Pully Football - Stade Nyonnais II

Der abendliche Ausflug von Lausanne ins Nachbardorf Pully stellt einen Bruch im Regelbuch für einen Spielbesuch dar. Der dort vorhandene Sportplatz verfügt nämlich über keinen nennenswerten Ausbau, was normalerweise zu meinen Grundvoraussetzungen zählt. Er liegt jedoch wunderschön unter einer Brücke am abfallenden Gelände hin zum Genfersee und ist deshalb schon einen Besuch wert.

Heute schien sogar die Sonne, was die Brücke in ein malerische Licht tauchte. Aufgrund jüngster Vorkommnisse verzichtete ich heute einmal ganz auf den Zug als Transportmittel und erreichte das Sportzentrum Rochettaz stattdessen mit dem Bus. Leider verstrichen auch hier die Minuten zu schnell, sodass meine Verbindung nicht zu realisieren war und ich die letzten zwei Kilometer zu Fuss zurücklegte. So erreichte ich doch noch rechtzeitig das Spielfeld, wo mich ein Spiel der sechsten Spielklasse gegen die Zweitvertretung aus Nyon erwartete. Die Gäste liegen abgeschlagen am Tabellenende und ihre Hoffnungen auf einen Punktgewinn schienen sich bereits in der Mitte der ersten Halbzeit zu zerschlagen, als das besser rangierte Heimteam vor 40 Zuschauern in Führung ging. Dass es zur Pause trotzdem Unentschieden stand, war einem Fehler in der Hintermannschaft von Pully zu verdanken.

Im zweiten Abschnitt kam es noch schlimmer für den Favoriten, als ihr wenig stilsichere Goalie einen ungefährlichen Schuss nicht festhalten konnte und der Tabellenletzte durch Mehmet Begzadic prompt zur Führung einschob. Sein Name findet Erwähnung hier, weil Begzadic noch zwei Treffer nachlegte und so mit einem lupenreinen Hattrick grossen Anteil am Schlussresultat von 1:4 hatte. Wer weiss, vielleicht bringt dieser unerwartete Sieg den Gästen die Hoffnung zurück im Abstiegskampf.


FC Dornbirn - FC Wacker Innsbruck II

Bei einem der mittlerweile raren Wochenenden in der Ostschweiz fand sich Zeit für einen Abstecher mit einem Kollegen ins nahegelegene Vorarlberg zum FC Dornbirn. Auf der Birkenwiese empfängt der Drittligist heute die Zweitvertretung von Wacker Innsbruck. Unsere Anreise gestaltet sich per Zug via Heerbrugg kurz und unkompliziert, sodass wir eine Stunde vor Anpfiff vor den Eingangstoren der Sportanlage stand. Fussball in Österreich mag ich einfach. Sei es wegen der tiefen Preise für Essen und Getränke, oder wegen der familiären Atmosphäre. Zudem sind die Spiele auf österreichischem Boden meistens auch torreich und unterhaltsam.

So auch heute beim verdienten 3:0 für das Heimteam, das nach einem Eckball in der Mitte der ersten Hälfte in Führung ging, ehe es sich bis tief in die zweite Halbzeit Zeit liess, um die 700 Zuschauer mit zwei weiteren Treffern zu erlösen. Wenige Runden vor Saisonende geht es für die Messestädter wie auch für die Tiroler um nicht mehr viel. Zu den Abstiegsplätzen hin haben sich beide ein komfortables Polster erarbeitet, aber auch die Spitzenplätze sind nicht mehr zu erreichen. Dort thront erfreulicherweise die Austria aus Salzburg und wird aller Aussicht nach auf die nächste Saison hin in den Profifussball aufsteigen.

Wie in Salzburg findet sich auch hier auch hier aktiver Support. Es ist dies ein kleines Grüppchen von Fans, das auf der Gegengerade unter einem Pavillon steht und über einen Trommler verfügt, der sein Handwerk doch gut beherrscht.


FC Martigny-Sports - FC Monthey

Nach ein paar spielfreien Tagen ergab sich mit der Verschiebung einer Partie der 1. Liga Classic die Möglichkeit für einen Spielbesuch in Martigny. Hier im Unterwallis empfängt der lokale Fussballclub im Abstiegskampf den direkten Konkurrenten aus dem nahegelegenen Monthey.

Die Zugfahrt von Lausanne ins Wallis gehört meiner Meinung nach zu den schönsten der ganzen Schweiz. Dank der Streckenführung entlang dem Ufer des Genfersees sieht der Fahrgast neben denBergen unter anderem auch das Schloss Chillon und die Weingegend in der Waadt ideal. Heute sogar eine halbe Stunde länger als üblich, da die Bundesbahn wieder einmal einen ihrer Aussetzer hatte. Laut ihrer eigenen Statistik liegt die Wahrscheinlichkeit solcher Pannen bei unter einem Prozent. Entweder sind die Statistiker der Bahn Hochstapler oder ich habe einfach grosses Pech. Manchmal bin ich nahe, es diesem älteren Herrn gleichzutun.

Kurz vor Anpfiff erreichte ich dann schliesslich Martigny, dem Geburtsort erstaunlich vieler Schweizer Persönlichkeiten. So stammt nicht nur Eiskunstläufer Stéphane Lambiel oder Skifahrer Justin Murisier von hier, sondern auch Ex-Bundesrat Pascale Couchepin sowie der nicht weniger umstrittene FC-Sion-Präsident Christian Constantin.

Nach der unfreiwilligen Pause während der Anreise, erreichte ich das Stade d’Octodure zu Fuss gerade noch rechtzeitig zum Einlauf der Mannschaften. Den Kern der Anlage bildet eine massive Tribüne mit grünen Sitzschalen, während gegenüber davon erhöhte Stehstufen zu finden sind. Auf dem Dach des Vereinsheimes gibt es ebenfalls noch Plätze, um sich das Spiel – für das die Verantwortlichen keinen Eintritt verlangten – anzusehen.

Und dies lohnte sich, schliesslich gab es für die 250 Zuschauer dank dreier Tore ein verdientes 3:0 zugunsten der Gastgeber zu bestaunen. Die Gäste wirkten über die ganze Spieldauer gesehen unsicher und lagen bereits nach wenigen Minuten in Rückstand. Mit dieser Niederlage werden sie wohl zum Ende der Saison den Gang in die 5. Spielklasse antreten müssen. Martigny konnte dank diesem Sieg hingegen die hintersten Plätze vorübergehend verlassen, schwebt jedoch weiterhin ebenfalls in akuter Abstiegsgefahr.


Stuttgarter Kickers – Dynamo Dresden (02.05.15)

Es gibt wohl kaum einen Nicht-Fan der Stuttgarter Kickers, der so auf die Wiedereröffnung des Stadions auf der Waldau hingefiebert hat wie ich. Der Umbau bietet nämlich die mittlerweile rare Möglichkeit für einen Besuch in einem neuen Stadion unweit der St. Galler Heimat.

Vor wenigen Monaten war es dann soweit und schnell hatte ich mit dem Gastspiel von Dynamo Dresden anfangs Mai ein passendes Spiel für den Besuch am Degerloch gefunden. Mit vier Kollegen hatte ich die Reisegruppe ebenfalls in Rekordzeit beisammen. Neben Lukas, der bereits im letzten Herbst beim Gastspiel von Dynamo Dresden in Grossaspach dabei war, sind auch die anderen Mitfahrer ebenfalls gut über Fussball informiert und nicht zum ersten Mal mit mir unterwegs. Somit hatten wir eine flotte Reisegruppe zusammen und konnten uns schrittweise den restlichen Punkte auf der „To-Do-Liste“ einer solchen samstäglichen Kaffeefahrt (Bierfahrt?!) ins Schwabenland widmen.

Als Transportmittel wählten wir den Zug aus, wobei wir Glück hatten, dass der grosse Streik der Gewerkschaft deutscher Lokführer erst für nächste Woche eine vollständige Lahmlegung des Schienenverkehrs vorgesehen hatte. Da uns dieser Machtstreit aber nicht betraf, finde ich hier nur lobende Worte für die Deutsche Bahn, die uns sicher und vor allem kostengünstig nach Stuttgart und zurück brachte. Nur die Routenplanung erlebte kurzfristig eine Änderung und so ging es nicht via Konstanz, sondern früher über Lindau nach Stuttgart, um auf dem Frühlingsfest in Stuttgart ja nicht zu kurz zu kommen.

Nächster Punkt auf der Liste: Fünf Tickets kaufen! Deren Beschaffung gestaltete sich nicht wegen überdurchschnittlich grossem Andrang, sondern aufgrund unnötiger Auflagen und einem altmodischen System der Kickers ziemlich aufwendig. So können Tickets lediglich im Voraus gekauft werden, wenn der Käufer dafür ein Bestellformular auf der Webseite herunterlädt, dieses ausdruckt und ausfüllt, wieder einscannt und dann den Verantwortlichen wieder zusendet. Da geht’s ja in Omas Dorfladen moderner zu und her. Nachdem ich mir das Ganze schlussendlich doch angetan habe, um im Fall eines ausverkauften Hauses nicht mit leeren Händen dazustehen, kam einige Tage später eine Mail vom Ticketing-Team der Kickers. Der „werte Kunde aus der Schweiz“ solle ihnen doch bitte fünf Lichtbildausweise per Mail zukommen lassen, damit auch tatsächlich nur derjenige ein Ticket erhält, der dazu berechtigt ist. Einen Moment lang dachte ich daran, hier den Verantwortlichen mit einem Mail den Tarif durchzugeben, entschied mich dann aber aber mit einer höflichen aber bestimmten Nachfrage zufrieden zu geben. Die Antwort blieb wage und nicht nachvollziehbar und so blieb nichts anderes übrig als die Ausweise einzusammeln, zu scannen und schlussendlich einzuschicken, ehe das Einverständnis seitens der Kickers-Verantwortlichen kam und die Karten zwei Wochen später im heimischen Briefkasten zu finden waren.

Kaum hatte ich am Freitagabend die Augen geschlossen, klingelte auch schon wieder der Wecker und es ging zur Bushaltestelle, wo bereits Nachbar Claudio (der jüngerer Bruder von Flavio, der ebenfalls oft mit mir auf Tour geht) mit einem breiten Grinsen auf mich wartete. Zusammen bestiegen wir den ersten Bus des Tages, gabelten am Bahnhof den dritten Kumpel auf und versorgten uns am Bahnhofskiosk. Beim ersten Halt stieg Mitfahrer Nummer vier hinzu, ehe Lukas die Truppe zwanzig Minuten später kurz vor Lindau komplettierte.

Dort stiegen wir auf den Interregio um und die Fahrt verlief feuchtfröhlich mit einem improvisierten Boxenstopp in Friedrichshafen. Um zehn Uhr morgens erreichten wir schliesslich pünktlich den Bahnhof in Stuttgart, von wo aus es nach einem bierbedingten Zwischenfall direkt weiter zum Cannstatter Wasen ging. Kurz nach dem Mittag ging es für uns zurück zum Bahnhof und weiter in Richtung Fernsehturm, wo auch das Stadion liegt. Die servierte Pfütze vor Ort und auch andere Umstände führten dazu, dass wir uns nun mit dem Konsum etwas zurückhielten und stattdessen das Treiben auf dem Platz verfolgten. Dieses war zwar nicht auf sonderlich hohem Niveau aber sehr unterhaltsam und kurzweilig. Schlussendlich durften die rund zweitausend mitgereisten Sachsen über einen Last-Minute-Treffer und einen daraus resultierenden 3:4-Auswärtssieg für die Sportgemeinschaft aus Dresden jubeln.

Das Spiel war mit 8’000 Zuschauer gut besucht, wobei knapp ein Viertel davon Platz auf der neuen Haupttribüne Unterschlupf finden. Gegenüber liegt ein Teil des ungünstig positionierten Gästeblock sowie den Stimmungskern der Kickers. Das Polizeiaufkommen vor Ort war einmal mehr sehr gross, wobei es am ganzen Nachmittag nur zu einem kleinen Zwischenfall kam, nämlich als Unbekannte im Dresden-Block eine Zaunfahne zu entwenden versuchten. Gibt sicher bessere Ideen als eine solche Kamikaze-Aktion…

Für die Gastgeber ist mit der Niederlage der Aufstieg in weite Ferne gerückt, sodass sich vor Ort allgemeine Ernüchterung bereitmacht. Wir machten uns zurück ins Stadtzentrum und bestiegen gegen 18 Uhr wieder den Zug in Richtung Heimat. Dort angekommen, warteten bereits die nächsten Kumpanen grinsend auf uns und ein feuchtfröhlicher sowie ziemlich langer und anstrengender Tag nahm früh am nächsten Morgen in der Innenstadt sein Ende. Danke Jungs; gerne wieder!


Paris Saint-Germain – LOSC Lille (25.04.15)

Keine Woche ist vergangen, seit ich PSG auswärts in Barcelona auf dem Rasen des Camp Nou zugeschaut habe. Nun sollte ich mit Flavio, meinem Nachbar in St. Gallen, anlässlich seines Geburtstag in Paris zugegen sein und auch hier einem Spiel von PSG beiwohnen.

Als Transportmittel wählten wir den Zug, der uns direkt ins Stadtzentrum brachte und mit gut drei Stunden Fahrtzeit auch schneller war als eine Anreise mit dem Flieger. Am Samstagmorgen schrieb ich Flavio, ob er sich im Zeitplan befinde. Unglaublich, was dieser wieder einmal auf sich nimmt. So arbeitete er doch tatsächlich am Abend zuvor noch bis spät in die Nacht, sodass die einzig rechtzeitige Verbindung nach Genf aufgrund eines verunglückten Güterzugs sieben – statt vier – Stunden beanspruchte, drei Umstiege beinhaltete und um Mitternacht in St. Gallen begonnen hatte.

Schlussendlich wendete sich aber einmal mehr alles zum Guten und gegen zehn Uhr fuhren wir im Pariser Gare de Lyon ein. Da sich das Hotel ebenfalls in Bahnhofsnähe befinden sollte, ging es für uns zuerst dahin, ehe wir uns für einen Stadtrundgang rüsteten.

Für mich ist Paris nicht Neues, aber nach diesem Besuch muss ich eingestehen, dass mir die französische Hauptstadt immer besser gefällt. Mit der wunderschönen Aussicht von der pompösen Sacré-Cœur, dem Louvre und der bekannten Notre-Dame beweisen die Franzosen neben dem Eiffelturm und dem Triumphbogen doch Stil und künstlerisches Feingefühl.

Weniger Kunstverständnis bewiesen die Architekten des Parc des Princes, der von aussen wahrlich kein Prunkstück ist. Da überzeugt das nebenanliegende Rugbystadion schon eher. Nach pingeliger Einlasskontrolle, bei der wir mit einer Quittung noch mal ein zweites Ticket in die Hand gedrückt bekam, ging es ins Stadion zu unseren Plätze im Oberrang hinter dem Tor. Wir setzten uns schön mittig auf zwei alte Stühle und wunderten uns, wie wenig die Spielstätte an Glanz und Glamour besitzt, wie man es sich sonst bei PSG gewöhnt ist. Ob es sich in unserem Bereich tatsächlich um freie Platzwahl handelte, kann ich nicht beantworten, da zumindest uns niemand von den Sitzen gescheucht hat. Das Stadion war mit 45’001 Zuschauer zwar gut besucht, allerdings nicht ganz ausverkauft.

Und dann ging es bei Sonnenschein auch schon los – und wie. Noch in der ersten Spielminute traf der Brasilianer Maxwell mit einem satten Schuss zur Führung für die Hausherren und eröffnete damit die PSG-Gala. Denn nur drei Minuten später traf Edinson Cavani mit einem wunderschönen Heber aus beachtlicher Distanz zum 2:0. Rückblickend war das Spiel wohl eines der besten und unterhaltsamsten, die ich je gesehen habe. Noch vor der Pause war dann „Erzengel“ Ezequiel Lavezzi an der Reihe, der mit seinem Doppelpack für das eindeutige Verdikt zur Pause besorgt war. Dass Zlatan Ibrahimovic nach einem verbalen Aussetzer eine Strafe absitzen musste, schien hier niemanden zu stören. Im zweiten Durchgang machte PSG nämlich dort weiter, wo es vor der Seitenwechsel aufgehört hatte. Vorher schlug der Ball aber im Tor der Gastgeber ein. Diese liessen sich dadurch aber nicht beunruhigen und kamen eine Viertelstunde vor Schluss, erneut durch Cavani, zum fünften Treffer. Den Schlusspunkt in dieser Partie setzte erneut Lavezzi mit seinem dritten Tor zum 6:1.

Noch immer euphorisch gestimmt von diesem Spektakel machten wir uns auf in die Innenstadt, wo wir den lauen Abend in der Gegend rund um den Eiffelturm ausklingen liessen.


FC Luzern II - FC Sursee

Langsam schrumpft die Liste an Schweizer Spielstätten mit Tribünen, die ich unbedingt noch besuchen möchte. Grossen Anteil daran haben die Spiele unter der Woche, die ich besuchen kann ohne dafür gleichen einen ganzen Samstag opfern zu müssen. So auch heute, wo die Verantwortlichen in Luzern ein Spiel der viertklassigen „1. Liga classic“ aus mir nicht bekannten Gründen auf den Freitagabend vorverlegten. Zwar liegt die Leuchtenstadt von Lausanne aus nicht gleich um die Ecke, ist aber nach Feierabend bis zum Anpfiff gerade noch rechtzeitig zu erreichen. Sowieso würde ich nach dem Schlusspfiff ins Wochenende scheiden, sodass eine späte Rückkehr ebenfalls kein grosses Hindernis darstellte.

Eine Viertelstunde vor Anpfiff erreichte ich die Sportanlage Hubelmatt. Das renovierte Leichtathletikstadion liegt unmittelbar neben dem gelb-goldigen Neubau der ersten Mannschaft und verfügt über eine grosse Tribüne. Schöne Geste übrigens, dass hinter der neuen Heimtribüne diejenige des alten Allmend-Stadions in ihrer Form erhalten bleibt. Trotzdem wird dadurch meine Abneigung dem FCL nicht kleiner. Heute musste ich damit aber auf der Hut sein, zumal ich doch einige Fans aus dem aktiven Umfeld unter den 130 Zuschauern ausmachte, die ebenfalls den Wucherpreis bezahlt hatten.

Einer, der wohl nichts bezahlt hatte, ist Ex-Basler und Nationalspieler Benjamin Huggel, der plötzlich neben mir an der Trese stand. Huggel arbeitet neben seinem Job beim Schweizer Fernsehen in der Nachwuchsabteilung der Luzerner. Als ich bestellte, fragte er mich, warum ich hier aufkreuze, wobei er meinen St. Galler Dialekt mehr oder weniger gelungen nachäffte. Ich klärte Huggel über meine Leidenschaft auf und holte direkt zum „Gegenschlag“ aus, der dem Beni ein verlegenes Lachen und dann ein beschämendes „in der Hitze des Gefechtes“ über die Lippen entlockte. Angesprochene Szene war sein legendärer Ausraster im Skandalspiel der EM-Barrage gegen die Türkei, als der Basler einem türkischen Betreuer beim Hinausgehen einen heftigen Tritt mitgegeben hatte.

Die anschliessende Partie war da deutlich weniger unterhaltsam. Die leicht zu favorisierenden Hausherren kamen unmittelbar nach Beginn der zweiten Hälfte zum ersten Tor und nur ein paar Minuten später machten sie mit dem 2:0 alles klar. Den Assist zum zweiten Treffer an diesem Abend lieferte übrigens der stark aufspielende Luzerner Nachwuchstorhüter Jonas Omlin. Daran änderte sich bis zum Schluss nichts mehr und für mich ging es im Anschluss mit dem Zug wieder zurück in die Westschweiz.

Nachtrag vom 12.05.15: Vor wenigen Minuten gab Benjamin Huggel bekannt, sein Amt als Nachwuchstrainer beim FC Luzern niederzulegen. Er übernimmt den Trainerposten bei den Black Stars Basel. Diese spielen in derselben Liga wie der FC Luzern II und stehen im Moment nur einen Rang hinter ihnen.


FC Barcelona - Paris Saint-Germain

Vor einiger Zeit fragte mich mit Bego ein Mitschüler an, ob ich Lust hätte mit ihm den Auftritt von PSG in Barcelona mitzuerleben. Meine Antwort war klar denn immerhin sind das zwei der besten Mannschaften der Welt und bei der Partie handelt es sich nicht um irgendein Spiel sondern um das Champions-League-Viertelfinal im grössten Stadion Europas. Und da sich der Kollege gleich auch noch um die Tickets kümmerte, musste ich nicht zweimal überlegen. Flink war ein Flug ab Genf nach Katalonien und zurück gebucht, sodass dem Kurztrip auf die iberische Halbinsel nichts mehr im Weg stand.

Mit den Badehosen im Gepäck ging es bereits mitten in der Nacht in Richtung Flughafen. Der Vorteil von solch frühen Flugzeiten ist der, dass man bereits um acht Uhr morgens in der Innenstadt von Barcelona umherstolzieren kann. Da wir aber beide schon mehrmals hier zu Gast waren fiel eine grosse Sightseeing-Tour weg und wir besuchten stattdessen den bekannten Markt Boqueria. Falls euch je nach günstigen Schweineköpfen oder halbtoten Krebsen gelüstet, kann ich euch einen Besuch hier ans Herz legen! Wir entschieden uns aber lediglich für einen Frucht-Smoothie, ehe wir wieder durch die Rambla schlenderten.

Kurz nach Mittag liessen wir uns zum Hotel chauffieren, da die Sonne doch recht vom Himmel brannte und wir nun seit neun Stunden auf den Beinen waren. Das Hotel war insgesamt sehr schön und verfügte neben einem Pool auch über ein grosses Zimmer mit Balkon. Mit seiner idyllischen Hanglage ausserhalb vom Zentrum aber in Gehdistanz zum Camp Nou war es die richtige Entscheidung.

Nun machten wir uns auf an einen der Strände, wo wir für einige Stunden sorgenfrei in der Sonne lagen und Ferienstimmung aufkam. Trotzdem war (und blieb) der Hauptgrund der Reise die Partie kurz vor 21 Uhr und so machten wir uns rechtzeitig zu Fuss auf zum Stadion. Unser Weg führte vorbei am Mini Estadi, wo die abstiegsbedrohten Zweitmannschaft Barcas spielt, ehe sich das gigantische Camp Nou vor uns auftat. Trotz der Grösse dauerte der Einlass nur wenige Minuten und wir nahmen bereits eine Stunde vor Anpfiff unsere Plätze in luftiger Höhe des dritten Ranges ein.

Normalerweise wird es mir nun jeweils ziemlich langweilig, doch hier war dies überhaupt nicht der Fall. Wer sich genug am imposanten Stadion ergötzt hat, dreht sich sich einfach um und geniesst die Aussicht auf die spanische Metropole. Und sollte jemand tatsächlich einmal genug von dieser Aussicht bekommen, bleibt ein letztes profanes Mittel zur Unterhaltung: das Publikum.

Noch gar nie habe ich so viele halbschlaue Leute in einem Stadion gesehen. Das war ja noch schlimmer als Ende Januar bei Arsenal. Geschätzte 95% der Besucher sind Touristen. Klar, wir zwei sind auch nicht von hier, tragen aber wenigsten keinen zwei Meter langen Selfiestick mit uns herum, noch filmen wir das ganze (!) Spiel mit einem iPad. Den Vogel schoss aber die Dame neben mir ab, die sich bei mir erkundigte, welche Nummer denn Xabi Alonso trage. Ja Madame, da wird es ganz schwer, wenn du den hier und heute sehen willst. Dementsprechend war dem Event abgesehen von einer kleinen Fangruppe hinter einem Tor stimmungstechnisch natürlich nichts abzugewinnen.

Klagen ist hier aber mehr als unangebracht, denn schliesslich stand ja das spielerische Highlight meiner bisherigen „Groundhopper-Karriere“ an. Denn auf dem Platz standen Neymar, Suarez, Messi, Iniesta, Pique, Alves, Xavi, Ibrahimovic, Cavani, Pastore, Verratti, Matuidi, Luiz und Lavezzi. Alles live vor Ort. Da fehlen mir die Worte – oder beinahe: Gänsehaut!

Die Ausgangslage vor diesem Duell der Superlative ist schnell erklärt. Paris verlor das Hinspiel zuhause mit 1:3, wobei das Halbfinal in (unerreichbar) weite Ferne gerutscht ist und das Unterfangen auch mit dem wieder spielberechtigten Schweden Ibrahimovic mehr als nur schwer wurde. Im Nachhinein wurden den Franzosen die Grenzen aufgezeigt. Barcelona spielte souverän und dem FCB reichte ein Doppelschlag von Neymar, zuerst nach genialer Vorarbeit von Altmeister Iniesta und dann nach einem Kopfball des Brasilianers zum 2:0 für einen ungefährdeten Heimsieg. Im zweiten Durchgang sahen die 84’477 Zuschauer ein Barca, das mehr als nur einen Gang zurückschalte und sich im Schongang das Halbfinalticket sicherte. PSG blieb erstaunlich blass und anfällig.

Somit der Spuk schneller vorbei als einem lieb war und mein Begleiter und bemitleidenswerter PSG-Fan Bego war wie die knapp sechstausend Gäste recht bedient. Trotzdem war es ein gelungener Abend mit einem Spiel der Königsklasse sowie einem nicht alltäglichen Schauplatz.


Stoke City – Southampton FC (18.04.15)

Nach dem Besuch in Wolverhampton nun also wieder per Zug zurück in Richtung Stoke, welches nach etwas mehr als einer halben Stunde Fahrt pünktlich erreicht wurde. Um trotzdem auf Nummer sicher zu gehen und um zumindest hier ja keine Minute zu verpassen hatten wir uns aber bereits im Voraus auf ein Taxi geeinigt, welches uns gewohnt billig an den „Stadtrand“ chauffierte, wo das noch junge Stadion der Potters ziemlich einsam in der Gegend rumsteht. Rundherum aber schon reges Treiben und auch wir mischten uns unter die Rot-Weissen. Zuerst mussten wir allerdings noch unsere hinterlegten Tickets abholen was wider Erwarten aber bereits beim ersten Schalter überraschend schnell und problemlos klappte. Danach trennten sich die Wege unserer Reisegruppe erstmals, da wir zwei Karten für die alleinstehende Tribüne auf der auch die Saints-Anhänger standen hatten, während sich Mirko einen Eckplatz gegenüber von uns ausgesucht hatte. Die beiden Eintrittsberechtigungen waren im Vorverkauf übrigens ohne grössere Probleme und für einen relativ fairen Preis zu erwerben.

Auch hier wiederum strahlend blauer Himmel und mit Southampton eine Überraschungs-Mannschaft zu Gast, die in letzter Zeit doch für recht grosse Furore gesorgt hat. So verloren die Saints auf die neue Saison hin nämlich abermals einige ihrer besten Spieler, die sie in Südengland jeweils gekonnt ausbilden und dann für gutes Geld an die grösseren Vereine verkaufen und trotzdem schaffen sie es mit wirtschaftlichem und sportlichem Geschick sich in diesem Jahr in der erweiterten Spitze zu etablieren. Eine schöne Entwicklung! Manager der „Ausbildungsmannschaft“ ist übrigens der Ex-Eishockeynati-Trainer Ralph Krüger und Inhaberin ist mit der steinreichen (und fast so schweren) Katharina Liebherr, die den Verein laut eigenen Angaben „nachhaltig“ führt, ebenfalls eine Schweizerin.

Da kann Stoke nicht wirklich mithalten, verbringt es doch seit einigen Jahren eine ruhige aber verhältnismässig auch „erfolgslose“ Zeit im Mittelfeld der Premier League. Und trotzdem scheint man hier auf eine breite Fanbasis zählen zu dürfen, denn mit 26’467 Zuschauern war das Britannia Stadium abermals gut gefüllt und Support habe ich auf diesem Niveau definitiv schon schlechteren gesehen. Womit wir wieder bei den Gästen wären. Dass man über 90 Minuten hinweg (trotz zwischenzeitlicher Führung) nicht mehr als den Schlager „When The Saints Go Marching In“ herausbringt, find ich das schon sehr schwach und unkreativ. Vielleicht liegt dies aber auch einfach daran, dass man in England in den meisten Stadion kein Bier auf den Rängen trinken darf. Könnte mir durchaus vorstellen, dass unter diesen Umständen der eine oder andere Engländer etwas gesangsfreudiger werden würde. 😉

Denn Grund zum Singen hatten sie wie gesagt zu Beginn allemal. In der 22. Minute gingen sie nämlich durch den Franzosen Morgan Schneiderlin mit 0:1 in Führung. Diese Führung hatte in einer eher lauen Partie auch recht lange Bestand, ehe Mame Diouf zwei Minuten nach dem Seitenwechsel (47.) zum 1:1 ausgleichen konnte. Diouf übrigens ähnelt meiner Meinung nach ziemlich dem Rapper 50 Cent, doch das nur noch als Bemerkung am Rande.

Ebenfalls am Rande; die Einwechslung des „Riesen“ Peter Crouch, der Stoke mit seinem unbeholfenen Spiel noch zum Sieg führen sollte. Tatsächlich bekam der über zwei Meter grosse Angreifer noch die eine oder andere Chance, verpasste aber jeweils kläglich. So musste es also ein anderer Einwechselspieler richten, in diesem Falle der Publikumsliebling Charlie Adam, der in der 84. Minute nach einem kuriosen Weitschuss der sich noch an die Latte senkte am schnellsten reagierte und mit seinem 2:1 Siegtreffer die Hintermannschaft der Saints relativ alt aussehen liess. Somit kollektiver Jubel bei den Potters und deren Fans. Neben Crouch fiel mir an diesem Nachmittag wieder einmal der liebe Arni auf, welcher in Sachen lustloses Auftreten seinesgleichen sucht. Konkurrenz bekommt Arnautovic da wohl am ehesten noch von unserem „Mittelfeldstrategen“ Dejan Janjatovic, der jeweils ähnlich unmotiviert über den Platz schleicht. Die Tatsache, dass beide Spieler ursprünglich aus Serbien stammen, tun wir hier jetzt mal als unglücklichen Zufall ab. Der Übername „Potters“ ist übrigens nicht auf den Zauberschüler von Hogwarts sondern vielmehr auf die hier ehemals weitverbreitete Töpfereiindustie (Pottery Industry) zurückzuführen.

Nach einer langen Nachspielzeit leerte sich das meines Erachtens recht speziell gebaute Britannia Stadium wie für England gewohnt schnell und auch wir begaben uns zum Treffpunkt, wo man kurze Zeit später wie abgesprochen den Mirko aufgabelte. Dieser bestand danach darauf zu Fuss entlang dem Fluss zurück zum Bahnhof zu gehen, da beide Parteien noch ausreichend Zeit hatten und nach kurzem Überlegen schlossen wir uns ihm an und nach einer halben Stunde durchwegs idyllischem Fussmarsch entlang dem River Trent erreichten wir wieder den Bahnhof in Stoke. Da auch noch zu diesem Zeitpunkt der Zug unseres deutschen Kumpanen erst in einer Stunde abfahren sollten und wir unsererseits jeden beliebigen Zug zurück nach Birmingham nehmen konnten, bediente man sich noch in einem Off-Licence-Store und setzte sich auf eine nahegelegene Wiese.

Irgendwann ging es dann zurück zum Bahnhof, wo wir zwei uns in Richtung Birmingham verabschiedeten, während Mirko in Richtung Manchester musste, da er am nächsten Tag noch die Partie Manchester City – West Ham besuchen wollte. Sein Bericht zur Tour übrigens hier.

Nach dem Verabschieden erreichten wir die zweitgrösste Stadt Englands ohne grosse Probleme und liessen den Abend in einem netten Pub bei „Fish & Chips“ ausklingen, ehe es in die Horizontale ging. Am nächsten Tag dann inmitten von vorfreudigen Aston-Villa-Anhänger (bezüglich FA-Cup Halbfinale im Wembley, welches man dann etwas überraschend gegen Liverpool gewann) in Richtung Flughafen ging, von wo aus wir zwei durch Herrn Easy wieder pünktlich in die Schweiz gebracht wurden. Somit ging ein abermals gelungenes Wochenende mit drei Partien von der ersten bis in die dritte Spielklasse des Landes zu Ende. Gruss noch an Mirko!


Wolverhampton Wanderers – Ipswich Town (18.04.15)

In England einen Doppler zu realisieren ist normalerweise relativ schwer, da man am Samstag mit dem drei Uhr Termin eigentlich eine ligaübergreifende Fix-Anspielzeit hat. Allerdings werden in der ersten und zweiten Liga jeweils noch wenige Partien nach hinten oder vorne geschoben, damit auch der Konsument vor der Kiste den ganzen Nachmittag beschäftigt werden kann. Diesmal war mir diese Tatsache aber relativ egal, zumal durch das Fernsehspiel mein erster Doppler auf englischem Boden Tatsache wurde.

Aber wegen der ganzen Sache jetzt nervös zu werden, nein dass dann auch wieder nicht. Und so wie gewöhnlich abgebrüht zur frühen Stunde souverän die Bettdecke zurückgeschlagen, asozial den Kollegen Schenk geweckt und in den Samstag gestartet. Nach der Morgentoilette ging es dann wieder zu Fuss weiter, allerdings nicht zurück nach Stoke sondern zum Provinzbahnhof in Longport, was aber auch knapp zwanzig Minuten Fussmarsch bedeutete. Allerdings eine willkommene Morgenfitness gewesen und ebenso pünktlich wie der Zug standen auch wir am Bahnhof und wurden zurück nach Stoke gebracht. Im Zug dann noch einen Fahrschein gelöst von Stoke bis nach Wolverhampton und da uns der Kondukteur im Zug übersah konnten wir den Fahrschein auch beim zweiten Mal für die Strecke an diesem Tag nutzen. Immerhin ein wenig Geld gespart.

Warum fahren diese Trottel überhaupt zweimal den gleichen Weg? Naja, weil das erste Spiel in Wolverhampton stattfand und Partie Nummer zwei zurück in der anderen Richtung in Stoke, wir aber unser Nachtquartier in Birmingham hatten. Also erstmal auf in Richtung Birmingham und bei den Wölfen ausgestiegen, wo noch genug Zeit für einen Stadtbummel war, ehe es gegen Mittag in Richtung Molineux gehen sollte. Die Stadt dann schon einiges einladender als noch die Häuseransammlung vom Vortag und so flanierte man bei schönstem Wetter ein bisschen in der Innenstadt mit Shopping und einem obligatem Besuch beim Herren mit den gegrillten Hühnchen aus dem Bundesstaat Kentucky.

Eine halbe Stunde vor Anpfiff dann wie geplant zu Fuss in Richtung Molineux gegangen, welches mitten in der Stadt zu finden ist. So hat man es gerne. Unsere Plätze sollten relativ nahe am Spielfeldrand, etwas links auf der Heimkurve zu finden sein und als man bei den gelben Sitzschalen eintraf grinste einem auch schon der Mirko mit grosser Sonnenbrille im Gesicht an. Der Aachener Hopper hatte von meinen Plänen gehört und ebenfalls die beiden Spiele im Visier, sodass man sich für diese Zeit zusammenschloss. Während Andrin I und Andrin II kurz vor Anpfiff in den Stadiongängen noch schnell ein Bier genossen, blieb Mirko im Rund und wachte auf unsere Rucksäcke. Danke nochmals! Kurz darauf wurde die Partie auch schon angepfiffen, bei Wetter wie aus dem Bilderbuch. Da soll mir noch jemand sagen auf der Insel regne es das ganze Jahr über. Ne nix da! Zu Beginn mit der Club-Hymne wurde es auch ein erstes Mal richtig laut, was zeigte welches Potential man hier durch die Kommerzialisierung verscherbelt. Da würden von der Lautstärke her einige Vereine in heimischen Gefilden alt aussehen. Aber schliesslich ging es ja auch noch um etwas, nämlich um einen Play-Off-Platz im Rennen um den Aufstieg ins Oberhaus. Darum auch gut Leute aus Suffolk vor Ort, die sich im Unterrang der Gegentribüne breit gemacht haben. Meiner Meinung nach würde der Gästeblock aber eher auf den neuen Anbau auf der von uns gegenüberliegenden Seite passen, welcher aber aus mir unbekannten Gründen gesperrt blieb.

Das Spiel trotz der Ausgangslage zu Beginn relativ lahm, wobei die Tractor Boys mit der ersten richtigen Chance durch ein Eigentor in Führung gingen, während sich die Wolves im Abschluss noch etwas schwer taten. Die 23’409 Zuschauer aber gut in Form und jede noch so kleine Möglichkeit wurde euphorisch beklatscht. Ansonsten der Support nur ab und an richtig gut. Trotzdem blieb es zur Pause beim knappen Vorsprung für die Gäste. Unser Ziel war es vor dem verfrühten Abgang, bedingt durch die Partie in Stoke, wenigstens noch einen Treffer des Heimteams und somit den Torjubel miterleben zu dürfen. Der Wunsch wurde anscheinend erhört und so konnte man kurz nach Wiederanpfiff erneut auf unserer Seite beobachten, wie die Gelb-Schwarzen zum mittlerweile verdienten 1:1 Ausgleich kamen. Ein paar Aktionen später war dann aber Schluss für uns mit dem schönen Molineux und man ging zügigen Schrittes zurück zum Bahnhof, wo man mit einem Bier bewaffnet den Zug bestieg und die Partie Revue passieren liess sowie über das schönste Hobby der Welt philosophierte.

Den für ein englisches Stadion relativ untypischen Namen hat die Spielstätte übrigens einem französischen Kaufmann aus dem 18. Jahrhundert zu verdanken, der in Wolverhampton ein später nach ihm benanntes Grundstück erwarb, welches über die Jahre hinweg zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt wurde und heute auch Standort des Stadions ist. Bei den Wanderers änderte sich am Spielstand zum Glück nichts mehr, was das Frühergehen rückblickend noch etwas erträglicher machte.

Kleine Info im Nachhinein: Zum Schluss der Saison verpassten die „Wolves“ den Sprung unter die Aufstiegsplätze. Davon profitierte der heutige Gegner, der im Play-Off-Halbfinal auf den Rivalen Norwich City trifft. Zwei sehr stimmungsvolle Spiele erwarten die Tractor Boys da.


Port Vale FC – Preston North End (17.04.15)

Für ein verlängertes Wochenende sollte es mich ein weiteres Mal in Begleitung von meinen Namensvetter in die „Zweitheimat“, besser gesagt auf die Insel ziehen, wo passende Anspielzeiten drei Spiele von der Premier League bis hinunter in die League One erlaubten. Ab Genf ging es per Flieger zu zweit nach Birmingham und von dort aus per Zug weiter bis nach Stoke-on-Trent. Der Flug problemlos und recht kurz, wobei man zum Schluss noch den anfangs Jahr besuchten Villa Park aus der Vogelperspektive präsentiert bekam. Im Zug dann wieder das ewige Geplänkel mit „Ich habe diese beiden Plätze reserviert.“ Die englische Bahn und ich. Keine Liebesstory! Ach ja und bevor ich es vergesse, Billette wirklich immer (!) bereits im Voraus kaufen. Hab da für die Strecke bis nach Stoke das Doppelte bezahlt als für die Tickets für den Rückweg, die ich im Voraus über das Internet gekauft hatte. Aber auch dazu gibt es eine Anekdote.

Nämlich vergass ich die Tickets sofort nach der Bestellung auszudrucken und da ich im Nachhinein nicht mehr wusste bei welchen Operator ich denn bestellt hatte wollte ich gleich mal zwei neue Karten kaufen, weil auch die Mail-Bestätigung nicht mehr aufzufinden war. Dann aber doch noch kurz eine Mail an die erstbeste „Zugcompany“ rausgelassen und prompt positiv überrascht worden. Nach weniger als einem Tag kam eine Mail mit einem freundlichen Gruss und den beiden Fahrscheinen im Anhang.

Jetzt aber zurück zur Reise, von wo aus man von Birmingham International in etwas mehr als einer Stunde Stoke erreichte, wo erst einmal Sightseeing betrieben werden sollte. Beim Ausstieg aber fehlte eine Ausschilderung hin zum Stadtzentrum und nachdem man eine beachtliche Strecke zu Fuss in die am ehesten bevölkerte Richtung hinter sich gebracht hatte einmal die ersten (!) beiden menschlichen Wesen angequatscht, wo es denn hier noch etwas Anschauliches zu bestaunen gäbe. Und dann kam sie, die Antwort des alten Herrn, welche uns zwei auch heute noch zum Schmunzeln bringt.

Doesn’t matter it’s all crap here“ meinte er auf die Frage, in welcher Richtung man denn am ehesten noch etwas zu sehen bekomme. Soso, ehrlich der Herr. Im Nachhinein muss ich ihm aber recht geben, die Umgebung um Stoke ist wirklich so ziemlich der tristeste Flecken Erde denn ich (bisher) je besucht habe. Zumal Stoke als Stadt selber eigentlich gar nicht existiert, sondern eher ein Überbegriff von sechs Ortschaften ist, die durch die vorortliche Industrie langsam zusammenwachsen. Eine dieser sechs Gemeinden ist auch Burslem, unser heutiges Ziel, wo der Port Vale FC beheimatet ist. Also überlegt wieder kehrt zu machen, uns dann aber dagegen entschieden und dafür, mal in Richtung Nachtquartier in Burslem zu laufen. Auf einem Schild stand einmal etwas von vier Kilometern und da man noch genug Zeit hatte und zudem prinzipiell gerne noch wenn möglich durch die Gegend läuft, trottete man einfach mal los. Kurz darauf dann die Erkenntnis, dass es sich hier natürlich nicht um Kilometer sondern vielmehr um Meilen handeln sollte. Schlussendlich also doch beinahe knapp zwei Stunden gehabt, mit zwei kurzen Unterbrüchen.

Während der ersten Pause wurde in einer einzigen Mahlzeit die täglich nötige Portion an Kalorien verschlungen, fatales Bild dazu hier. Beim zweiten Stopp ging es darum, einen Adapter für das Ladekabel aufzutreiben, da wir zwei Hirsche unsere natürlich wieder einmal vergessen hatten. Also in einen dubiosen Kleinladen und dort nachgefragt, einen Adapter hatten die Typen zwar nicht, so dubios waren sie dann aber gar nicht sondern sogar noch relativ nett, sodass sich der eine von den beiden sogar bereit erklärte, mit dem Velo zu seinem Kumpel zu fahren und uns einen aufzutreiben. Zwanzig Minuten später hatte man seinen Adapter und konnte den letzten Teil der Strecke zum Hotel hinter sich bringen.

Die Gegend hier übrigens sehr ärmlich, was sogleich Bedenken bezüglich der Unterkunft auslöste, obwohl diese doch auf den Bildern ganz ordentlich ausgesehen hatte. Und so war es glücklicherweise dann auch. Unser Hotel war ohne zu übertreiben tatsächlich das einzige schöne Gebäude in diesem tristen Provinzstädtchen. Es trägt den Namen The George, ist prunkvoll im Barockstil eingerichtet und Leuten, die hier einmal zu Gast sind ans Herz zu legen, zumal es auch nur wenige Minuten vom Stadion entfernt liegt. Und einen anderen Grund, dass man sich hierher verirrt finde ich nun wirklich nicht. Aber eigentlich ist ja dies genau auch das Spannende am Hoppen, das man Orte, Leute und Gegenden kennenlernt, die man als Normaltourist nie im Leben besuchen würde. Umso verwunderlicher, dass in diesem „Kaff“ einer der grössten englischen Musiker aufgewachsen ist. Robbie Williams. Dieser war es auch, der den örtlichen Clubs vor ein paar Jahren aus der finanziellen Misere gezogen hat und seither bei den Einheimischen grosses Ansehen geniesst. So konnten die „Valiants“ den Zwangsabstieg verhindern und spielen weiterhin in der dritthöchsten League One mit. Zur Gast am heutigen Abend ist Preston North End, seinerseits erster Meister des Landes, welcher sich im Gegensatz mit den Gastgebern nicht mit der Drittklassigkeit abgeben will und weiterhin gute Chancen hat im Aufstiegsrennen. Soviel also zur Ausgangslage vor dem zweitletzten Heimspiel für Port Vale.

Doch bis es soweit war stattete man noch dem Stadionpub einen Besuch ab, wo bereits reger Betrieb herrschte und man sich noch ein Pint gönnte. Neben uns viele ältere Semester zugegen, jedoch mit Stone Island und Mastrum Jacken aber immer noch passend gekleidet. Nicht wie bei uns, wo man meinen könnte die Kleider der Kurvengänger kommen direkt von der Heilsarmee. Irgendwann dann aber in Richtung Stadion aufgebrochen und auf der Gegentribüne Platz genommen, mit besten Blick auf die etwas spezielle Haupttribüne. Speziell, weil sie nur zur Hälfte ausgebaut ist. Grund dafür sind wie gesagt knappe Finanzen und für die dritte Liga eine bereits ausreichende Kapazität, wie ich später erfuhr. Von Preston waren auch schon gut Leute vor Ort, die eine Hintertortribüne vollständig füllten. Ganz stark für einen Freitagabend. Waren sicherlich zwei Tausend. Ansonsten die 7’210 Zuschauer weit verteilt im Rund, wobei die Zuschauerzahl für diese kleine Stadt gar nicht mal so schlecht ist.

Die Partie selber dann auch sehr ansprechend mit insgesamt drei Penaltytreffern, wobei die Hausherren am Schluss wohl etwas mehr mit dem hart erkämpften 2:2 anzufangen wussten wie die Favoriten aus Preston. Für die Gastgeber traf Michael O’Connor kurz nach Wiederanpfiff und in der Schlussphase doppelt vom Punkt aus. Speziell zu erwähnen gibt es noch einen ins Stadion integrierten Mc Donalds, etwas dass man so natürlich nur in England findet. Zudem noch das lächerliche Catering, welches sich weigerte Bier während dem Spiel zu verkaufen, zumal man es ja sowieso nicht auf die Ränge nehmen kann relativ sinnlos und so waren in der Pause dann alle innert kürzester Zeit vergriffen. Während dem Unterbruch dann noch einen netten älteren Herren und ehemaligen Lehrer kennengelernt, welcher viel über den Verein und sein Umfeld zu erzählen wusste, schliesslich geht er seit fast fünfzig Jahren zu den Spielen „seiner“ Valiants.

Nach Spielschluss ging es wieder langsam in Richtung Hotel, wo man nach einem weiteren netten Spiel in der englischen Provinz schnell einschlief.