaublich!

Nach Spielschluss ging es für uns zurück zum Bahnhof und von dort weiter zum Flughafen, wollten wir doch so eine Stresssituation wie anfangs Monat in London verhindern. Die abschliessende Anekdote betrifft den Heimflug, bei dem ich genau neben demselben Typen sass, wie schon beim Hinflug. So kamen wir ins Gespräch und er erzählte, dass er das Wochenende in Brügge verbracht hatte und diese Stadt sehr empfehle. Ja mein Freund, Brügge wäre eigentlich auch unser Ziel gewesen; womit wir wieder bei meiner Initiative für fangerechte Anspielzeiten sind.


LOSC Lille – AS Monaco (24.01.15)

So, nun geht es auch hier wieder weiter mit vielen hoffentlich spannenden Partien, gestreut rund um den Erdball! Nach einer strengen Zeit mit Abschlussprüfungen und meinem Umzug in die Westschweiz mit neuem Arbeitsplatz kam ein Wochenendausflug nach Belgien genau richtig. Wobei gesagt werden muss, dass mit Lille auch noch der „Grande Nation“ einen Besuch abgestattet wurde, allerdings ist die nordfranzösische Stadt von Brüssel aus mit dem TGV in weniger als einer Stunde zu erreichen. Eigentlich war ja das Brüggederby ausschlaggebend für die Reise gewesen, aber auch hier hatte der Spielplangott wieder einmal nicht auf mich gehört und setzte die Partie stattdessen auf den Sonntagabend. Wenn dies so weitergeht starte ich bald eine Initiative mit dem Titel: „Für hopperfreundliche Anspielzeiten!“ So wurde es also nichts mit dem Derby und auch für den Schlager Lüttich – Anderlecht bekam man keine Karten und entschied sich stattdessen für die obengenannte Partie in Frankreich und für ein Drittligaspiel eines belgischen Vorstadtclubs und konnte somit einen weiteren Länderpunkt machen.

Angefangen hatte die Reise mit dem frühen Aufstehen am Freitagmorgen in St. Gallen, wo man sich zeitig und schwer beladen auf in Richtung Bahnhof machte. Grund dafür ist der vorgegebene Termin der Wohnungsübergabe am Vormittag. Beim ganzen Unterfangen assistierte mir mein Kumpel Simon, der im Moment Ferien geniesst und auch Interesse an dem „Unterfangen Brüssel“ zeigte und mich somit recht spontan begleitete. Auf der langen Fahrt in die Westschweiz traf man im Zug noch zufällig einen Kumpel, der zur Arbeit musste und ansonsten unterhielt man sich über belanglose Dinge oder ich hörte ein bisschen in mein Hörbuch, wo die spannende Geschichte „Gone Girl“ von einem Mann mit einer sympathischen Stimme erzählt wurde. In der Geschichte geht es darum, dass eine hübsche Frau mit soziopathischem Verhalten mit sehr gerissenen Tricks es schafft, ihrem untreuen Ehemann den Mord an ihr anzuhängen.

Kurz vor Mittag erfolgte die Wohnungsübernahme mit all ihren Formalitäten, ehe es nach einem kurzen Einrichten und einer noch kürzeren Stärkung wieder auf den Zug in Richtung Flughafen Genf ging. Wenn man ohne Gepäck und mit bereits ausgedruckter Bordkarte fliegt und dementsprechend ohne Check-In auskommt, dauert es nur wenige Minuten und man hockt bereits im Flieger. So sollte es immer sein. Eine weitere Stunde später dann die Landung in Brüssel, von wo aus es erneut per Zug ins Stadtzentrum ging, wo auch unser Hotel lag. Dieses war ein nobler Neubau mit Bar, Sauna, Restaurant und allem was das Herz begehrt, welches wir uns nur durch meine Gratisnacht, offeriert von Hotels.com (Jede 11. Nacht umsonst) leisten konnten. Nach einem kurzen Entspannen und anschliessendem Frischmachen ging es ein letztes Mal auf die Beine, um im Brüsseler Nachtleben ein paar der vielen bekannten Biersorten zu testen. Rückblickend überzeugte mich das Bier Leffe (mit leichtem Bananengeschmack) am meisten, gefolgt vom bekannten Stella Artois und dem Liga-Sponsor-Bier Jupiler. Nicht zu empfehlen sind meiner Meinung nach die Marken Ramée und Duvel, aber schlussendlich muss jeder selber wissen, welches Bier ihm und seiner Niere wohl am besten behagt. Anstatt ein bisschen zu feiern wäre es übrigens auch möglich gewesen das Heimspiel vom Erstligisten Genk zu besuchen, diese Variante wurde dann aber fallen gelassen, da die Stadt ziemlich klein und abgelegen ist und der (preisliche) Aufwand für eine solche Partie einfach auch zu hoch war für das gebotene. Obwohl über den Preis darf ich als Schweizer in einem Euroland im Moment eigentlich sowieso nicht meckern.

Irgendwann ging es dann wieder per Fuss zurück ins Hotel, wo man schön ausschlafen konnte und anschliessend ein ausgewogenes Frühstück genoss, ehe es per Metro zum Gare du Midi ging. Von dort aus brachte uns der „Train de Grande Vitesse“ kurz TGV in einer halben Stunden ans Tagesziel Lille. Die Fahrt von der belgischen in die nordfranzösische Stadt durch verschneite Landschaft gefiel mir und auch das Wetter war auf unserer Seite. Dann war unsere Tagesration an Glück anscheinend aufgebraucht, denn das Hotel wurde zwar schnell gefunden, die Türe war jedoch verschlossen und auch nach diversen Anrufen schien sich nichts daran zu ändern. Ich hatte zwar einen Abend zuvor noch eine Mail von Lodge Ops erhalten, welche mir sagte, dass etwas mit dem Hotel nicht stimmte, aufgrund eines Fehlers in der Mailadresse hatte ich sie jedoch als Phishing-Nachricht abgetan. Vielleicht nur riesiger Zufall oder die Jungs von Lodge Ops versenden ihre „Warnungen“ wirklich über eine grammatikalisch nicht einwandfreie Mailadresse. We may never know…

Somit wurde also ein neues Hotel gesucht und wenig später dann auch an perfekter Lage gefunden. Zum Glück hatte ich das andere Hotel noch nicht bezahlt und so machte es insgesamt keinen grossen Unterschied.

Die Partie der heimstarken Nordfranzosen sollte erst um 17 Uhr angepfiffen werden und so ging es erst einmal in die Stadt und auf Shoppingtour, obwohl so richtig was Grosses wurde nicht gekauft. Im Laufe des Nachmittages verpflegte man sich und da die Stadt an sich nichts Grossartiges zu bieten hat, ging anschliessend langsam zur Metro und auf zum Stadion, welches im Industriegebiet zu finden ist. Eine eigentliche Haltestelle hat es für das Stadion nicht, vielmehr sind etwa drei Stationen gleichweit von der Spielstätte entfernt und so verteilen sich die Menschenmassen etwas besser. Nach einem etwa zehnminütigen Fussmarsch tut sich dann endlich das drittgrösste Ligue-1-Stadion vor einem auf, welches ähnlich wie die Allianz Arena in München auch über eine weisse Aussenfassade verfügt, die ebenfalls während der Spiele jeweils leuchtet. Auf der einen Seite ist noch der Schriftzug „Stade Pierre Mauroy“ zu finden.

Für die heutige Partie gegen den Favoriten aus Monaco war das Stadion übrigens geschlossen und man sah sozusagen Hallenfussball vor 35’323 Zuschauern. Auch nicht alltäglich. Akustisch sind das natürlich traumhafte Voraussetzungen für einen guten Support, trotzdem wurde man für Frankreich typisch wieder einmal eines besseren belehrt. Mit ganz wenigen Ausnahmen war hier trotz der hohen Zuschauerzahl stimmungstechnisch nicht viel mehr los als in den heimischen Gefilden. Den ersten Pass der Partie durfte übrigens Eric Abidal spielen, der nach einer langen Karriere mit Stationen unter anderem in Barcelona und Lille und einem langen Kampf gegen den Krebs nun seinen Rücktritt bekannt gegeben hat.

Chancen blieben bei diesem Rencontre im ersten Durchschnitt eher Mangelware und so war bereits die zweite Halbzeit angebrochen, als es das erste Mal so richtig laut wurde im Stadion. Lille hatte den vermeintlichen Führungstreffer geschossen, dieser wurde jedoch aufgrund einer Offsideposition annulliert. Die Entscheidung war korrekt, nur war der Spieler der zuletzt am Ball war so doof, dass er den Ball kurz vor der Linie noch mit zusätzlichen Schwung aus unerlaubter Position in die Maschen köpfte, obwohl dieser sowieso unhaltbar gewesen wäre. Die ganze Aktion erinnerte ein bisschen an das Missgeschick von Nani und seinem Kumpel Cristiano Ronaldo, der sich damals ebenfalls fürchterlich über seinen Mitspieler aufregte (Video dazu hier). Schlussendlich waren es also nicht die Heimfans sondern die etwa 100 Anhänger der AS Monaco, die nach einer extrem langen Reise in der 57. Minute jubeln durften. Oldie Dimitar Berbatov hatte per Kopf zur 0:1 Führung getroffen. Ansonsten blieb der mir unsympathisch und etwas überheblich wirkende Stürmer blass und wurde noch vor dem Schlusspfiff ausgewechselt. Lille kämpfte in der Folge glücklos und es blieb beim knappen Erfolg für die Monegassen, die somit weiterhin den Anschluss zur erweiterten Spitze wahren können.

Wer weiss, vielleicht hätte Michael Frey, der einzige Schweizer im Dienste von LOSC noch etwas am Resultat ändern können, doch er hatte sich im Spiel zuvor ernsthaft verletzt. Insgesamt war die Partie auf nicht allzu hohem Niveau und wenn die beiden Mannschaften international bestehen wollen, müssen sie, vor allem Monaco (gegen Arsenal) noch mächtig zulegen, wollen sie gegen die Gunners in der Königsklasse nicht untergehen.

Nach dem Schlusspfiff ging es zurück in die Innenstadt, wo man das zweite Spiel in diesem Jahr Revue passieren liess und der Abend schliesslich im Zimmer mit ein bisschen fernsehtechnischer Unterhaltung langsam sein Ende fand.


Aston Villa – Crystal Palace FC (01.01.15)

Den Abschluss der Tour war dem Heimspiel von Aston Villa vorenthalten, dass am Neujahrstag mit Crystal Palace einen Verein aus London empfing. Am Abend davon genossen wir das Feuerwerk in dessen Innenstadt und dementsprechend spät wurde es. Nach einer kurzen Nacht war für uns frühes Aufstehen angesagt, um den Zug ab London Victoria nicht zu verpassen. Das Spiel war zwar erst um 15 Uhr, vorher wollten wir aber noch Birmingham besichtigen, die zweitgrösste Stadt des Landes.

Als wir unser Hotel verliessen, standen wir bereits unter Zeitdruck, der sich an der Haltestelle der Metro intensivierte, als wir sahen, dass die nächste Bahn erst in einer Viertelstunde fährt. Auf unsere Frage am Schalter, ob es überhaupt möglich sei, in so kurzer Zeit zur Liverpool Street zu gelangen, verneinte der Herr hinter der Scheibe erst, revidierte daraufhin aber seine Aussage und meinte, wenn nicht viele Leute unterwegs seien und sich die Wartezeiten gering halten, könnten wir es theoretisch schaffen.

Wir setzten alles auf eine Karte und es sollte sich ausbezahlen. Mitsamt einem Umstieg am Oxford Circus schaffte wir es im allerletzten Moment auf den Zug. Das Jahr fängt ja gut an; zum ersten! Den Zug hatten wir nun also erreicht, waren aber alle völlig ausgepumpt und der Magen knurrte, schliesslich hatten wir bisher weder etwas gegessen noch getrunken. Zum Glück fanden wir im Zug ein Bordcafe, das wir halb leer kaufen. Von nun an durften wir die Zugfahrt in die Midlands „geniessen“ und nach Stopps in Milton Keynes und Coventry erreichte wir so gegen elf Uhr Birmingham New Street. Das Programm vor dem Spiel unterschied sich hier nur leicht von jenem in Ipswich, denn abgesehen von einem Besuch im Wettbüro fanden wir uns früher als geplant mit einem Pint in einem Pub wieder und schauten uns das Mittagsspiel der Premier League im Fernseher an.

Da hätten sie ruhig einen Zug später nehmen können, werden jetzt einige Leser denken. Das mag stimmen, zu unserer Verteidigung kann ich einzig hervorbringen, dass wir uns die Stadt Birmingham um einiges interessanter und belebter vorgestellt hatten!

Gegen 14 Uhr ging es mit dem Zug in Richtung Stadion von Aston Villa. Von den drei Clubs der Stadt (Aston Villa, West Bromwich und Birmingham City) ist nur der letztgenannte im Stadtzentrum beheimatet. Der Zug war gut gefüllt wie vor jedem Spiel in England, sodass einem gar nicht auffällt, dass Aston Villa mit 75% Stadionauslastung in der Premier League deutlich am wenigsten Fans anzieht. Immerhin gestaltet sich damit die Ticketbeschaffung einfach und ich konnte wie bereits in Ipswich im Voraus ohne Probleme vier Tickets zu einem fairen Preis für die Hintertortribüne erwerben.

Um zum Stadion zu gelangen, läuft man von der Haltestelle noch eine Weile, ehe sich der Villa Park vor einem auftut. Vor allem der Eingang zum Holte End der Heimfans ist optisch schön anzuschauen. Das Stadion selbst gefällt mir wie fast jedes in England auch von innen. Aus London waren ein paar Hundert Eagles-Supporter zugegen, die während der Partie das ein oder andere Mal positiv in Erscheinung traten. Dies können wir vom Heimanhang nicht behaupten. Die Stimmung war sehr verhalten und wir vernahmen nur selten Gesänge und die Spieler wurden zur Pause von der Mehrheit der 29’047 Zuschauer sogar ausgebuht.

Das Spiel war insgesamt auf bescheidenem Niveau und ein 0:0 die logische Konsequenz. Um mein Team nach einem solchen Auftritt auszupfeifen, braucht es bei mir aber definitiv mehr. Ein Detail gibt es noch zu erwähnen: Dieser Spieltag war der torreichste an einem Neujahrstag in der Geschichte der Premier League – lediglich unser Spiel endete torlos. Das Jahr fängt ja gut an. Zum zweiten! Nach der Partie ging es für uns den gleichen Weg zurück und nach einer Verpflegungspause am Bahnhof bestiegen wir, zusammen mit diversen Palace-Fans, den Zug zurück nach London.

Am nächsten Morgen standen wir pünktlich auf, checkten aus und setzten uns in die U-Bahn Richtung Heathrow Airport. Irgendwann schaute einer von uns auf die Uhr und merkte, dass es bereits kurz nach Mittag war. Mit dem Abflug um 13:30 und Gepäck, das noch eingecheckt werden sollte, würde es eng werden. Kurz vor halb eins erreichten wir endlich den Flughafen und nach kurzer Diskussion mit einem Mitarbeiter lotste uns dieser zur „Schnellverarbeitung“ an einen speziellen Check-In-Schalter. Der Mitarbeiter dort hielt uns zuerst einen Vortrag über das späte Erscheinen am Flughafen und deren Folgen und Zusatzaufwände, ehe er uns in aller Seelenruhe einzuchecken versuchte. Es blieb allerdings beim Versuch. Grund dafür war, dass wir nur auf der Passagierliste von Frankfurt nach Zürich erschienen, nicht aber auf jener von London nach Frankfurt. Das Jahr fängt ja gut an. Zum dritten!

Da sich der Typ nicht gross darum kümmerte, dass wir bald unseren Flug verpassen würden, sprach ich selbstständig eine Dame an irgendeinem Schalter der Swiss an. Diese war sehr hilfsbereit und sah, dass uns das System nicht richtig erfasst hatte. Doch gerade, als sie uns die neuen Tickets in die Hand drückte, hörte wir aus den Lautsprechern, dass das Boarding für unseren Flug in diesem Moment beendet sei. Da half auch unser gültiges Ticket nichts mehr. Grosszügigerweise buchte sie uns in Eigenregie auf eine Direktverbindung nach Zürich um.

Insgeheim schmiedete ich bereits Pläne, welches Spiel wir heute Abend noch besuchen könnten, ehe sich doch noch alles zum Guten wendete und wir nach nervenaufreibenden Minuten in einem Flughafenrestaurant und wenig später im Flieger zurück in die Schweiz sassen.


Ipswich Town – Charlton Athletic (30.12.14)

Das Beste kommt zum Schluss! Tatsächlich sollte der Ausflug nach Ipswich zu einem der besten des Jahres avancieren. Dazu trug neben der hervorragenden Ausgangslage für die Hausherren auch ein interessantes Spiel sowie die gute Stimmung bei. Mit dem Zug ging es für uns am Nachmittag von London nach Ipswich, einer kargen Stadt in der Grafschaft Suffolk, die den Geburtsort von Schauspieler Ralph Fiennes darstellt.

Da Ipswich an sich nichts besonderes ist, fanden wir uns alsbald in einem Pub wieder, wo wir einen der letzten freien Tische ergatterten. Dies und die tiefen Preise waren der Grund, dass wir länger verweilten und neben „Fish and Chips“ auch das eine oder andere Bier genossen. Mit der Zeit füllte sich die Bar, die meisten Besucher waren Fans, die vor der Partie wie wir noch einige Pints stemmten.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn siedelten wir über zur Portman Road, wo bereits viel los war. Bereits im Voraus hatte ich vier Sitzplatzkarten für den Sir Bobby Robson Stand für je 18 Pfund gekauft und nach einer lauen Eingangskontrolle ging es hinein ins Stadion. Unsere Plätze lagen hinter dem Tor und die Heimfans waren nicht – wie vermutet – auf der Gegen- und somit auf grösseren Tribüne zu finden, sondern auf der unsrigen. Damit hiess es für uns 90 Minuten lang zu stehen, was dank den „paar“ Bierchen nicht schwer fiel. Die Stimmung sowie das kompakte Stadion gefielen mir an diesem Abend unter Flutlicht ausserordentlich.

Klar, wenn Ipswich als stärkstes Heimteam der Liga nicht auf dem zweiten Platz liegen würde, wird es hier auch anders aussehen, aber heute hat alles gepasst. Auch die Kulisse war mit 26’157 Zuschauern dem Abend würdig. Spielerisch präsentierten sich die Tractor Boys den Gästen aus London überlegen und gingen bereits früh in Führung. Aus der Hauptstadt waren über tausend Gästeanhänger angereist, was für einen Dienstagabend beachtlich ist. Doch auch ihre Präsenz half Charlton Athletic nicht, denn nach einer Stunde traf Liga-Topscorer Daryl Murphy per Kopf mit seinem bereits 17. Saisontreffer für Ipswich. Damit war das Spiel gelaufen und was folgte war Zugabe. Darauf hätten wir, oder besser gesagt Andreas, getrost verzichten können. Ich sagte nämlich einen 2:0-Heimsieg voraus, worauf er 20 Pfund auf diese Resultatwette setzte. Gewonnen hätte er knapp 140. Aber eben, ich spreche im Konjunktiv, denn in der Nachspielzeit erzielte David McGoldrick das 3:0 und ich hatte mich nach einem Tor noch nie so schlecht gefühlt. Das Geld löste sich damit in Luft auf, aber den gelungenen Ausflug schmälerte dies in keiner Weise.


West Ham United – Arsenal FC (28.12.14)

Als ich sah, dass West Ham United über die Weihnachtszeit zuerst an der Stamford Bridge zu Gast sein wird und anschliessend zuhause Arsenal empfängt, wusste ich, was ich an diesem Jahresende machen werde, zumal der Boleyn Ground bald als Spielstätte ausgedient hat.

Für das Spiel Chelsea gegen West Ham an Boxing Day hätte ich lediglich ein Ticket auftreiben können, weshalb wir die Variante Brighton, wo alle zusammen die Partie verfolgen konnten, vorzogen. Beim Heimspiel von West Ham hatte ich dagegen mehr Glück. Eigentlich dachte ich, dass die Tickets für das Derby zuerst in den Vorverkauf für Member kommen und sich schlussendlich ein paar Tausend Fans um die letzten Restkarten streiten. Als ich aber im November wieder einmal den Ticketshop der Hammers besuchte, merkte ich, dass Tickets für das Spiel gegen Arsenal bereits im Verkauf waren. Die Karten waren in Windeseile vergriffen, ich schaffte es aber, zwei für den Oberrang der Heimkurve zu erwerben. Von einem Schnäppchen kann mit 65 Pfund pro Ticket aber nicht die Rede sein.

Da wir zu viert in London waren, begann die Qual der Wahl, wer mich an die Partie begleiten durfte. Andreas fiel weg, da er sich nicht sonderlich für Fussball interessierte und freiwillig auf einen Besuch verzichtete und schliesslich erklärte sich auch Marty dazu bereit, meinem Namensvetter und mir den Vortritt zu gewähren. Vielen Dank nochmals für die Kompromissbereitschaft! So ging es am Spieltag früh in Richtung Upton Park – mit grosser Vorfreude auf das spielerische Highlight der Tour.

Ein Tipp für alle, die vorhaben, eines der letzten Spiele im alten Stadion von West Ham zu sehen: Aussteigen müsst ihr nicht an der Station West Ham, sondern zwei Haltestellen später beim Upton Park. Auch wir stiegen hier aus der mittlerweile vollen Tube und hinaus auf die berühmte Green Street, von wo aus der schnellste Weg zum Stadion führt. Ihre „Berühmtheit“ verdankt die Strasse ihrer Vergangenheit, als in den Siebzigern und Achtzigern die „Inter City Firm“ dort ihr Unwesen trieb. Das Ganze wurde später sogar in einer Trilogie unter dem Namen „Hooligans“ verfilmt. Links und rechts der Strasse deuten verschiedene Stände auf die Vergangenheit hin und auch ich liess es mir nicht nehmen, den einen oder anderen „Fanartikel“ der berüchtigten Gruppierung zu erwerben.

Und plötzlich stehen wir vor dem riesigen Stadion, das mit den zwei Türmen imposant in den Himmel ragt. Wir betreten den Boleyn Ground durch die für England typisch engen Eingänge. Unsere Plätzen liegen zentral über dem Tor, mit bester Sicht auf das Spielfeld und die fünftausend Gästeanhänger. Als die Heimfans die Hymne „I’m forever blowing bubbles“ anstimmen, erahnen wir, wie laut es hier werden kann. In der Folge ist es leider nur bei Chancen für West Ham und gegen Ende hin laut, dafür dann umso mehr. Für dieses Spitzenspiel füllte sich das Stadion mit 34’977 Zuschauern voller Vorfreude auf 90 Minuten stimmungsvolles Spektakel.

Gut, die letzten zwei Worte sind gelogen. Zumindest bis kurz vor der Pause. Da spricht der Schiedsrichter Arsenal nämlich einen Penalty zu und obwohl mein Herz für West Ham schlägt muss ich sagen, dass dieser Entscheid richtig war. Ohne Probleme verlädt der kleine Santi Cazorla Goalie Adrian zur Führung für Arsenal. In der Folge hadern die Hammers mit dem Schicksal und prompt laufen sie in einen Konter, den Danny Welbeck aus kürzester Distanz zum zweiten Treffer für die Gunners verwertet. In der zweiten Halbzeit kommen die Hammers gestärkt aus aus der Kabine zurück und belohnen ihre Angriffsbemühungen mit dem hochverdienten 1:2 Anschlusstreffer. Jetzt drückte West Ham vehement auf den Ausgleich, während bei Arsenal die Angriffsbemühungen lediglich über den pfeilschnellen Alexis Sanchez ablaufen. Selten habe ich einen derart eindrucksvollen Auftritt eines Einzelspielers gesehen. Unbestritten ist Sanchez an diesem Nachmittag der beste Mann auf dem Platz, der mit jeder Aktion Gefahr in den gegnerischen Strafraum bringt. Dass er an diesem Tag kein Tor schiesst, ist lediglich Keeper Adrian zu verdanken, der mehrere Male sensationell klärt. Ganz zum Schluss bringt West Ham noch Joker Valencia und tatsächlich kommen die Hausherren in der Nachspielzeit nochmals zu einer Grosschance, der Kopfball landetet jedoch nur auf dem Tor. Schade, ein Punkt hätten sich die Hammers heute verdient gehabt! Trotzdem haben sie gezeigt, dass im Kampf um die internationalen Plätze mit ihnen zu rechnen ist.


Redbridge FC – Barkingside FC (27.12.14)

Als man am Tag nach dem Geburtstag allmählich auferstand, oh ich meinte natürlich aufstand, zeigte die Uhr bereits kurz vor Mittag. Nach einer Stärkung bei einer nahe gelegenen Fast-Food-Kette ging es auch schon auf zum Spiel nach Redbridge. Dieses hatte ich kurz vor der Abreise im Internet gefunden und da es sich dabei um "unser Quartierderby" handeln sollte, war ein Besuch beinahe Pflicht. Also setzten wir uns frohen Mutes in die U-Bahn und fuhren die zwei Stationen bis hin zum "Stadion". Vom Perron aus erreicht man die Spielstätte zu Fuss innerhalb weniger Minuten und bereits von weitem merkt man, dass sich hier eher die Unterschicht breit gemacht hat. Bruchbuden, Schrottplätze sowie hohe Abfallberge deuteten darauf hin. Egal, wir wollten ja (nur) zum Fussball hierhin, aber als man zum Eingang kurvte stand man plötzlich vor einem verschlossenen Gitter.

Und auch sonst war nichts von einem Platzspeaker oder einer Trillerpfeife zu vernehmen. So half also nur noch der traditionelle Weg über das Gitter und als ich wenige Zeit später am Spielfeldrand stand, war mir klar, warum hier heute sicherlich kein Spiel stattfinden wird. Der Platz war nämlich zu weiten Teilen durchnässt und absolut unbespielbar. Im Torraum hatte sich sogar soviel Wasser angesammelt, dass die Verantwortlichen den Strafraum mit Blachen abdecken mussten, um den Rasen nicht noch mehr zu beschädigen. Aber auch sonst machte das Stadion keinen guten Eindruck. Das Kassenhäuschen war zerstört und überall lagen Holzbalken umher. Auch die beiden Tore standen schief. Herrlich!

Trotz all dem Charme, welcher dieses alte Teil versprühte, konnte es doch nicht über die Tatsache hinweg trösten, dass ich durch diese Spielabsage mein Ziel von 104 Spielen in einem Jahr auf der Zielgerade verpasse. Das wären dann im Durchschnitt zwei Spiele pro Woche gewesen. Naja, immerhin setzte diese Absage einen Schlussstrich unter die misslungenen Ausflüge in diesem Jahr, welches nicht immer perfekt gelaufen ist. Darum denke ich ist es hier Zeit für einen Rückblick auf die Pleiten, Pech und Pannen dieses Jahres:

Biel: Im Februar dieses Jahres sollte die Heimstätte von Biel besucht werden, doch bereits am Stadion angekommen erfahre ich, dass die Partie aufgrund von schlechten Platzverhältnissen ausfällt. Zu meinem Trost konnte der Ground trotzdem betreten werden und selbst ein Augenmerk auf das Terrain geworfen werden und dieses war wirklich nicht zu bespielen.

Lissabon: Direkt nach dem Abflug von Manchester in Richtung Portugal sollte ich per Taxi zum Stadion der Belenenses Lissabon chauffiert werden, wo bereits ein Offizieller auf mich warten sollte, um mir einen Eintritt in das Stadion zum Finale der Taca de Honra zwischen den beiden Rivalen Benfica und Sporting Lissabon zu garantieren. Doch soweit kam es gar nicht. Dank 176 Minuten Verspätung konnte ich das Spiel vergessen und sah das beleuchtete Stadion nur noch aus dem Flugzeugfenster.

Zofingen: Nach meiner Wohnungsbesichtigung in Lausanne sollte auf dem Heimweg in Fribourg noch eine Partie mitgenommen werden, doch soweit kam es nicht, denn kurz vor Fribourg wurden diese Pläne verworfen und es wurde stattdessen das aargauische Zofingen angesteuert, wo der SCZ auf den FC Wohlen treffen sollte. Auch hier erfuhr ich erst beim Betreten des Stadions von der spontanen Absage des Testspiels. So ging es also nach insgesamt neun Stunden Zugfahrt halt ohne Spiel im Gepäck nach Hause.

Liverpool: Anstelle des heutigen Spieles war eigentlich die Partie Liverpool - Swansea geplant. Da es aber immer ein Problem ist, Tickets für einen "fairen" Preis an der Anfield zu erwerben, ging ich auf Nummer sicher und kaufte mir eine "International Membership", welche einem (laut Seite) zum mitgliederinternen Vorverkauf führen sollte. Schlussendlich stellte sich aber heraus, dass man genau mit diesem Paket keine Tickets kaufen konnte und somit durfte man das Spiel der Reds vergessen. Dafür bekam ich ein paar Wochen später mein heissersehntes (Ironie!) Paket des LFC an und statt einem Spiel an der Anfield mit Sicht auf den Kop habe ich jetzt immerhin eine superschöne Liverpool-Fahne sowie einen Kugelschreiber des Traditionsteams. Was will man mehr? Vielleicht nur noch ein Spiel sehen, oder? ;-)

Ravensburg: Bei einem Besuch im Dezember fand das Oberligaspiel gegen den Freiburger FC zwar statt, leider jedoch nur auf dem nebenan liegenden Kunstrasenplatz. Grund dafür war der unbespielbare Rasen auf dem Hauptplatz. Immerhin sah man mit einem 3:2 einen spannenden Heimsieg.

Trotzdem, man darf sich nicht beklagen und es folgt ja noch das morgige Derby und zum Schluss das Spiel in Ipswich ehe ich gesamthaft ein Fazit ziehe und auf das Kalenderjahr 2014 zurückblicke.


Brighton & Hove Albion – Reading FC (26.12.14)

„When a man is tired of London, he is tired of life.“ Dies sagte bereits der englische Gelehrte Samuel Johnson und irgendwie hatte er mit seiner Aussage auch recht. Einmal mehr sollte es nämlich auf die Insel gehen. Dieses Mal aber etwas länger als gewöhnlich, um gemeinsam mit Freunden meinen Geburtstag und den Silvester mit ein paar Fussballspielen zu verbinden. Gebucht wurde das Ganze bereits im Juli, um wenigstens noch ein bisschen billiger zu kommen als die normalen Flugpreise zu dieser Zeit im Jahr. Meine Begleitung für diese Reise spielten Andreas und Marty sowie mein Namensgenosse, den ich von nun an Andrin zwei nennen werde um Missverständnisse vorzubeugen. Am Weihnachtstag traten wir die Anreise aber nur zu dritt an, da mein „Alter Ego“ aus persönlichen Gründen erst einen Tag später anreisen sollte. Für uns kein Problem und da wir drei allesamt aus der gleichen Ecke der Stadt kommen traf man sich bereits zur früher Stunde im gleichen Bus an. Am Bahnhof angekommen wurde auf den Zug umgestiegen, der uns wie gewohnt an den Flughafen Zürich chauffierte. Dank dem Online-Check-In vom Vorabend konnten wir uns die lange Schlange ersparen und relativ schnell wurde man durch die Sicherheitskontrolle geschleust und ehe man sich versah sass man bereits im Flugzeug Richtung Frankfurt. Dort sollte dann die erste heikle Situation auf uns warten, da wir zum Umsteigen relativ wenig Zeit hatten.

Doch all die Sorgen hatte man sich umsonst gemacht, der Flieger wurde ohne Probleme noch rechtzeitig erreicht und mit Bordcrew im Santa-Outfit ging es in Richtung englische Hauptstadt. Da am Weihnachtstag die Metro in London nicht in Betrieb ist, hatte ich uns drei bereits im Voraus drei begehrte Plätze im „Coach“ des NationalExpress reserviert. Diese armen Kerle mussten heute arbeiten, um all die vielen Touristen ins Stadtzentrum zu bringen. Naja, der Umsatz an diesem Weihnachtstag wird nicht zu klein ausgefallen sein!

Im Zentrum angekommen wurde erst mal etwas gegessen, ehe man per UBER-Taxi für einen fairen Preis vor das Hotel chauffiert wurde. Wer UBER noch nicht kennt muss die Applikation unbedingt herunterladen. Absolut empfehlenswert! Nachdem man sich im Zimmer einigermassen eingerichtet hatte ging es auf Restaurantsuche und man gab einem türkischen Gasthaus den Zuschlag. Super Essen, nette Leute, die einem sogar noch „Schöne Weihnachten“ gewünscht hatten. Soviel zur Toleranz in dieser Multi-Kulti-Metropole…

Am nächsten Tag relativ früh aufgestanden ging es zur nahe gelegenen Zugstation, um von dort aus zum Hauptbahnhof zu gelangen, von wo aus unser eigentlicher Zug nach Brighton abfahren sollte. Ein paar Herren nehmen es da aber über die Festtage nicht so ernst mit der Arbeit und so stand man vor einem geschlossenen Bahnhof. Na toll! Zum Glück ist auch die nächste Metrostation nicht allzu weit entfernt gewesen und dort wurde sogar gearbeitet, sodass wir drei ein paar Minuten später in der Metro in Richtung Innenstadt sassen. Am Bahnhof Victoria gings raus und der Zug stand bereits am Perron und nach einer Stunde ereignisloser Fahrt erreichte man die Stadt am Meer. Obwohl, so ganz ereignislos war die Fahrt eben doch nicht. Da war nämlich ein/-e Transsexuelle/-r, die sich von allen im Zugabteil belästigt fühlte und manchen blöden Kommentar von sich gab. Aber egal, ich verschone euch jetzt mit Details. Manchmal ist es eben genau die grosse Bühne, welche solche Leute suchen. Aber heute steh ja ich im Mittelpunkt, schliesslich habe ich Geburtstag! Und so ein Tag in Brighton war genau dass, was ich mir gewünscht hatte. Nach einem guten Essen ging es an den schönen Strand und auf den für diese Gegend typischen Pier, wo man ein wenig verweilte. Brighton gefällt mir auch nach dem dritten Mal genau so wie beim ersten Besuch. Heute war aber Boxing Day und da darf ein Fussballspiel der Albions nicht fehlen und auf dieses freute ich mich besonders, schliesslich wurde die Heimstätte der Seagulls vor einiger Zeit zum schönsten und modernsten Stadion Englands gewählt. Und allgemein, was gibt es Schöneres als englischen Fussball zum Geburtstag?

Das Amex Stadium liegt ausserhalb der Stadt und ist durch Sonderzüge in wenigen Minuten zu erreichen. Die Fahrt mit diesen Zügen ist im Ticket inbegriffen, trotzdem finde ich den Eintrittspreis von 42 Pfund (65 Franken) eher genug. Immerhin waren unsere Plätze für diesen Preis mit Sitzpolster versehen und Wi-Fi stand einem auch im ganzen Stadion gratis zur Verfügung. Sobald man in den Himmel schaut merkt man dann auch wieso auf dem Logo der Blau-Weissen eine Möwe prangt, schliesslich fliegen andauernd dutzende solche Meeresvögel über das Stadiondach.

Einziger Schwachpunkt war vielleicht das recht typische Wetter, denn es regnete und windete bereits vor Anpfiff stark. So war man froh als die Fans endlich ihre Hymne anstimmten und diese dann auch lautstark zum Besten gaben und der Kick endlich angepfiffen wurde. Und Tor! 0:1 Reading. Was, wie bitte? Genau, nach weniger als einer Minute fand die Kugel bereits den Weg ins Tor der verdatterten Heimmannschaft. Die Gästeanhänger freute es und auch dem Torschützen Glenn Murray war herzlich egal, dass Brighton noch nicht bereit und mental wohl eher noch beim gestrigen Weihnachtsessen war. Trotzdem, das Tor zählte und auch in der Folge waren es die Gäste aus Reading, die das Spiel an sich rissen. In der 26. Minute doppelten sie nach und der Treffer zum 0:2 erzielte erneut Glenn Murray, welcher ausgerechnet früher für die Südengländer gespielt hatte. Ein ziemlicher Schock für alle 26’173 Zuschauer im Stadion und auch Interimstrainer Nathan Jones, welcher Sami Hyypiä beerbte wird sich gefragt haben, was hier wohl vor sich geht.

Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen griffen die Hausherren in der Folge mehr an und kamen zu einigen guten Chancen und in der 41. Minute durch Jake Forster-Caskey folgerichtig zum 1:2 Anschlusstreffer. Dieses Tor darf man als Wendepunkt in der Partie ansehen, denn danach spielt nur noch Brighton. Verkehrte Welt! Angepeitscht von den Fans drückten sie auf den Ausgleich, doch bis kurz vor Schluss schien ein Fallrückzieher an den Pfosten die beste Ausgleichschance gewesen zu sein. Doch bekanntlich ist ein Spiel erst fertig, wenn der Schiedsrichter abpfeift und Brighton schaffte in der 90. Minute tatsächlich noch den verdienten 2:2 Ausgleich durch Inigo Calderon und revanchiert sich so für das frühe Gegentor. Die Hütte stand jetzt natürlich Kopf und in solchen Momenten wird einem bewusst, wie viel stimmungstechnisch auf der Insel eigentlich möglich wär. Schade!

Nach Partie ging es auf direktem Weg wieder zurück nach London, wo man noch den Vierten im Bunde aufgabelte und dann gemeinsam meinen Geburtstag feierte. Über den genauen Ablauf des Abend breite ich jetzt einmal grosszügig den Mantel des Schweigens 😉


FC Nürnberg - SpVgg Greuther Fürth (20.12.14)

Angefangen Ende Januar in Stuttgart bin ich jetzt knapp elf Monate später beim 100. Spiel in diesem Jahr angelangt, für das es ein weiteres Mal nach Deutschland ging. Ziel an diesem Samstag war Nürnberg, wo das älteste Derby Deutschlands auf uns wartete – ein würdiger Rahmen für das Jubiläum.

Noch im Dunkeln machte ich mich auf zum Bahnhof, wo kurze Zeit später auch Mitfahrer Thomas eintraf. Gemeinsam ging es per Zug los in Richtung deutsche Grenze. Dort gesellte sich noch ein Bekannter von Thomas zu uns, der das gleiche Ziel anvisierte. Joel ist auch Hopper und während Thomas noch etwas Schlaf nachholte, blieb uns Zeit bis nach München, um über unser liebstes Hobby zu reden. Dort trennten sich unsere Wege und während Thomas und ich in München eine kurze Verpflegungspause einlegten und im Anschluss per Regionalbahn die letzten 130 Kilometer nach Nürnberg in Angriff nahmen, wählte Joel die schnellere – aber auch teurere Variante – mit dem Inter-City. Am Bahnhof in Nürnberg stand dann bereits eine S-Bahn zum Stadion bereit, wo wir unsere hinterlegten Tickets abholten. Dort trafen wir wieder auf Joel, der eigentlich schon viel früher hätte dort sein müssen. Ein Zugproblem liess ihn nun also gleichzeitig am Stadion auftauchen. Apropos Stadion, nach der Ticketübergabe ging es für uns auf der Haupttribüne, mit bester Sicht auf Heim- und Gästekurve.

Beide waren wir überrascht, wie viele Fürther sich hier zum Weihnachtssingen verabredet hatten. Da hatte ich mit deutlich weniger und einem kleineren Gästesektor gerechnet. Insgesamt war das Grundig Stadion mit 47’501 Zuschauern gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft. Dennoch ist es das Spiel für mich mit den meisten Zuschauern in diesem Jahr, gefolgt von der Partie Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen im Februar. Damals hatte es im Waldstadion ein torloses Unentschieden abgesetzt.

Und ja, drei Mal dürft ihr raten. Auch heute setzte es ein 0:0 ab. Dem Spiel fehlten die wirklich grossen Torchancen und auch nach einem Platzverweis gegen einen Fürther schaffte es der Glubb nicht, die Überzahl in einen Treffer umzumünzen. Auf den Rängen zeigten die beiden Fanlager zu Beginn schöne Choreografien und die Fürther zündeten nach der Pause noch etwas Pyrotechnik. Im Grossen und Ganzen ein solider Auftritt auf beiden Seiten, dennoch fehlte das gewisse Etwas, um jeweils von einem Topauftritt sprechen zu können.

Nach dem Abpfiff hatten wir uns wieder mit Joel verabredet und gemeinsam besuchten wir das nahegelegene Reichsparteitagsgelände, das unweit des Stadions zu finden ist. Darauf ging es zurück in die Innenstadt, wo wir durch den Stadtkern schlenderten und anschliessend gut zu Abend speisten. Pünktlich um halb sechs bestiegen wir wieder den Zug nach Lindau und kurz vor 23 Uhr erreichten wir nach insgesamt 800 Kilometer Zugfahrt wieder St. Gallen.